Nach Wengen-Sturzorgie: Diskussionen um dichtes Programm im Weltcup

Aleksander Aamodt Kilde ist nicht dafür bekannt, dass er schnell außer Atem kommt. Dem Norweger werden nicht nur die kräftigsten Oberschenkel im gesamten Weltcup bescheinigt, er gilt auch noch als Ausdauerwunder.
Es hat also was zu heißen, wenn ein Kraftlackl wie Kilde einmal in die Knie gezwungen wird, wie am Samstag im Ziel-S der Lauberhornabfahrt. Geschwächt von einer Erkältung, aber auch gezeichnet vom intensiven Programm in Wengen, knallte der 31-Jährige ins Fangnetz und zog sich eine schwere Unterschenkelverletzung zu. Kilde musste an der Piste eine halbe Stunde erstversorgt werden, ehe er mit dem Hubschrauber abtransportiert werden konnte.
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Wichtiger Appell
Der schwere Sturz des besten Abfahrers der letzten Jahre trübte das große Schweizer Skifest bei Postkartenwetter am Fuße von Eiger, Mönch und Jungfrau. Publikumsliebling Marco Odermatt, der seinen zweiten Heimsieg innerhalb von 48 Stunden feierte, konnte sich nicht richtig freuen. „Das tut weh, wenn sich ein Freund verletzt“, erklärte der 26-Jährige und richtete einen Appell an die FIS-Verantwortlichen. „Ich hoffe, das ist allen eine Lehre. Mehr ist nicht immer besser.“
1. Marco Odermatt (SUI) 2:25,64
2. Cyprien Sarrazin (FRA) 2:26,23 +0,59
3. Dominik Paris (ITA) 2:27,56 +1,92
4. Adrian Smiseth Sejersted (NOR) 2:27,84 +2,20
5. Vincent Kriechmayr (AUT) 2:28,13 +2,49
6. Adrien Theaux (FRA) 2:28,19 +2,55
7. Nils Allegre (FRA) 2:28,36 +2,72
8. Niels Hintermann (SUI) 2:28,38 +2,74
9. Ryan Cochran-Siegle (USA) 2:28,41 +2,77
10. Mattia Casse (ITA) 2:28,63 +2,99
Bryce Bennett (USA) 2:28,63 +2,99
12. Otmar Striedinger (AUT) 2:28,73 +3,09
13. Stefan Rogentin (SUI) 2:28,87 +3,23
14. Franjo Von Allmen (SUI) 2:29,43 +3,79
15. Josua Mettler (SUI) 2:29,53 +3,89
16. Jared Goldberg (USA) 2:29,54 +3,90
17. Daniel Danklmaier (AUT) 2:29,76 +4,12
18. Blaise Giezendanner (FRA) 2:29,82 +4,18
19. Christof Innerhofer (ITA) 2:29,95 +4,31
20. Elian Lehto (FIN) 2:30,01 +4,37
21. James Crawford (CAN) 2:30,04 +4,40
22. Alexis Monney (SUI) 2:30,27 +4,63
23. Guglielmo Bosca (ITA) 2:30,56 +4,92
24. Lars Rösti (SUI) 2:30,59 +4,95
25. Sam Morse (USA) 2:30,70 +5,06
26. Miha Hrobat (SLO) 2:30,72 +5,08
27. Gilles Roulin (SUI) 2:30,77 +5,13
28. Andreas Sander (GER) 2:30,78 +5,14
29. Pietro Zazzi (ITA) 2:30,84 +5,20
30. Luis Vogt (GER) 2:31,04 +5,40
Ausgeschieden u.a.: Stefan Babinsky (AUT), Cameron Alexander (CAN), Aleksander Aamodt Kilde (NOR), Justin Murisier (SUI), Florian Schieder (ITA)
Tatsächlich stellt sich die Frage, ob drei Speedrennen innerhalb von 48 Stunden auf der längsten Abfahrtsstrecke der Welt unbedingt sein müssen. Einerseits verliert der Abfahrtsklassiker dadurch den Reiz, andererseits werden die Läufer unnötigen körperlichen Strapazen ausgesetzt.
Dass die Läufer am Limit waren, konnte in Wengen am Samstag jeder an den vielen Ausfällen und den schmerzverzerrten Gesichtern im Ziel sehen. Zumal vor den zwei Rennen ja auch noch zwei Trainingsläufe auf dem Programm gestanden waren.
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Viele Absagen
Der Weltverband FIS hat diesen strengen und engen Terminplan freilich auch selbst zu verantworten. Nach der erwartbaren Absage der Zermatt-Abfahrten im November, die sich Präsident Johan Eliasch eingebildet hat, müssen Rennen nachgeholt werden. Und weil auch die zwei Abfahrten in Beaver Creek nicht stattfinden konnten, kam es nun in Bormio und Wengen notgedrungen zu Doppelabfahrten.
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In Bormio zog sich Marco Schwarz einen Kreuzbandriss zu, in Wengen erwischte es mit dem Franzosen Alexis Pinturault (Kreuzbandriss) und Kilde die nächsten Stars.
Der Stress und die Herausforderungen für die Abfahrer werden freilich nicht weniger. Nach Wengen wartet am Wochenende die Streif, auf der ebenfalls zwei Abfahrten stattfinden.
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