ÖSV-Damen-Cheftrainer Kriechbaum: "Sind noch nicht so weit"
Am Samstagabend flüchtete sich Jürgen Kriechbaum noch in Galgenhumor: "Wir treten an, um Rekorde zu brechen", sagte der Cheftrainer der ÖSV-Damen nach dem schlechtesten Riesenslalom-Ergebnis überhaupt. Ricarda Haaser war in Maribor an 23. Stelle noch die Beste in Rot-Weiß-Rot gewesen.
Am Sonntagmittag hellte sich Kriechbaums Miene zwar auf, weil es im Slalom am Pohorje doch einige Lichtblicke gab (siehe unten); die Baustellen aber bleiben. Zum Beispiel im Riesenslalom, am Samstag "ein Ausrutscher im wahrsten Sinne des Wortes". Zwar konnte Anna Veith – im dritten Rennen ihres Comebacks! – die erste Hälfte ihres Arbeitstages als starke Sechste absolvieren, im zweiten Lauf aber schied die Olympiasiegerin aus.
"Das war schade für sie, denn Anna hätte die Punkte gebraucht", weiß der Oberösterreicher, der auch auf den Ausfall der aktuellen Nummer eins im ÖSV-Riesenslalom-Team – Stephanie Brunner – verweist. "Und die Spitze haben wir derzeit nicht so abgesichert wie in den letzten Jahren. Schon damals hat es hinter Anna und Eva-Maria Brem ähnlich ausgesehen."
Dass die Tiroler Siegerin des Riesenslalom-Weltcups mit Schien- und Wadenbeinbruch ausfällt, ist nicht das einzige Problem. Denn Rückkehrerin Anna Veith braucht noch Zeit, mit Cornelia Hütter fehlt die beste Speedfahrerin und die einzige, bis bislang auf dem Podest stand, und auch Carmen Thalmann ist out (beide Kreuzbandriss).
Entwicklungsstufen
"Bei den Italienerinnen läuft es derzeit so: Wenn eine ausfällt, ist eine andere da. Wir sind in der Mannschaftsentwicklung nicht so weit." Jürgen Kriechbaum erlebt eine spezielle Situation, "aber wenn die Topstars fehlen, kannst du nicht den nächsten aus dem Ärmel zaubern. Und wenn ein Rennen scheiße läuft, kommt so ein Ergebnis wie am Samstag raus."
Verzweifelt ist er nicht. "Wir haben in diesem Winter schon 21 Damen in die Punkteränge gebracht, im ganzen letzten waren es 26. 2010 hatten wir nur 14!" Vielmehr rät er, jene zu schätzen, die gute Leistungen zeigen. "Weltcuppunkte holen, dann in die Top Ten fahren, und dann geht’s weiter. Klar sind die Erwartungen der Öffentlichkeit andere – aber die können wir jetzt nicht erfüllen."
Die nächsten Schritte zur Besserung sollten in den kommenden Wochen mit der Fortsetzung der Speedbewerbe folgen. Nicole Schmidhofer (nach Kreuzbandriss), Ramona Siebenhofer (nach Knöchelproblemen) und Tamara Tippler (nach Einriss im Kreuzband) brauchen Rennen, um in Form zu kommen, "und wir hatten ja noch nicht so viele Speedrennen."
Klar ist für Jürgen Kriechbaum aber auch: "Die Podestdiskussion erübrigt sich im Moment ein bissl. Ein Stockerlplatz kann passieren, wenn jemand überraschend zuschlägt, aber die anderen müssen sich erst formieren. Und von WM-Medaillen müssen wir auch nicht reden, weil dafür derzeit die Basis fehlt. Einige fahren eine gute Saison, aber bei ihnen ist halt der Maßstab ein anderer."
Hoffnung für die Zukunft macht der 50-jährige Wahl-Tiroler am Beispiel der Italienerinnen, deren Resultate "vor drei Jahren sehr dürftig waren. Aber sie haben seither gute Aufbauarbeit geleistet. Die Nagelprobe für uns wird sein, ob die Geduld vorhanden ist, zu warten, bis die Verletzten und Rekonvaleszenten wieder voll da sind."
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