Neue Missbrauchsvorwürfe im Skisport

Karl "Charly"
Eine ehemalige Rennläuferin beschuldigt ÖSV-Trainerlegende Charly Kahr der Vergewaltigung. Auch der Name Toni Sailer fiel in dem Bericht der "Süddeutschen" erneut.

Die Missbrauchsaffäre im österreichischen Skirennsport dürfte unmittelbar vor dem Auftakt zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang um ein weiteres erschütterndes Kapitel reicher sein. in einem Exklusiv-Bericht der Süddeutschen Zeitung berichten mehrere ehemalige Skirennläuferinnen, die nicht genannt werden wollen, von schweren Übergriffen bis hin zur Vergewaltigung von Trainern, Serviceleuten und Funktionären (hier geht's zum SZ-Bericht).

Die Fälle sollen bis zu 50 Jahre zurück liegen, mehrmals fällt der Name der österreichischen Trainer-Legende Charly Kahr. Der heute 85-Jährige war von 1966 bis 1970 Cheftrainer der ÖSV-Damen. "Ich habe schon geschlafen, da ist Kahr auf einmal ins dunkle Zimmer gekommen und hat mich vergewaltigt. Ich habe ihn erst bemerkt, als er schon auf mir lag. (...) Ich hätte mich wehren sollen. Aber das traust du dich in dem Moment nicht. Er war mein Trainer, du hast zu ihm aufgeschaut als 16-jähriges Mädchen“, wird eine ehemalige ÖSV-Skifahrerin zitiert.

"Heut' kommst du dran!"

Eine zweite Ex-Skirennläuferin erklärte ebenfalls in einer eidesstattlichen Erklärung, dass Kahr sie im Winter 1976 im Rahmen des Weltcups in Quebec vergewaltigen wollte. Sie sei vom damals bereits als Herren-Cheftrainer arbeitenden Steirer mit den Worten "Heut' kommst du dran!" in ein Zimmer gezerrt worden, habe aber ins Bad flüchten können, wo sie sich einsperrte und später flüchtete. Kahr sei damals wie der ebenfalls im Zimmer anwesende Toni Sailer schwer betrunken gewesen. Die Betroffene hatte ihre Geschichte schon im November im Standard erzählt, damals ohne Namen zu nennen.

"Mir bleibt nichts erspart"

Über einen Anwalt ließ Kahr mitteilen, dass "die gegen meinen Mandanten erhobenen Vorwürfe samt und sonders aus der Luft gegriffen sind und kein einziger der von Ihnen genannten Vorfälle jemals stattgefunden hat", schreibt die SZ. Auch der ÖSV gab an, darüber nichts zu wissen. In der Online-Ausgabe der Kleinen Zeitung wird Kahr wie folgt zitiert: "Mir bleibt nichts erspart. So etwas brauchst im Leben und das mit 86 Jahren."

Kahr erlangte als "Downhill-Charly" Berühmtheit. Mit Österreichs Abfahrern holte er als Trainer ab 1972 große Erfolge, Franz Klammer gewann 1976 in Innsbruck Olympisches Gold.

Kommentare