NHL: American Dream in Berlin

Thomas Vanek und die Buffalo Sabres zauberten einen kitschigen Hauch von Hollywood in die Halle.

Am Ende gehörte die riesige Eisfläche Thomas Vanek ganz allein. Er zog seine Runden durch die weite O2-World in Berlin, ein greller Scheinwerfer folgte dem Steirer auf Schritt und Tritt. Und als er sich der Plexiglas-Wand näherte, die im Eishockey das Spektakel von der Masse trennt, tobte das Publikum.

Zum fünften Mal zelebrierte die National Hockey League (NHL) ihren Saisonauftakt in Europa, die Partie zwischen den Buffalo Sabres mit Thomas Vanek und den Los Angeles Kings am Samstag war gleichermaßen Höhepunkt und Ende der Tournee: Zum ersten Mal machte die beste Eishockey-Liga der Welt in Deutschland Station, 14.300 wollten das Schaulaufen der flinksten, athletischsten und teuersten Eishockey-Spieler des Planeten sehen, darunter rund 2000 Österreicher. Angereist waren sie aus Kärnten, Oberösterreich und Wien, gehüllt in Buffalo-, Capitals- und Black-Wings-Linz-Dressen.

Ausnahmeerscheinung

"Ich wusste, dass viele Fans aus Österreich kommen werden, aber mit so vielen hatte ich nicht gerechnet", sagte Vanek nach dem Spiel, dessen Ausgang von Anfang an zweitrangig gewesen war. 4:2 gewann Buffalo die Partie gegen die auf allen Positionen unterlegenen Kalifornier.

Dass Vanek weniger dominant spielte als noch am Vortag in Helsinki beim 4:1 gegen die Anaheim Ducks (zwei Tore, ein Assist), aber dennoch bei den ersten beiden Treffern seinen Stock entscheidend im Spiel hatte, zeugt von seiner Ausnahmestellung im Team. Vaneks Stellung in der Liga verdeutlichte ein Spot, der in einer Drittelpause auf dem großen Videowürfel in der Arena zu sehen war. Dank eines unwiderstehlichen Sololaufes landete der Österreicher bei der Wahl der spektakulärsten Tore der vergangenen Saison auf Platz sieben.

Der zweite Star

Eher als Katalysator für die Stimmung in der Halle denn als Belohnung für eine - zugegeben - bestenfalls solide Vorstellung gab es für Vanek den Titel "zweiter Star des Abends". Eine Auszeichnung, die dem 27-Jährigen die intime Overtime auf dem Eis bescherte. Neben den Ehrenrunden gab es für die Fans in den ersten Reihen auch Materielles vom Stürmerstar: Schläger, Handschuh und sonstige Ausrüstungsgegenstände schleuderte Vanek in Richtung der Sektoren mit den rot-weiß-roten Fahnen.

Den Lärmpegel konnte nicht einmal Buffalo-Verteidiger und Lokalmatador Christian Ehrhoff aus Deutschland toppen.

Freilich rentierte sich der Trip nicht nur für die Fans. Seit Jahren versucht die NHL, den Sport-Markt Europa zu erschließen. Die Konkurrenz ist in den USA mit den Nationalsportarten Baseball und Football sowie Basketball groß, aber ebenso die Eishockey-Tradition in vielen europäischen Ländern. Was liegt näher, als die neue Zielgruppe mit einem Abend voll Spektakel und Inszenierung zu verführen?

Kitsch me, if you can

Daher durfte in der O2-World auch eine blonde Frau im Abendkleid nicht fehlen, die sich vor Spielbeginn aufopfernd durch die Höhen und Tiefen der amerikanischen und deutschen Hymne oktavierte - zur perfekten Familienunterhaltung Marke Hollywood hat nur noch ein Kriegsveteran gefehlt.

Man kann diesen Schnickschnack, diese Amerikanisierung des Sports, verteufeln, doch Samstagnacht fügten sich diese vielen grellen, lauten Einzelteile zu einem glamourösen, harmonischen Ganzen.

Am Ende war es Thomas Vanek, der den Takt vorgab.

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