Lindsey Vonn: Die Größte hört unter Tränen auf
So groß war der Traum, aber noch größer waren die Schmerzen. Als Lindsey Vonn den Super-G in Cortina d'Ampezzo abbrechen musste, da muss der Schmerz unvorstellbar gewesen sein - nicht nur, weil sie da wohl wusste, dass ihre Karriere zu Ende geht, ausgerechnet an diesem Ort, wo sie unfassbare zwölf Weltcup-Siege gefeiert hat.
Zwölf von ihren unglaublichen 82 Siegen. Vier weniger als der große Ingemar Stenmark, vier weniger, als sie unbedingt wollte. "Ich wollte nicht aufhören, aber ich kann nicht weiter", stammelte Vonn im ORF-Interview. "Es wird schwierig. Die Schmerzen sind zu viel."
"Ich muss überlegen"
Die Schmerzen, die sie über weite Teile der letzten Jahre begleitet haben, Brüche, Bänderverletzungen. Die 34-Jährige hat alles Erdenkliche erlitten und durchgestanden, hat ihren geschundenen Körper immer und immer wieder ins Starthaus gequält, ein Comeback nach dem anderen geliefert, ein Märchen nach dem anderen geschrieben. Nur das letzte, das blieb ihr verwehrt.
Ob es ihr letztes Rennen gewesen sei, jener Super-G in Cortina. "Ja, ich glaube." Auch wenn es noch keine definitive Entscheidung ist, die Zeichen stehen auf Abschied. "Ich kann nicht gehen mit 50 oder 40. Ich muss wirklich alles überlegen und schauen."
Ursprünglich hatte sie diese Saison zu Ende fahren wollen - ein letzter Anlauf auf den Rekord von Ingemar Stenmark. Ein letzter Versuch, diese Bestmarke einzuholen, die für sie, die in ihrer Karriere alles erreicht hat, der finale Ansporn war.
Die Krone wandert weiter
Am Ende ist es der Körper, der einen schmerzhaften Schlussstrich zieht unter eine großartige Karriere. Eine Karriere, die an Rekorden und Titeln reich ist: Vier große Kristallkugeln, sechzehn kleine Kristallkugeln, olympisches Abfahrtsgold, zwei Super-G-WM-Titel, und eben diese 82 Weltcup-Siege.
Bis ihre Rekorde fallen, wird es noch eine Weile dauern - auch wenn die Thronfolgerin schon längst nach der Krone greift. An jenem Ort, wo Lindsey Vonn unter Tränen ihren Rücktritt ankündigt, feiert ihre Landsfrau Mikaela Shiffrin - zehneinhalb Jahre jünger als die große Legende - ihren bereits 54. Weltcup-Sieg.
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