Lawinenunglück in Kanada: Leichen von Lama und Auer gefunden

Ein Bergsteiger mit Seil und Rucksack in einer verschneiten Berglandschaft.
Traurige Gewissheit: David Lama und Hansjörg Auer verunglückten am Dienstag bei einer Tour im Banff-Nationalpark tödlich.

Die beiden Tiroler Extrem-Bergsteiger David Lama und Hansjörg Auer sind tot. Sie sind wie befürchtet gemeinsam mit ihrem US-Kollegen Jess Roskelley bei einem Lawinenunglück im Banff-Nationalpark in den kanadischen Rocky Mountains ums Leben gekommen. Ihre Leichen wurden am Sonntag geborgen, die Identität der getöteten Alpinisten wurde bestätigt.

Das Trio galt seit vergangenem Dienstag als vermisst. Die drei anerkannten Ausnahme-Alpinisten wollten den 3.295 Meter hohen Howse Peak über eine sehr schwierige Route an der Ostseite des Berges besteigen. Eine Lawine begrub die drei Männer unter sich. Nachdem das Trio als vermisst gemeldet worden war, suchten Rettungskräfte das Gebiet aus der Luft ab. Der Rettungseinsatz musste zwischenzeitlich wegen schlechten Wetters und der Gefahr weiterer Lawinenabgänge unterbrochen werden. Nach dem Fund von Kletterausrüstung gingen die Behörden schon am Freitag vom Tod der Alpinisten aus.

Wann die Überstellung der Leichname der beiden Tiroler nach Österreich erfolgen wird, stand vorerst nicht fest. Die Handhabung der Überführung werde auch von den Wünschen der Angehörigen abhängen, sagte Außenministeriums-Sprecher Peter Guschlbauer. Die Botschaft werde den Familien selbstverständlich jede notwendige bzw. gewünschte Hilfestellung leisten.

Österreich verliert seinen besten Alpinisten

"Die Besten der Besten"

Der zunächst vermutete und nun bestätigte Tod der Bergsteiger löste in der Kletterszene und weltweit Bestürzung aus. Die Bergsteigerlegenden Peter Habeler und Reinhold Messner zeigten sich tief betroffen und würdigten die Leistungen von Lama und Auer. "Schlimm, schlimm, schlimm. Das waren die Besten der Besten. Überflieger im positiven Sinn", sagte etwa Habeler. Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sprachen den Familien ihr Beileid aus.

Die Familien selbst äußerten sich schon am Freitag über Internet-Postings zum Unglück. "David lebte für die Berge und seine Leidenschaft für das Klettern und Bergsteigen hat uns als Familie geprägt und begleitet. Er folgte stets seinem Weg und lebte seinen Traum. Das nun Geschehene werden wir als Teil davon akzeptieren", schrieben etwa Lamas Eltern. Weitere Statements gab es am Montag nicht mehr. "Was zu sagen ist, ist gesagt", so Lamas Manager Florian Klingler.

Ausnahmetalente

David Lama galt als Ausnahmetalent der Alpinisten- und Klettererszene. Einer seiner größten Erfolge war die erste Begehung der Kompressor-Route am Cerro Torre mit Peter Ortner im freien Kletterstil im Jahr 2012. Im vergangenen Herbst gelang ihm die Erstbesteigung des 6.895 Meter hohen Lunag Ri in Nepal über den Westpfeiler im Alleingang.

Der Ötztaler Hansjörg Auer wurde vor allem durch seine Free Solo-Klettertouren bekannt - das heißt die Begehung einer Kletterroute im Alleingang unter Verzicht auf technische Hilfs- und Sicherungsmittel. Im April 2017 kletterte Auer etwa die 37 Seillängen und 1.220 Meter lange Route "Weg durch den Fisch" (Schwierigkeitsgrad 7b+) in den Dolomiten auf diese Weise.

Der 36-jährige Jess Roskelley war der Sohn des bekannten US-Bergsteigers John Roskelley. Beide hatten 2003 gemeinsam den Mount Everest bestiegen. Zu diesem Zeitpunkt war Jess Roskelley 20 Jahre alt und damit der jüngste Bergsteiger, der den höchsten Berg der Welt bezwang.

David Lama und Hansjörg Auer - ihre Karriere:

Ein Mann mit einer Red Bull Mütze und einer Daunenjacke vor einer Bergkulisse.

David Lama wurde 1990 als Sohn einer Innsbruckerin und eines nepalesischen Bergführers in Innsbruck geboren. 

Ein Kletterer hängt an einer Felswand unter einem kleinen Wasserfall.

Er war gerade mal fünf, als ihn Himalaja-Veteran Peter Habeler zum ersten Mal beim Klettern beobachtete und seine Eltern anrief: Der Bub habe ein außergewöhnliches Gefühl für den Felsen. 

Ein Kletterer hängt an einer Kletterwand und greift nach oben.

Wanderkurse und Alpenvereinsaktivitäten interessierten David nicht, er suchte von Beginn an die Vertikale. In der Kletterhalle fühlte er sich wohl. 

Ein Eiskletterer hängt an einer steilen, vereisten Felswand.

Parallel zur Kletterhalle reizten Lama auch die Berge. Schließlich entschied er sich ganz für den Alpinismus. 

Ein Bergsteiger steht auf einem schneebedeckten Gipfel in einer eisigen Berglandschaft.

Lama gelangen Pionierleistungen in den Bergen, zum Beispiel mit der freien Begehung der Kompressorroute am Cerro Torre oder der Erstbegehung von Bird of Prey in Alaska.

Ein Bergsteiger auf einem schneebedeckten Grat in großer Höhe.

Bereits in jungen Jahren hat Lama zur inneren Ruhe gefunden. "Es geht nicht um die Leistung. Es geht ums Erlebnis", sagte er mal. 

Eine Bergsteigerin mit Helm und Ausrüstung vor einer verschneiten Berglandschaft.

Die Gefahren, die seine Leidenschaft an sich zieht, war er sich stets bewusst. "Du bist dort oben auf dich allein gestellt. Wenn etwas passiert, dann kommt keiner rauf und holt dich", sagte er in einem KURIER-Interview. 

Eine Person liegt in einem gelben Zelt, neben einem kleinen Kocher.

"Wenn du es nicht schaffst, selbst runter zu kommen, bleibst du oben". 

Ein junger Mann mit dunklen Haaren trägt eine Jacke mit Logos von Sponsoren.

"Der Alpinismus ist kein Spiel", sagte er auch im Interview.

Ein Bergsteiger mit vereistem Gesicht schaut aus einem orangefarbenen Zelt.

Hansjörg Auer wurde am 18. Februar 1984 in Zams (Tirol) geboren. Mit dem Klettern begann er 1996. 

Ein Bergsteiger packt seine Ausrüstung vor einer schneebedeckten Bergkulisse.

Auer war einer der markantesten Alpinisten der Geschichte. Ein "Free Solo"-Kletterer buchstäblich ohne Sicherheitsnetz, ein Grenzgänger und authentischer Individualist, der sich gleichzeitig nachdenklich öffnen konnte 

Drei Bergsteiger posieren vor dem schneebedeckten Nilgiri in Nepal.

Der 29. April 2007, der Tag, an dem Hansjörg Auer Geschichte schrieb - der Tag, der untrennbar mit ihm verbunden bleibt: Der ausgebildete Lehrer für Mathematik und Sport kletterte die 37 Seillängen und 1.220 Meter lange Route "Weg durch den Fisch" (Schwierigkeitsgrad 7b+) in den Dolomiten als erster Mensch "Free solo" - das heißt im Alleingang unter Verzicht auf technische Hilfs-und Sicherungsmittel.

Ein Kletterer hängt an einer Felswand, gesichert mit Seil und Helm.

Die Begehung gilt als ein Meilenstein des Free Solo-Kletterns und ermöglichte ihm den Einzug in die ewige Kletterer- und Bergsteiger-Ruhmeshalle.

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