Die neue Freude an der einstigen ÖSV-Krisendisziplin
Es ist noch gar nicht so lange her, da hätte ein Ergebnis wie im zweiten Riesentorlauf von Alta Badia im österreichischen Team einen Riesenjubel ausgelöst. In der Anfangsphase der Post-Hirscher-Ära wäre eine Mannschaftsleistung mit vier Läufern in den Top 20 wie einer der Siege des Stars gefeiert worden.
Als Manuel Feller am Montag im Ziel seinen fünften Rang analysierte, sprach der Tiroler von "Schadensbegrenzung" und ging mit sich streng ins Gericht. "Wenn du über zwei Sekunden im ersten Durchgang kriegst, dann kannst du auch nicht zufrieden sein", sagte der Tiroler.
Auf Hirschers Spuren
Und streng genommen war dieser zweite Riesentorlauf auf der Gran Risa ja auch der schlechteste ÖSV-Auftritt in dieser Disziplin in diesem Winter, nachdem in den ersten drei Rennen stets ein Österreicher auf dem Podium gestanden war. Aber allein das verdeutlicht, welch rasante Entwicklung das Riesentorlaufteam genommen hat und wie hoch die ÖSV-Ansprüche wieder sind.
Nach dem Rücktritt von Hirscher, dessen Erfolge die massiven Schwächen im Riesentorlauf lange überdeckt hatten, war in der Saison 2019/’20 in der Weltcupwertung kein Österreicher unter den Top 15 zu finden. Als Konsequenz griff man beim ÖSV auf die Expertise aus dem Team Hirscher zurück. Seither trainieren einige Riesentorlauf-Spezialisten unter Aufsicht von Hirschers Ex-Coach Mike Pircher und Papa Ferdinand Hirscher. Der vierte Rang von Patrick Feurstein im ersten Rennen am Sonntag – am Montag wurde der Vorarlberger nur 32. – war auch ein Erfolg Made by Hirscher.
"Wir haben schon gewusst, dass wir gut sind, aber diese Aufwärtstendenz im Riesentorlauf mit gleich drei Podestplätzen kommt auch für mich etwas überraschend", gesteht ÖSV-Herrenchef Andreas Puelacher.
Auf Hulk Hogans Spuren
Keine Sensation war hingegen der gestrige Sieger auf der Gran Risa. Marco Odermatt war eine Sekunde schneller als der Zweite und feierte seinen dritten Saisonsieg im Riesentorlauf. Und es stellt sich mehr und mehr die Frage, wer den Schweizer auf dem Weg zum Gesamtweltcupsieg stoppen soll.
"Er fährt konstant wie Marcel Hirscher, ist verwegen wie Bode Miller, cool wie Kjetil Andre Aamodt, zielstrebig und schlaksig wie Pirmin Zurbriggen. Und wenn Marco im Zielraum sein T-Shirt auszieht, erinnert mich sein Oberkörper an den US-Wrestling-Helden Hulk Hogan" – so beschreibt Rainer Schönfelder in seinem Podcast Schönis GeSKIchten Marco Odermatt.
Ob er sich denn schon als Nachfolger von Marcel Hirscher sehe, wurde der 24-Jährige nach dem klaren Sieg in Alta Badia gefragt.
Odermatts Antwort: "Hirscher hat hier mit drei Sekunden Vorsprung gewonnen."
Kommentare