Die große Abfahrtshoffnung des ÖSV, die keine sein möchte

Mirjam Puchner
Mirjam Puchner präsentierte sich im Training für die Abfahrt am Sonntag extrem stark und ist plötzlich Medaillenanwärterin.

Natürlich kann Mirjam Puchner vor der heutigen WM-Abfahrt (11.30 Uhr, live ORF1) darauf verweisen, dass sie in diesem Weltcupwinter bisher, gelinde gesagt, einen ziemlichen Stiefel zusammengefahren ist. Selbstverständlich kann sie jetzt die Favoritinnen rauf- und runter deklinieren und sich demonstrativ zum Underdog stempeln. Allein wird ihr das inzwischen niemand mehr abnehmen. Nicht nach den letzten beiden Trainingsläufen über die Ulli-Maier-Abfahrtsstrecke, die Puchner auf den Rängen eins und zwei beendet hatte.

Beim Abschlusstraining hatte die 32-Jährige noch einmal alles unternommen, um ja nicht mit der schnellsten Zeit gestoppt zu werden. Lange vor dem Ziel ließ Mirjam Puchner die Abfahrtshocke bleiben und fuhr aufrecht durch die letzten Tore. Trotzdem lag sie nur 22 Hundertstelsekunden hinter der Tschechin Ester Ledecka. „Die Favoritinnen sind aber andere. Mir taugt es richtig, aber halten wir den Ball flach“, betonte die Pongauerin, die augenscheinlich Lunte wittert: „Ich verspüre keinen Druck und kann mit einer Lockerheit reingehen. Das ist meine Herangehensweise.“

Feier-Marathon

Die Gold-Medaille von Stephanie Venier im Super-G war jedenfalls eine Befreiung für das gesamte Team. Die Tirolerin ließ es im Abschlusstraining gemütlicher angehen und schwang während der Fahrt ab. Wer kann es Venier auch verdenken: Die 31-Jährige hat einen wahren Feiermarathon mit vielen Interviews und Ehrungen hinter sich.

„Ich muss fokussiert bleiben. Ich muss meinen Plan durchziehen. Abfahrtfahren ist nicht zum Spaßen, da muss man zu hundert Prozent bei der Sache sein. Ich habe schon ein Gold in der Tasche, das kann mir keiner mehr nehmen. Alles was noch kommt, ist eine Draufgabe“, meinte die Tirolerin.

Stephanie Venier könnte in Saalbach-Hinterglemm Geschichte schreiben: Mit dem goldenen Speed-Double und dem Gewinn im Super-G und in der Abfahrt. Zuvor war dies nur der Schweizerin Maria Walliser 1987 in Crans Montana, der Schwedin Anja Pärson 2007 in Aare, der US-Amerikanerin Lindsey Vonn 2009 in Val d'Isere sowie zuletzt der Steirerin Elisabeth Görgl 2011 in Garmisch-Partenkirchen gelungen.

An Stelle von Ricarda Haaser, die sich im Super-G einen Kreuzbandriss zugezogen hat, kommt heute in der Abfahrt Ariane Rädler zum Einsatz. Dazu ließ der ÖSV Christina Ager ins Glemmtal kommen, die in der kommende Woche in der Kombination starten soll.

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