Damen-Abfahrt: Goggia siegt, die ÖSV-Damen enttäuschen

Gerührt: Olympiasiegerin Sofia Goggia
Die Italienerin Sofia Goggia siegt in Jeongseon. Ramona Siebenhofer als beste Österreicherin auf Platz zehn.

Die Hoffnungen der ÖSV-Damen auf eine Medaille in der olympischen Abfahrt im Jeongseon Alpine Sport Center waren ohnehin nicht besonders groß, mit Platz zehn durch Ramona Siebenhofer aber fuhren sie das schwächste Olympia-Ergebnis seit 1994 ein, und der 14. Rang von Veronika Stallmaier in Lillehammer sollte nicht schlechtgeschrieben werden - kurz zuvor war Ulrike Maier in Garmisch-Partenkirchen zu Tode gestürzt.

Am Mittwoch scheiterten die Österreicherinnen vor allem an ihren Nerven. Ramona Siebenhofer, die am Dienstag noch Trainingsbestzeit erzielt hatte, war bereits um zwei Uhr nachts munter, "mir hat das Herz geschlagen, das hab ich bis in die kleinen Zehen gespürt". 1,76 Sekunden fehlten ihr am Ende auf Siegerin Sofia Goggia, die nach ihren beiden Erfolgen in der olympischen Generalprobe in Jeongseon erneut gewann. Doch es wurde noch einmal knapp - weil die Norwegerin Ragnhild Mowinckel mit Startnummer 19 der 25-Jährigen noch bis auf neun Hundertstelsekunden nahekam. Lindsey Vonn aus den USA musste sich mit 0,47 Sekunden Rückstand mit Bronze begnügen. Goggia ist nun die erste italienische Olympiasiegerin in der Abfahrt.

"Ein bissl zu viel Risiko"

Stephanie Venier war lange Zeit aussichtsreich unterwegs, rutschte dann aber wegen zu viel Innenlage auf dem Skischuh weg und hatte Glück, weil der Sturzraum groß genug war, so landete die Tirolerin wenigstens nicht im Netz. Zu diesem Zeitpunkt lag sie an siebenter Stelle. "Es ist mir aber lieber, mir passiert so etwas, als dass ich im Ziel unzufrieden bin. Es war einfach ein bissl zu viel Risiko, es ist so schön dahingegangen, und auf einmal bin ich schon gelegen."

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Wesentlich schlimmer hätte auch Cornelia Hütters Fahrt enden können, die ebenfalls auf Top-Ten-Kurs lag, die aber nach der Landung nach dem Zielsprung die Skispitzen ineinander verkeilte. "Das hätte ich mir sparen können, das hätte bei 100 km/h richtig böse enden können", so wurde die Steirerin mit 1,82 Sekunden 13. Und Nicole Schmidhofer war zwar "heute so relaxed wie selten vor einem Rennstart, im Mittelteil habe ich mich aber irgendwie voll verkrampft - und dann ist überhaupt nichts mehr weitergegangen. Wenn es bei mir so aussieht, als ob ich fehlerfrei unterwegs wäre, ist es halt meistens Scheibe." Die Ergebnisliste liefert den Beweis, die Zwölfte verlor 1,80 Sekunden.

Nüchternes Fazit

ÖSV-Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum resümierte nüchtern: "Unsere Trainingsleistungen waren ganz einfach besser. Wir haben's heute nicht auf den Punkt gebracht, aber das kannst du nicht trainieren. Das Ergebnis zipft mich voll an, wir sind unter Wert geschlagen worden. Andere wie Ragnhild Mowinckel wachsen bei Olympischen Spielen über sich hinaus, sie ist ganz fein gefahren und hat gekämpft. Den Willen kann ich unserer Mannschaft wirklich nicht absprechen, die Einstellung hat zu 100 Prozent gepasst, aber es hat die Coolheit gefehlt, um das Potenzial auch abzurufen. "

Kurioses Detail am Rande: Sofia Goggia war die einzige Italienerin, die es ins Ziel schaffte - Nadia Fanchini sprang in Rücklage und baute einen kapitalen Sturz, Federica Brignone flog ins Netz und Nicole Delago schied ebenfalls aus.

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