Mit einem Highlight in die Erholungspause
„Sie hat schon mit 15 Jahren zu ihrer Zeit am Skigymnasium in Stams mehr gearbeitet als die anderen, wenn nicht sogar das Doppelte. Sie interessiert sich sehr für das Material, sie ist sehr fordernd. Das macht es auch für uns Trainer interessant.“ Jürgen Kriechbaum, Rennsportleiter der österreichischen Ski-Damen, ist keineswegs überrascht, dass in seinem Slalom-Team erstmals seit dem 4. Jänner 2015 wieder jemand anders als Bernadette Schild den Sprung auf das Siegespodest eines Weltcuprennens geschafft hat.
Damals war Kathrin Zettel, seit Kurzem Mutter, Zweite hinter Mikaela Shiffrin.
Am Dienstagabend wurde Katharina Liensberger nach dem Nachtslalom in Flachau vor 13.400 Fans zur Siegerehrung gebeten.
Erschöpft zum Erfolg
Dabei waren die Vorzeichen denkbar ungünstig für die erst 21-jährige Vorarlbergerin: Nach der Startnummernauslosung am Montagabend hatte sich ein Unwohlsein eingestellt, das dazu führte, dass sich Liensberger noch einmal einiges durch den Kopf gehen lassen musste. „Zum Glück ist gleich so ziemlich alles rausgekommen, und ich hab’ auch einigermaßen schlafen können. Aber ich war extrem erschöpft.“
Und das setzte sich auch am Renntag fort, allem Tee zum Trotz. „Zum Glück war es ein Nachtrennen, da hatte ich viel Zeit. Plötzlich hatte ich keinen Druck mehr, denn es war meine Entscheidung, ob ich starte oder nicht. Ich habe in mich hineingehört , und irgendwann hatte ich den Eindruck, dass die Kraft für die zwei Minuten reichen würde – und dass sogar einiges drin sein könnte für mich.“
Was alles für Katharina Liensberger drinnen liegt, zeigen die Details der laufenden Slalom-Saison:
- zweitbeste Zeit im zweiten Lauf von Levi;
- zweitbeste Zeit im zweiten Lauf von Courchevel;
- zweitbeste Zeit im zweiten Lauf am Semmering;
- in Zagreb schied sie mit der Perspektive auf die fünftbeste Zeit im Finale aus, hatte aber auch dort eine zweitbeste Teilzeit.
Der Kreis schließt sich
„Für mich war es großartig, in Flachau drei Jahre nach meinem Weltcup-Debüt erstmals auf dem Podest zu stehen“, freute sich die Zöllnerin in spe, die im Sommer ihre Ausbildung abschließen will. Und dass sie neben der slowakischen Siegerin Petra Vlhova und der Zweiten Mikaela Shiffrin aus den USA gefeiert wurde, sorgte für jene strahlenden Augen und jenen vom alemannischen Dialekt geprägten Redefluss, den sie immer dann auspackt, wenn es ihr gut geht.
„Nach vorne ist noch viel Luft“, weiß die Fünfte des Slalom-Weltcups. „Es ist grandios, wie die beiden ihre Leistung immer auf die Piste bringen. Aber ich bin dran und verbessere mich jeden Tag.“
Nach den intensiven Technik-Wochen mit sieben Rennen um den Jahreswechsel ist nun aber erst einmal Regeneration angesagt, ehe es am kommenden Dienstag mit dem Riesenslalom am Kronplatz in Südtirol weitergeht. „Die Rennserie rund um Weihnachten ist die schönste Zeit im ganzen Jahr, da weiß man, dass es gleich weitergeht. Aber es ist auch schön, einmal eine Ruhephase zu haben“, sagt Liensberger, die bei Junioren-Weltmeisterschaften drei Mal Silber geholt hat. Und da stimmen auch Vlhova und Shiffrin freimütig ein: „Ich brauche jetzt eine Pause.“
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