Marcel Hirscher: Schritt für Schritt zum Gesamtweltcup

Marcel Hirscher will nach dem Riesentorlauf in Adelboden auch im Slalom (Bild) am Sonntag wieder angreifen.
Der Salzburger arbeitet akribisch auf seinen fünften Gesamtsieg hin

Mit größter Genauigkeit und Konsequenz arbeitet Marcel Hirscher auf den nächsten Weltcup-Gesamtsieg in Folge hin. Mit fünf großen Kristallkugeln in Serie wäre der Salzburger in den Annalen des alpinen Skisports zumindest auf lange Zeit der Größte. Am Dreikönigstag machte er mit seinem fünften Saisonsieg einen weiteren wichtigen Schritt dahin. Nun nimmt er die Adelboden-Rennen am Wochenende wieder als Gesamtführender in Angriff.

Hirschers Leistung und die seines Betreuerteams waren am Mittwoch wieder einmal bis in das kleinste Detail ausgereift. Über die Feiertage hatte er intensiv dafür gewerkt, die Überlegenheit von Henrik Kristoffersen im Slalom zu beenden. Nach dem Halbzeit-Rückstand von nur 3/100 auf den Norweger sowie einer Zehntel auf den führenden Russen Alexander Choroschilow ermöglichte womöglich eine Kleinigkeit den knappen Sieg.

"Keine Zufälle"

Mit Vater Ferdinand, Servicemann Edi Unterberger und Trainer Michael Pircher grübelte er rund 15 Minuten, ehe das Anwärmen der Skischuhe als richtige Maßnahme für die Entscheidung auserkoren wurde. „Man darf absolut nichts dem Zufall überlassen. Solche Dinge sind wichtig“, merkte Hirscher nach seinem 36. Weltcupsieg dann auch an, womit er im ewigen Ranking zu Benjamin Raich auf Platz sechs vorgestoßen ist.

Damit hat er exakt zwei Drittel der Marke von Hermann Maier erreicht, sein engerer Landsmann ist mit seinen 54 Erfolgen der einzige noch vor ihm liegende Österreicher. Diese Latte bleibt für Hirscher vielleicht unerreicht. Aber schon der Gleichstand mit Raich macht den dreifachen Slalom-Weltcupsieger in Serie stolz. „Das hätte ich mir am Anfang der Karriere nicht gedacht, da war er noch so weit weg von mir.“

Tolle Quote

Von der Konstanz her kann dem 26-Jährigen kaum einer das Wasser reichen. In seinen 159 Weltcuprennen kam er 80-mal auf das Podest, womit er eine Top-drei-Quote von knapp über 0,5 hat. In dieser Saison war Hirscher nur im Parallel-Riesentorlauf von Alta Badia nicht auf dem Podium, der auch fünfmal erfolgreiche Weltcup-Verfolger Aksel-Lund Svindal patzte in den Speedbewerben als Abfahrtssiebenter von Santa Caterina.

In Hinblick auf den Riesentorlauf-Klassiker am Samstag in Adelboden dürften Hirscher nicht nur positive Meldungen der Organisatoren über den Pistenzustand gefreut haben, sondern auch das Wiederauftauchen seiner kurz vor dem Jahreswechsel in Alta Badia verschwundenen Skier. In dieser Disziplin hat er zuletzt dreimal in Folge gewonnen, das Parallelrennen vor Weihnachten ausgeklammert.
Und nun kommt eben das Chuenisbärgli: „Adelboden ist sicher eines meiner Lieblingsrennen - cooler Hang, super Stimmung“, erklärte Hirscher. Ausruhen auf den Lorbeeren gibt es für ihn deswegen aber nicht. Für Donnerstag war Riesentorlauftraining in Bormio geplant, andere wollten zum Slalomtraining in Santa Caterina bleiben. Ob vor der Anreise in die Schweiz auch am Freitag in Italien geübt wird, war offen.

Weiterarbeiten

Den Slalom verliert Hirscher aber auch da nicht aus dem Blickwinkel, schließlich geht es schon am Sonntag in Adelboden zwischen den enger gesetzten Stangen weiter. Da ihm die Bedingungen in Santa Caterina etwas mehr entgegengekommen sind als Kristoffersen, will er sich von den 100 erhaltenen Punkten nicht blenden lassen. „Das sagt noch nichts aus. Es heißt, weiterzuarbeiten“, ließ der Annaberger wissen.

Aus der österreichischen Slalom-Garde zeigte sich wieder ein neues Gesicht in den Top Ten, nachdem der diesmal ausgefallene Tiroler Marco Schwarz in Madonna di Campiglio sogar Dritter gewesen war. Zu den jungen Wilden ist der im Zagreb-Ersatzslalom neuntplatzierte Marc Digruber mit seinen 27 Jahren zwar nicht zu zählen, was aber nicht heißt, dass von ihm nicht noch einiges nachkommen könnte.

„Ich wollte in dieser Saison zunächst in die Top 15, dann in die Top Ten. Beides habe ich geschafft“, erläuterte Digruber, mit den Slalom-Saisonrängen 15, 20 und eben 9 ausgestattet. Vorerst geht er zwar mit seinen Erwartungen nicht noch höher hinauf. Insgeheim wissen aber er und seine Trainer, dass noch mehr möglich ist. „Ich hatte immer wieder Verletzungen. Jetzt passt bei mir aber alles.“

Interne Konkurrenz

Dazu zählt auch, dass mit Hirscher, Schwarz, Manuel Feller, Digruber und Co. die team-interne Konkurrenz groß und ein guter Gradmesser ist. Wenn man bei den Österreichern im Training vorne dabei ist, sieht es auch für das Rennen gut aus. Trist ist die Lage hingegen bei Reinfried Herbst. Der 37-jährige Olympia-Zweite von Turin 2006 kam nach den Plätzen 24 und 25 diesmal gar nur auf Rang 44.

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