„Es war eine einzige Katastrophe“, erinnert sich Lukas Greiderer. Ausgerechnet der größte Erfolg seiner Karriere, der überraschende Gewinn der Bronzemedaille bei den Winterspielen in Peking, hatte den Routinier völlig aus der Spur gebracht.
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„Eine Einzelmedaille bei Olympia war für mich immer unerreichbar“, erzählt Lukas Greiderer. „Das war ein sehr schräger Tag. Komischerweise hat es ab dem Zeitpunkt nicht mehr geklappt.“
Im Winter nach dem Medaillengewinn war Greiderer nur mehr in der Rubrik unter ferner sprangen und liefen zu finden. Seine Form, Fitness und Freude reichten nur zu zwei neunten Plätzen, Teambronze bei der WM in Planica verdankte er nur der Erkrankung seines Kollegen Franz-Josef Rehrl, für den Greiderer einspringen musste. „Das war aber auch schon das einzig Positive in der Saison.“
Lukas Greiderer erweckte phasenweise nicht mehr den Eindruck, als würde ihm das Leben als Nordischer Kombinierer noch Spaß machen. Er war bei den Wettkämpfen zwar körperlich anwesend, aber nicht immer richtig bei der Sache. „Es hat von der Motivation über das Körpergewicht bis zum Material hinten und vorne nichts gepasst. Ich bin in ein Loch gefallen, mir hat das Feuer gefehlt“, gesteht der Tiroler.
Natürlich hatten auch die vielen Saisonen ihre Spuren hinterlassen. Die Jahreszahlen ändern sich, die Weltcup-Destinationen, Teamhotels und Abläufe sind allerdings seit Ewigkeiten die gleichen. „Man macht das schon ewig und kommt in so einen Trott hinein“, erzählt der 30-jährige Kombinierer, der sich nicht nur einmal die Sinnfrage gestellt hat. „Irgendwann denkt man sich: Was kommt danach, wäre es nicht vielleicht Zeit für etwas anderes?“
Die Antwort auf diese Frage ist an diesem Wochenende in Ramsau am Dachstein zu sehen. Lukas Greiderer kombiniert beim Heimweltcup im WM-Ort von 1999 und dabei wirkt der Tiroler, als hätte er eine intensive Frischzellenkur hinter sich.
Die negativen Statements kommen ihm nicht mehr über die Lippen, auch die Körpersprache verrät, dass Lukas Greiderer wieder mit Leidenschaft und Elan bei der Sache ist. Was so eine sechswöchige Auszeit alles bewirken kann.
Nach dem letzten Winter hatte Lukas Greiderer eineinhalb Monate lang nicht wie ein Nordischer Kombinierer gelebt. Er hat auf das obligate Langlauf- und Rollertraining gepfiffen und auch um den Kraftraum einen weiten Bogen gemacht.
Neue Motivation
Je länger die Auszeit dauerte, umso mehr erkannte der Tiroler: „Das kann es ja auch nicht sein. Mir geht etwas total ab. Das habe ich in diesen sechs Wochen für mich rausgefunden.“
Und noch etwas stellte Lukas Greiderer in diesen sechs Wochen fest. „Das Wichtigste ist, dass du eine Gaudi hast. Ob es dann um Platz 1 oder Platz 30 geht, ist eigentlich wurscht. Es ist einfach nur geil, da runter zu springen und dann mit den anderen um die Wette zu laufen.“
Wobei der Routinier natürlich schon noch Ziele hat und verfolgt. Nur aus Jux und Tollerei ist Lukas Greiderer ja auch nicht Kombinierer geworden. „Ich will nicht mitschwimmen, sondern vorne mitmischen. Das mache ich jetzt noch drei, vier Jahre richtig gescheit.“
Beim "Comeback" sollte es Platz 16 werden.
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