62. Weltcupsieg: Vonn zieht mit Moser-Pröll gleich
Mission erfüllt", würde es in einem Actionfilm heißen. Lindsey Vonn hat ihre persönlichen Mission am Sonntag mit dem Abfahrts-Sieg in Cortina d'Ampezzo erfüllt. Denn ihr achter Triumph unter der Tofana war gleichzeitig ihr 62. Weltcupsieg, mit dem sie den 35 Jahre alten Rekord der Österreicherin Annemarie Moser-Pröll egalisierte. Verhindern können hätte den historischen Sieg Elisabeth Görgl.
Denn die Österreicherin war in der wegen Neuschnee auf Sonntag verschobenen Abfahrt bei der ersten Zwischenzeit fast eine halbe Sekunde (0,45) schneller als die führende Amerikanerin. Am Ende war die Steirerin aber zufrieden, wie in Val d'Isere Platz zwei hinter Vonn belegt zu haben. "Es geht nicht darum, etwas zu verhindern. Sondern um's Skifahren und da bin ich ein super Rennen gefahren", gab sich Görgl abgeklärt.
Zwei Tage nach dem von Außenseiterin Elena Fanchini gewonnenen "Dolomitensprint", in dem Vonn nur Zehnte geworden war, ging die zweite Abfahrt in Cortina vom Originalstart in Szene. Selbst eine kleine Nebelbank im Tofana-Schuss störte nicht. Es war ein nahezu perfektes Set-Up für den großen Tag der Lindsey Caroline Vonn, die fast ihre ganze Familie in die Dolomitenstadt eingeladen hatte, um Großes zu feiern.
Einen Monat nach ihrem 61. Sieg sowie zwei verpatzten (Super-G Val d'Isere und Abfahrt I in Cortina) und zwei ausgefallenen (Bad Kleinkirchheim) Versuchen machte Vonn tatsächlich den Sack zu. Nach einigen Unsicherheiten im oberen Teil wurde die 30-jährige Olympiasiegerin von 2010 immer schneller und war am Ende zum 62. Mal im Weltcup unschlagbar.
35 Jahre später
Und zwar fast exakt 35 Jahre nachdem Moser-Pröll im Jänner 1980 ihren letzten Erfolg eingefahren hatte. Dafür auf den Tag genau elf Jahre, nachdem die am 18. Oktober 1984 in Minnesota geborene Vonn am 18. Jänner 2004 als Abfahrts-Dritte in Cortina ihr erstes Weltcup-Podest überhaupt geholt hatte. Und das Ganze knapp zwei Wochen vor dem Beginn ihrer Heim-WM in Vail und Beaver Creek.
Mit einem wilden Schrei "feierte" die mit Startnummer 20 gefahrene Vonn nach der Zieldurchfahrt ihre klare Bestzeit, ließ sich in den Schnee fallen und ballte die Faust. Ihre Riesen-Erleichterung wurde nur noch bei der Fahrt von Görgl auf die Probe gestellt. Die Siegerin selbst analysierte später messerscharf. "Liz war oben sauschnell. Sie hat meiner Meinung nach in der Curva Grande aber zu viel riskiert und dann sukzessive Zeit verloren."
Vonn war schnell klar, dass sie es endlich geschafft hatte. "Es war wirklich ein langer Weg bis jetzt. Es ist eine unglaubliche Karriere. Ich hätte nie geträumt, dass ich so weit komme. Aber ich habe immer gekämpft dafür. Ich war heute natürlich nervös, ich hatte ja keinen Rhythmus nach der Absage in Bad Kleinkirchheim und auch gestern hatten wir kein Rennen. Heute ist wirklich ein schöner, schöner Tag", jubelte sie.
Pizza als Belohnung
Gefeiert werde aber nicht groß, am Sonntag folgt ja noch ein Super-G, in dem sich Vonn zur alleinigen Rekordlerin machen kann. "Ich habe gewusst, dass dieser Tag einmal kommen wird", sagte Vonn. Aber meine ganze Familie ist hier und ich wollte etwas Schönes für sie machen. Heute werden wir Pizza essen, richtig gefeiert wird dann am Montag."
Mit 32 Abfahrtssiegen ist Vonn zudem der bei 36 haltenden Pröll auch in dieser Disziplin auf den Fersen. Mit ihrem achten Cortina-Sieg fehlen ihr nur noch zwei auf die Tofana-Königin Renate Götschl. An der hatte sich diesmal auch Görgl orientiert. "Auch Renate war oben immer sehr schnell."
Die fünfte Saison-Abfahrt war am Ende ein Fall für die Routiniers, denn mit Vonn (30), Görgl (33) und Daniela Merighetti (33) standen drei über 30-jährige Damen auf dem Podium. "Es freut mich, dass ich mit Liz auf dem Podest bin. Wir sind ja beide nicht mehr so jung, aber topfit", scherzte Vonn und Görgl ergänzte: "Es macht Spaß, wenn ich mit Lindsey mithalten kann. Vielleicht kann ich sie ja noch ein paar Mal ärgern."
Zweitbeste Österreicherin wurde Anna Fenninger als Neunte. Die Salzburgerin fabrizierte auf der vom Neuschnee geprägten Piste einige Fehler, mehrmals zog es ihr einen Ski weg. "Wenn es weich ist, passiert mir das leider öfter. Das ist nicht gut für den Speed und auch gefährlich. Das war nur ein mittelmäßiger Lauf", analysierte die Salzburgerin. Cornelia Hütter sagte über Platz zwölf: "Ich hatte kleine Fehler im Mittelteil, bin aber mit dem Zwölften voll zufrieden."
Endstand | |||
1. | Lindsey Vonn ( USA) | 1:39,61 | |
2. | Elisabeth Görgl (AUT) | 1:39,93 | +0,32 |
3. | Daniela Merighetti (ITA) | 1:40,15 | +0,54 |
4. | Elena Fanchini (ITA) | 1:40,38 | +0,77 |
5. | Tina Maze (SLO) | 1:40,56 | +0,95 |
6. | Dominique Gisin (SUI) | 1:40,58 | +0,97 |
7. | Johanna Schnarf (ITA) | 1:40,69 | +1,08 |
8. | Lara Gut (SUI) | 1:40,81 | +1,20 |
9. | Anna Fenninger (AUT) | 1:40,83 | +1,22 |
. | Laurenne Ross (USA) | 1:40,83 | +1,22 |
11. | Alice McKennis (USA) | 1:41,07 | +1,46 |
12. | Cornelia Hütter (AUT) | 1:41,11 | +1,50 |
13. | Fabienne Suter (SUI) | 1:41,14 | +1,53 |
14. | Nicole Hosp (AUT) | 1:41,22 | +1,61 |
15. | Verena Stuffer (ITA) | 1:41,29 | +1,68 |
16. | Stacey Cook (USA) | 1:41,32 | +1,71 |
. | Edit Miklos (HUN) | 1:41,32 | +1,71 |
18. | Julia Mancuso (USA) | 1:41,35 | +1,74 |
19. | Marianne Abderhalden (SUI) | 1:41,54 | +1,93 |
20. | Nadia Fanchini (ITA) | 1:41,62 | +2,01 |
21. | Carolina Ruiz Castillo (ESP) | 1:41,64 | +2,03 |
22. | Ramona Siebenhofer (AUT) | 1:41,65 | +2,04 |
23. | Viktoria Rebensburg (GER) | 1:41,70 | +2,09 |
24. | Larisa Yurkiw (CAN) | 1:41,74 | +2,13 |
25. | Nicole Schmidhofer (AUT) | 1:41,76 | +2,15 |
26. | Regina Sterz (AUT) | 1:41,80 | +2,19 |
27. | Marion Rolland (FRA) | 1:41,81 | +2,20 |
28. | Alexandra Coletti (MON) | 1:41,89 | +2,28 |
29. | Andrea Fischbacher (AUT) | 1:41,98 | +2,37 |
30. | Ilka Stuhec (SLO) | 1:42,16 | +2,55 |
Weiter: | |||
36. | Mirjam Puchner (AUT) | 1:43,08 | +3,47 |
Lindsey Caroline VONN (USA/30 Jahre)
Geboren: 18. Oktober 1984 in St. Paul (Minnesota)Wohnort: Vail (Colorado)Größe/Gewicht: 1,77 m/72 kgFamilienstand: geschieden, geborene Kildow, liiert mit US-Golfstar Tiger WoodsSki: Head - Schuhe: HeadHobbys: Radfahren, Tennis, Golf, LesenWebsite: http://www.lindseyvonn.com
Größte Erfolge: Olympia: Gold Abfahrt 2010 Vancouver/Whistler Bronze Super-G 2010 Vancouver/Whistler WM: Gold Abfahrt und Super-G 2009 Val d'Isere Silber Abfahrt und Super-G 2007 Aare Silber Abfahrt 2011 Garmisch-Partenkirchen Weltcup: Gesamt-Siegerin 2008,2009,2010,2012 Disziplin-Siegerin: Abfahrt 2008,2009,2010,2011,2012,2013 Super-G 2009,2010,2011,2012 Kombination 2010,2011,2012 62 Siege (32 Abfahrt/20 Super-G/3 Riesentorlauf/2 Slalom/ 5 Kombination)
Alexandra Meissnitzer (Ex-Rennläuferin): "Respekt. Respekt auch für Annemarie (Moser-Pröll, Anm.), Es ist unglaublich, dass sie damals mit so wenigen Rennen so viele Siege gefeiert hat. Ich ziehe vor beiden den Hut."
Robert Trenkwalder (Vonns Privat-Betreuer): "Ich bin meiner Landsfrau Annemarie Moser-Pröll so dankbar, dass sie damals so viele Rennen gewonnen hat. Denn dieser Rekord war für Lindsey in den letzten Jahren ein Riesen-Anreiz. Diese Marke hat sie immer angetrieben."
Nicole Hosp: "62, das ist eine irreale Zahl. Ich bin schon froh und stolz, dass ich im Weltcup 12 Mal gewinnen konnte."
Elisabeth Görgl: "Jetzt können wir die ewige Fragerei nach dem Rekord endlich abhaken. Es kommt nicht von ungefähr, dass es Lindsey nun geschafft hat, denn sie hat eine unbändige Leidenschaft für den Skisport und ordnet ihrem Beruf alles unter. Und ich bin sicher, dass von Lindsey noch viel mehr kommen wird. Sie will ja sogar noch an den Olympischen Spielen 2018 teilnehmen."
Cornelia Hütter: "Sie hat schon so viel erreicht. Es wäre schön, wenn das auch bei mir mal passiert. Ich werde alles daran setzen, der Weg bisher passt."
Dominique Gisin (SUI): "Bei diesen Bedingungen mit solch einer weichen Piste ist Lindsey halt nur schwer zu schlagen. Sie bringt für diese Verhältnisse ein Wahnsinns-Gefühl mit. Es ist extrem eindrücklich, was sie immer wieder zeigt und wie sie von oben bis unten das Tempo mitnehmen kann. Sie ist hier wie auf Schienen runtergefahren. Lindsey ist eine große Inspiration für uns alle."
Lara Gut (SUI): "Sie hat gelernt, dass es Zeit braucht, um nach Verletzungen stark zurückzukehren. Es war klar, dass sie alles gewinnen kann, wenn sie fit ist."
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