Es soll die grünste Halle Italiens entstehen. Der große Rest der Spiele soll auf vorhandenen Sportanlagen stattfinden. Aber all diese Nachhaltigkeit verpufft angesichts der Distanzen zwischen den Veranstaltungsorten. So auseinandergerissen wie 2026 waren noch keine Olympischen Spiele. Die italienische Skirennläuferin Federica Brignone sagte schon: "Es wird der olympische Geist fehlen. In Pyeongchang waren wir alle innerhalb von einer halben Stunde beieinander, hier in China war es schon komplexer." Ob sie sich die zerstückelten Spiele mit der Aufteilung der Sportler auf drei olympische Dörfer antun werde? "Da vergeht einem die Lust."
Nicht einmal die Alpinen sind an einem Ort. Die Damen fahren in Cortina, die Herren in Bormio – getrennt durch 300 Kilometer auf schmalen Straßen, für die Fahrt sind fünfeinhalb Stunden einzurechnen. Eigene Olympia-Fahrspuren kann es in den in den engen Tälern und auf den steilen Passstraßen, die erst einmal vom Schnee befreit werden müssen, nicht geben. Sogar für den Abstecher von den Nordischen in Predazzo nach Cortina mit 83 Kilometern braucht man fast zwei Stunden.
Am umstrittensten ist derzeit eine Wettkampfstätte, die noch nicht gebaut ist, sondern nur eine Erinnerung. Festgehalten im James-Bond-Film "In tödlicher Mission", in dem Roger Moore von einem Schurken über Piste, Loipe und Eiskanal gejagt wird.
Diese wurde 2008 geschlossen und soll renoviert werden – tatsächlich wird der Eiskanal von Grund auf neu errichtet. 2006 wurde auf der Bahn in Cesana Torionese um olympische Medaillen gefahren. 2011 wurde die Bahn stillgelegt, ein Jahr später komplett demontiert. Sie lag rund 230 Kilometer westlich von Mailand. Die Internationale Alpenschutzkommission (CIPRA) kritisieren den Bau, der mit 60 Millionen Euro veranschlagt ist, und schlägt als Alternative die Kunsteisbahn in Innsbruck-Igls vor. Die ist von Mailand aus – wie Cortina – in fünf Stunden Fahrzeit zu erreichen.
Die olympische Grundidee als Begegnungsstätte der besten Sportler der Welt scheint damit ad absurdum geführt. Die Winterspiele werden zu einem Haufen verstreuter Weltmeisterschaften.
Barcelona zieht eine Bewerbung für 2030 in Betracht – mit einem Eiskanal in den 800 Kilometer entfernten französischen Alpen. Zum Kandidatenkreis für 2030 gehören auch das japanische Sapporo, Salt Lake City in den USA und das kanadische Vancouver. Zudem gelten auch Buenos Aires und Georgien als Interessenten.
Dass zu den logistischen Herausforderungen noch meteorologische kommen, erschwert die Suche nach Gastgebern. Durch die Folgen des Klimawandels drohen immer mehr Orte auszuscheiden. Jüngst errechnete eine internationale Studie, dass wegen des aktuellen CO2-Anstiegs von den bisherigen 21 Winterspiel-Orten im Jahr 2050 nur noch vier (Lillehammer, Oslo, Lake Placid und Sapporo) auf verlässlich faire Bedingungen hoffen könnten.
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