Nach Wengen-Sturzorgie: Diskussionen um dichtes Programm im Weltcup

Nach Wengen-Sturzorgie: Diskussionen um dichtes Programm im Weltcup
Mit Aleksander Aamodt Kilde verletzte sich der nächste Star. Nach der Gala von Marco Odermatt stellte sich in Wengen die Frage: Waren drei Rennen auf der längsten Abfahrt der Welt zu viel?

Aleksander Aamodt Kilde ist nicht dafür bekannt, dass er schnell außer Atem kommt. Dem Norweger werden nicht nur die kräftigsten Oberschenkel im gesamten Weltcup bescheinigt, er gilt auch noch als Ausdauerwunder.

Es hat also was zu heißen, wenn ein Kraftlackl wie Kilde einmal in die Knie gezwungen wird, wie am Samstag im Ziel-S der Lauberhornabfahrt. Geschwächt von einer Erkältung, aber auch gezeichnet vom intensiven Programm in Wengen, knallte der 31-Jährige ins Fangnetz und zog sich eine schwere Unterschenkelverletzung zu. Kilde musste an der Piste eine halbe Stunde erstversorgt werden, ehe er mit dem Hubschrauber abtransportiert werden konnte.

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Wichtiger Appell

Der schwere Sturz des besten Abfahrers der letzten Jahre trübte das große Schweizer Skifest bei Postkartenwetter am Fuße von Eiger, Mönch und Jungfrau. Publikumsliebling Marco Odermatt, der seinen zweiten Heimsieg innerhalb von 48 Stunden feierte, konnte sich nicht richtig freuen. „Das tut weh, wenn sich ein Freund verletzt“, erklärte der 26-Jährige und richtete einen Appell an die FIS-Verantwortlichen. „Ich hoffe, das ist allen eine Lehre. Mehr ist nicht immer besser.“

Tatsächlich stellt sich die Frage, ob drei Speedrennen innerhalb von 48 Stunden auf der längsten Abfahrtsstrecke der Welt unbedingt sein müssen. Einerseits verliert der Abfahrtsklassiker dadurch den Reiz, andererseits werden die Läufer unnötigen körperlichen Strapazen ausgesetzt.

Dass die Läufer am Limit waren, konnte in Wengen am Samstag jeder an den vielen Ausfällen und den schmerzverzerrten Gesichtern im Ziel sehen. Zumal vor den zwei Rennen ja auch noch zwei Trainingsläufe auf dem Programm gestanden waren.

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Viele Absagen

Der Weltverband FIS hat diesen strengen und engen Terminplan freilich auch selbst zu verantworten. Nach der erwartbaren Absage der Zermatt-Abfahrten im November, die sich Präsident Johan Eliasch eingebildet hat, müssen Rennen nachgeholt werden. Und weil auch die zwei Abfahrten in Beaver Creek nicht stattfinden konnten, kam es nun in Bormio und Wengen notgedrungen zu Doppelabfahrten.

Rückblick in den Dezember: Fünf Speedrennen - fünf Absagen

In Bormio zog sich Marco Schwarz einen Kreuzbandriss zu, in Wengen erwischte es mit dem Franzosen Alexis Pinturault (Kreuzbandriss) und Kilde die nächsten Stars.

Der Stress und die Herausforderungen für die Abfahrer werden freilich nicht weniger. Nach Wengen wartet am Wochenende die Streif, auf der ebenfalls zwei Abfahrten stattfinden.

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