Die Verwirrung am Schanzentisch hält an

Unzufrieden: FIS-Präsident Gian Franco Kasper aus St. Moritz
Pünktlich zur Olympia-Saison ist alles noch ein bisserl komplizierter.

Es könnte so einfach sein: Skispringer stoßen sich ab, rauschen den Anlauf hinunter, heben ab, ziehen einen schönen Sprung und setzen mit Telemark möglichst spät wieder auf. Und der mit den beiden weitesten und/oder schönsten Flügen gewinnt.

Aber warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht? Also wurde zum vergangenen Winter die freiwillige Anlaufverkürzung durch Trainer eingeführt; schon zuvor wurde der Einfluss von Auf- und Rückenwind per Computer ins Ergebnis eingerechnet. Und zum Olympiawinter gibt es nun noch eine neue Regel, damit es ja nicht fad wird. Und die geht so:

Ein Springer muss im Fall der Anlaufverkürzung durch den Trainer mindestens 95 Prozent der Hill Size erreichen, um Bonuspunkte zu erhalten. Heißt: Fliegt er auf einer 120-Meter-Schanze 114 Meter, gibt es Bonuspunkte. Schafft er das nicht, gibt es nichts.

Grund für die Änderung im Reglement sind Trainer, die im vergangenen Winter entdeckt hatten, dass mit kürzerem Anlauf unter Umständen eine bessere Weite möglich ist – oder ein sichererer Flug, je nachdem, wie weit die Konkurrenz schon geflogen ist und wie der Wind weht. Dazu kamen dann natürlich die Bonuspunkte, weil die Ausgangslage für ihren jeweiligen Athleten ja schwieriger war als für die anderen.

Diesen Vorteil auszunutzen, war legal, doch schon nach der Nordischen Ski-WM im Val di Fiemme hatte FIS-Präsident Gian Franco Kasper über die Folgen an den Schanzen geklagt: „Es ist für Zuschauer mehr oder weniger unmöglich, das noch zu verfolgen.“

Mehr Kompensation

Wer jetzt glaubt, dass damit aber nun auch wirklich genug Verwirrung gestiftet worden wäre, der wird an diesem Wochenende in Klingenthal oder daheim vor dem Fernseher eines Besseren belehrt werden. Denn die bisher schon vergebenen Kompensationspunkte für Sprünge bei Rückenwind werden noch einmal mehr, und zwar gleich um 21 Prozent. Immerhin wollen die Verantwortlichen ab dem Start zur Vierschanzentournee in Oberstdorf den Fans am Bakken ein Licht aufgehen lassen – in Form eines Lichtstrahls, der anzeigen soll, welche Weite nötig ist, um die Führung im Bewerb zu übernehmen.

Doch so einfach ist auch das nicht: Derzeit wird diskutiert, wie dieser Plan technisch umzusetzen ist ...

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