Am Freitag um 7 Uhr früh schrillten in der Steffl-Arena in Kagran die Alarmglocken. Eine Schweißnaht in der Kühlanlage war aufgeplatzt, worauf es zu einem massiven Ammoniak-Austritt kam. In der Folge wurde die Sonde, die für die Verteilung des Kühlmittels verantwortlich ist, irreparabel beschädigt. „Es hat eine Notabschaltung gegeben. Wir gehen kein Risiko ein“, sagt Betriebsleiter Gerald Partmann.
Jetzt rinnt in den Hallen des Sportzentrums das Eis davon. Erinnerungen an 2005 wurden wach, als die desolate Stadthalle in die internationalen Schlagzeilen kam, weil während der Eishockey-WM 2005 das Eis geschmolzen war. Seit damals darf Österreich keine WM veranstalten.
400.000 Euro Reparaturen in vier Jahren
Jetzt sitzen die Pächter, Vienna Capitals, ihre Hunderten Nachwuchsspieler und zig andere Vereine im Trockenen. Und die Verantwortlichen der Capitals sind sauer auf die Stadt Wien. „Seit 2018 weisen wir in Mails darauf hin, dass bei der Kühlanlage Gefahr in Verzug ist“, sagt Geschäftsführer Franz Kalla. In den vergangenen vier Jahren seien Reparaturen um 400.000 Euro durchgeführt worden.
Die Kühlanlage hat bereits 29 Jahre auf dem Buckel, die Generatoren haben 75.000 bis 100.000 Betriebsstunden erreicht. „Das ist so, als wurde man am Auto 3,5 Millionen Kilometer haben“, sagt Betriebsleiter Partmann, der betont: „Wir gehen erst wieder in Betrieb, wenn es für Mitarbeiter und Gäste sicher ist.“ Derzeit ist der Raum der Kühlanlage nur mit Gasmaske zu betreten, den giftigen Ammoniak-Gestank kann man bis ins Freie wahrnehmen.
Problematisch ist, dass die Sonde wegen des Alters der Anlage in ganz Europa nicht mehr aufzutreiben ist. Sie muss neu hergestellt werden. Im besten Fall dauert das drei Wochen. Das sehr sportliche Ziel der Capitals ist, dass bei drei Heimspielen das Heimrecht getauscht wird und am 15. November wieder gespielt werden kann.
Training um 6 Uhr
Bis dahin werden die Profis nach Bruck bzw. zum Eisring Süd zum Training chauffiert, für den Nachwuchs bekamen die Capitals Eiszeiten von 6 bis 8 Uhr in der Früh auf dem Eisring Süd.
Harald Lang von der für die Sportstätten zuständigen MA51 verweist darauf, dass die Stadt mit den Capitals in „bestem Einvernehmen“ sei und gemeinsam an einer Lösung gearbeitet werde. „Die Kühlanlage ist zwar schon 29 Jahre alt, aber das Alter ist nicht das Problem. Unabhängig von dem Vorfall war jetzt eine Sanierung geplant.“
Eine Komplett-Sanierung würde laut Capitals aber genauso zirka 1,5 Millionen Euro kosten, wie eine neue energieeffizientere Anlage.
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