Von Nina Ortlieb mit ihren 19 Operationen über Cornelia Hütter (drei Kreuzbandrisse) bis hin zu Christina Ager, der Schnellsten im ersten Abfahrtstraining am Donnerstag in Cervinia, die auch schon zwei Mal am Kreuzband operiert wurde.
Radikaler Schnitt
Mirjam Puchner war im Jahr 2020 am Scheideweg gestanden. Die Salzburgerin litt unter den Nachwehen eines Unterschenkelbruchs, heftige Schmerzen waren ein ständiger Begleiter und brachten Puchner an den Rande der Verzweiflung. „Das war vom Kopf her nur mehr mühsam, weil du irgendwann die Freude verlierst“, erzählt die 31-Jährige.
Puchner entschloss sich damals in der Not zu einem radikalen Schritt. Sie ließ sich das beleidigte Wadenbein durchschneiden. „Das war die letzte Option. Sonst hätte ich den Hut drauf schmeißen müssen. Nach der OP habe ich aber schnell gespürt, dass es jetzt ganz etwas anderes ist.“
Seit diesem ungewöhnlichen Eingriff geht’s in der Karriere der Abfahrerin steil bergauf. Bei den Winterspielen 2022 in Peking gewann Puchner im Super-G die Silbermedaille und feierte den größten Erfolg der Laufbahn.
In der vergangenen Saison war die Pongauerin als Fünfte die beste Österreicherin im Abfahrtsweltcup, in der WM-Abfahrt verpasste sie als Vierte nur knapp eine Medaille. „Ich habe in den letzten Jahren gemerkt, was es wieder heißt, ohne Schmerzen Ski fahren zu können“, sagt Puchner. „Man kann sich nicht vorstellen, wie schlimm das ist, wenn man dauernd Schmerzen hat. Das beschäftigt einen und war auch für den Kopf extrem anstrengend.“
Ruhiger Zugang
All die Erlebnisse und Ereignisse der vergangenen Jahre haben Mirjam Puchner gelassener gemacht. Dass die Vorbereitung auf diese neue Saison, die für sie am Wochenende mit den Abfahrten am Matterhorn beginnt, nicht optimal war, kann sie heute nicht mehr aus der Ruhe bringen.
Im Trainingslager in Chile konnte Puchner wegen einer Erkrankung nicht alle Einheiten wie gewünscht absolvieren, danach verhinderten die milden Temperaturen ein adäquates Speedtraining. „Wir haben wenig trainiert und haben auch wenig internationale Vergleiche. Ich profitiere aber sicher davon, dass ich schon einige Jahre dabei bin.“
Trotzdem braucht auch eine routinierte Läuferin wie Mirjam Puchner immer einige Zeit, um wieder richtig auf Touren zu kommen. „Man muss sich schon erst wieder an die Geschwindigkeit gewöhnen. Das geht nicht so auf Knopfdruck“, erklärt die 31-Jährige.
Obendrein wenn es auch noch über eine völlig neue Abfahrtspiste wie jene in Zermatt geht, die den Läuferinnen wenig Orientierungspunkte liefert. Puchner hat sich deshalb bewusst die Trainingsfahrten der Männer angesehen und sich bei der obligaten Streckenbesichtigung mehr Zeit genommen als üblich. „Diese Abfahrt wird in gewisser Weise eine Wundertüte.“
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Mirjam Puchner kann sich freilich auf ihren Instinkt verlassen. Auch die Olympiastrecke 2022 in Peking war für sie völliges Neuland gewesen. Dann fuhr sie prompt den größten Erfolg ihrer Karriere ein.
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