Ligety: "Ein Slalomsieg fehlt"

Ligety: "Ein Slalomsieg fehlt"
Der US-Amerikaner Ted Ligety degradiert derzeit den Rest der Riesentorlauf-Weltspitze zu Skischülern.

Er war einer der ersten Kritiker am neuen Materialreglement  im Riesenslalom (längere, dafür schmälere Skier, um mehr Sicherheit zu bekommen). Und er ist der größte Profiteur von der Umstellung: Ted Ligety. Der Amerikaner hat in den ersten beiden Riesenslaloms der Saison die Konkurrenz zerbröselt, knapp drei Sekunden in Sölden und knapp zwei Sekunden in Beaver Creek degradierten den Rest der Weltspitze zu Skischülern. Am Sonntag folgt in Val d’Isère der dritte (Start 9.30/12.30 Uhr, live ORF eins, SF2, Eurosport).

"Ich bin mir sicher, dass sich die anderen jetzt am Kopf kratzen und versuchen, herauszufinden, was ich anders mache", sagt der 28-Jährige, und damit hat er definitiv Recht. "Er fährt die Tore höher an", hat etwa Philipp Schörghofer herausgefunden. "Ich habe im Sommer so viele Meilen auf Schnee gehabt wie nie zuvor – und ich habe so viel Krafttraining gemacht wie nie zuvor", verrät Ligety andere Geheimnisse.

Kraft

"Das eine war wichtig, um ein Gefühl für die neuen Skier zu bekommen, das andere, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Es ist nämlich so: Früher war ich nach 1:20 Minuten müde,  mit den neuen Skiern war ich es schon  nach 50 Sekunden. Da wusste ich, dass ich etwas tun muss. Und jetzt habe ich auch nach 90 Sekunden noch Kraft."

Doch neben der Kraft ist auch das Gefühl wichtig. Und genau dieses, hat Ligety herausgefunden, ist in Val d’Isère, auf dieser unsäglich steilen Face de la Bellevarde, so schlecht wie sonst nirgends. "Es ist der beste Berg, um Riesenfehler zu machen. Ein Teil von mir hofft deswegen, dass der Riesenslalom am Sonntag abgesagt wird. Dann könnte ich nämlich wie am letzten Mittwoch und Donnerstag wieder Pulverschnee fahren gehen. Das macht mehr Spaß."

Der andere Teil hingegen will die Siegesserie, den Triumphzug, fortsetzen. Und das wird schwierig genug, obwohl wegen des vielen Neuschnees der Start  nach unten verlegt wurde (Höhendifferenz 370 Meter statt der üblichen 450). "Normalerweise fahren wir Torabstände um die 25, 26 Meter. Hier sind es nur 21, weil der Hang so steil ist. Deswegen gewinnt hier auch nicht der beste Skifahrer, sondern der größte Kämpfer."

Profiteur

Dass ihm die neuen Skier zugute kommen würden, davon war Ted Ligety übrigens von Anfang an überzeugt. "Natürlich sind die neuen Skier sicherer. Aber darum ist es mir mit meiner Kritik auch nicht gegangen. Sondern darum, dass die Art und Weise, wie das alles gelaufen ist, nicht in Ordnung war. Da haben fünf Leute drei Tage lang die neuen Skier getestet, und dann wurde entschieden: Das machen wir. Einfach so, über die Köpfe der Athleten hinweg. Das war nicht in Ordnung." Auch andere Faktoren wie etwa die Pistenpräparierung seien wichtig, "dass sich in Sölden keiner verletzt hat, war ja nur Glück."

Was ihm noch fehlt, der in Übersee mit zwei vierten Plätzen auch im Super-G aufgezeigt hat? "Ein Sieg in Adelboden", sagt Ligety, "ein Sieg im Slalom – und der Gesamtweltcup." Vor allem der große weiße Fleck im Torlauf wurmt den 28-Jährigen aus Park City. "Ich habe im Training brillante Momente, aber im Rennen ist es bei mir oft so, als würde man feines Porzellan in einen Geschirrspüler stecken: Du weißt nie, ob es sauber wird oder in Scherben geht."
 

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