Marcel Hirscher: Einer wie keiner

Marcel Hirscher: Einer wie keiner
Der Weltcup-Gesamtsieger geht mit exklusivem Material und eigener Modekollektion in den WM-Winter.

Marcel Hirscher redet, wie er Ski fährt. Der schnellste Rennläufer im Weltcup hat auch eine flotte Zunge, und seine Sprüche und seine Ansagen sind ähnlich spektakulär und erfrischend wie seine Fahrten über die Pisten. "Die faden Zeiten im Skisport sind vorbei", verkündete also Marcel Hirscher, der eines partout nicht sein will: ein Otto Normalskifahrer.

Doch Marcel Hirscher hat mit seinen 23 Jahren ohnehin schon einen Status erlangt, von dem andere Weltcup-Gesamtsieger nur träumen können: Der junge Annaberger mit dem aufregenden Fahrstil, dem flotten Mundwerk und dem coolen Auftreten genießt Kultstatus. Oder, wie es Wolfgang Mayrhofer, der Chef von Hirschers Skifirma Atomic, ausdrückt: Dank Hirscher sei der Skisport vor allem eines geworden, nämlich "jünger, frischer und cooler".

Ehrliche Haut

Das berühmte Wort, das mit Sch anfängt und mit eiße aufhört, kommt Hirscher im Gegensatz zu seinen ÖSV-Teamkollegen relativ leicht über die Lippen. Ein Pisten-Rüpel ist der 23-Jährige deshalb aber noch lange nicht. Marcel Hirscher sagt einfach nur das, was er sich denkt, und die aktuelle Schneelage "zipft" den besten Skifahrer der Welt nun einmal ziemlich an. "Mit dem Skitraining ist es im Moment scheiße. Ich kenn’ das Fitnessstudio schon in- und auswendig."

Donnerstag Nachmittag wäre die Trainingseinheit allerdings ohnehin ausgefallen. Für diesen Termin war schon lange die Präsentation der eigenen Kollektion avisiert. Als wäre er nicht schon eine auffällige Erscheinung genug, wird Marcel Hirscher im kommenden Winter optisch noch einmal mehr ins Auge stechen.

Der 23-Jährige, der so auf sein Image und seine Außenwirkung bedacht ist, dass er jeden Text und jedes Foto auf seiner Homepage mehrmals kontrolliert, fährt künftig mit einem eigenen, exklusiven Slalom-Ski. Er trägt ab sofort auch einen rot-gelben Spezialhelm und eine eigene Modekollektion. Sogar der Skibelag, der bei Fahrten des Springinkerls deutlich öfter zu sehen ist als bei anderen Läufern, ist neu. Alles – wie könnte es anders sein – made by Hirscher.

Akribischer Typ

Der Salzburger hat nicht nur das Logo selbst entworfen ("sieht aus wie ein kleiner Race Devil"), er hat auch bei der Entwicklung der Skier maßgeblich mitgeholfen. "Ich hatte als Junger körperliche Nachteile, deshalb mussten wir oft am Material herumtüfteln“, erinnert sich Hirscher, der diese Leidenschaft auch durch die Erfolge nicht verloren hat. "Hirscher ist der beste Produkt-Manager", sagt Wolfgang Mayrhofer.

Doch neues Outfit hin, Superlative her – sobald es um den kommenden Winter geht, schlägt der Mann mit dem lockeren Spruch leisere Töne an. Dabei hat Marcel Hirscher bessere körperliche Werte als in seiner vergangenen Erfolgssaison.

Über die Heim-WM in Schladming, keine 50 Kilometer von seiner Heimat entfernt, will der Salzburger erst gar nicht reden ("das ist noch weit, weit weg"), und auch sonst gibt er sich überraschend zurückhaltend. "Ich freue mich, wenn ich so in Form bin, dass ich um die Top Ten mitfahren kann", erklärt Marcel Hirscher, der zugibt, dass ihn der letzte Winter mit neun Siegen und dem Triumph im Gesamtweltcup noch immer sprachlos macht. "Ich schaue mir oft noch die Rennen an", gesteht er, "dabei ist es mir ein Rätsel, wie das alles bei mir zugegangen ist."

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