Korea-Konflikt überschattet den Olympia-Auftakt
Am Freitag werden mit der üblichen großen Zeremonie die Olympischen Winterspiele in PyeongChang eröffnet. Der Austragungsort grenzt sich im Vorfeld der Spiele ganz bewusst vom verfeindeten Nachbarland im Norden ab - um Verwechslungen mit Nordkoreas Hauptstadt Pyongyang zu vermeiden, besteht man bei der Schreibweise von PyeongChang sogar auf einem großen C mitten im Wort. Alles nur, um klarzustellen, wie tief der Konflikt zwischen den beiden Koreas ist.
Dem entgegen steht ein Symbol der Einigkeit, das viele im Vorfeld der Olympischen Spiele für undenkbar gehalten hätten: Bei der Eröffnungszeremonie (Beginn um 12.00 Uhr österreichischer Zeit) werden die Delegationen von Nord- und Südkorea gemeinsam einmarschieren, unter der Flagge der Koreanischen Einheit.
Man ging sogar noch einen Schritt weiter: Erstmals in der Geschichte der Winterspiele wird es ein gemeinsames, gesamtkoreanisches Team geben - im Frauen-Eishockeyturnier tritt man mit 23 südkoreanischen und 12 nordkoreanischen Spielerinnen an. Nur eines von mehreren aufsehenerregenden politischen Zeichen - nicht alle davon sind Zeichen der Annäherung.
Kims Schwester im Süden
Machthaber Kim Jong-un schickt seine jüngere Schwester Kim Yo-jong nach Pyeongchang. Sie ist das erste Mitglied der Kim-Dynastie, das Südkorea besucht. Beobachtern zufolge will Kim seine Schwester, die bereits ein führendes Mitglied der Arbeiterpartei ist, zu einer der wichtigsten Führungspersönlichkeiten des Landes aufbauen.
Angeführt wird die nordkoreanische Delegation vom protokollarischen Staatsoberhaupt Kim Yong-nam. Er ist formal gesehen der ranghöchste nordkoreanische Regierungsvertreter, der jemals in den Süden gereist ist. Sein politischer Einfluss gilt aber als begrenzt. Er ist Vorsitzender der Obersten Volksversammlung, des formellen, aber de facto untergeordneten Parlaments der stalinistischen Diktatur.
Moon und Kim Yong-nam schüttelten Hände, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete. Die Begegnung fand kurz vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang statt. Kim Yong-nam und Kim Yo-jong waren zuvor auf dem Flughafen Incheon westlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul gelandet. Kim Yo-jong ist das erste Mitglied der Kim-Dynastie, das Südkorea besucht.
Cheerleader aus dem Norden
Sie werden auch als die "Armee der Schönheiten" bezeichnet: 229 nordkoreanische Cheerleader sind in den Süden gereist. Die handverlesenen Frauen - neben gutem Aussehen werden auch eine stramm kommunistische Gesinnung und Loyalität gegenüber der Regierung verlangt - sollen die nordkoreanischen Sportler anfeuern. Und weil es derer nicht so viele gibt, auch südkoreanische Wettkampfteilnehmer.
Die Cheerleader sorgten schon für Aufregung, als sie in knielangen, scharlachroten Mänteln mit Pelzkragen und Pelzmützen im Süden ankamen. "Ich will es nicht sagen, aber die nordkoreanischen Cheerleader sind ziemlich hübsch", schrieb ein Twitter-Nutzer. "Ihr könnt Steine auf mich werfen, aber die Wahrheit ist die Wahrheit."
Nicht alles friedlich
Die Olympischen Winterspiele haben zu einer vorsichtigen Annäherung zwischen Nordkorea und Südkorea geführt, zwei Staaten, die sich technisch gesehen immer noch im Kriegszustand befinden. Seoul spricht sogar von "Olympischen Spielen des Friedens". Es herrscht aber große Skepsis, dass die Erwärmung der Beziehungen über die Abschlussfeier hinaus Bestand haben wird.
Der international isolierte Norden hält unverdrossen an seinem Atomwaffen- und Raketenprogramm fest. Nur einen Tag vor der Eröffnungszeremonie hielt Nordkorea in Pjöngjang eine große Militärparade ab. Das nordkoreanische Staatsfernsehen zeigte mit Verspätung Bilder der am Donnerstag abgehaltenen Militärparade in Pjöngjang. Die Ausschnitte zeigten, wie Machthaber Kim Jong-un die Parade auf dem nach seinem Großvater, dem Staatsgründer Kim Il-sung genannten Platz in der Hauptstadt von einem Balkon aus abnahm.
Zu sehen waren auch Tausende von Soldaten, die an Kim und zahlreichen Militär- und Parteivertretern im Stechschritt vorbeimarschierten. Beobachter gingen anhand der Bilder aus Nordkorea davon aus, dass die Heerschau im Vergleich zu einer großen Parade im vergangenen Jahr erheblich kürzer und weniger umfangreich ausfiel. Auch hatte Nordkorea diesmal auf eine Live-Übertragung verzichtet.
Details der gezeigten Waffen waren zunächst unklar. Das Atom- und Raketenprogramm des Landes wird in der Region und von den USA als große Bedrohung angesehen. Südkoreanische Medien spekulierten, Kim könnte angesichts seines plötzlichen Annäherungskurses an das verfeindete Südkorea und der nur einen Tag später beginnenden Olympischen Winterspiele im Nachbarland die Militärparade bewusst kleingehalten haben.
Südkorea und die USA werden zudem bald wieder gemeinsame Militärübungen abhalten - der Norden reagiert darauf regelmäßig mit Wutausbrüchen und Drohungen. Sie hatten das Manöver wegen Olympia verschoben.
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