Kopfsache: Ski fahren mit Skihelm

Nach dem Unfall des Ex-Formel-1-Stars wird der Sicherheitsaspekt erneut diskutiert
Von Uwe Mauch

Der Horror für jeden Skifahrer, aber auch schlechte Nachrichten für Hersteller: Der Skihelm des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher soll bei seinem folgenschweren Sturz in den französischen Alpen in zwei Teile gebrochen sein. Dies gaben am Mittwoch die Behörden in Albertville bekannt (siehe Bericht im Sportteil).

Schon einmal, vor fünf Jahren, im Jänner 2009, hat ein Skiunfall die Branche der Helmhersteller in Wallungen versetzt. Damals hieß es: Hätte der damalige Ministerpräsident von Thüringen, Dieter Althaus, beim Skiunfall keinen Helm getragen, wären seine Kopfverletzungen tödlich gewesen. Danach setzte ein Run auf den Kopfschutz ein – der Sportartikelhandel war binnen weniger Tage ausverkauft.

Jetzt fragen sich Hobbysportler, ob ein Skihelm tatsächlich den von Industrie und Handel versprochenen Schutz bietet (siehe dazu auch das Interview rechts).

Sicherheitsfrage

Schon seit Jahren beschäftigen sich Sportmediziner mit der Helmfrage. Martin Burtscher, leitender Forscher an der Universität Innsbruck, hat erst vor Kurzem berichtet, dass zehn Prozent aller Skiverletzungen den Kopfbereich betreffen. Das Tragen eines Skihelms kann das Risiko einer Kopfverletzung um bis zu 60 Prozent reduzieren. Studien hätten auch gezeigt, dass das Risiko bei einer Kollision mit einem anderen Skifahrer ohne Helm um das 4,15-fache steigen kann.

Der Mediziner kommt zu dem Schluss: „Um das Kopfverletzungsrisiko im Freizeitskilauf möglichst gering zu halten, gilt es die verschiedenen Risikofaktoren zu beachten, das individuelle Verhalten auf der Piste darauf einzustellen und einen Helm zu tragen.“ Tatsächlich setzen heute deutlich mehr Skifahrer einen Helm auf als noch vor zehn Jahren.

Freiwillig, denn eine generelle Helmpflicht gibt es in den meisten Alpenländern nicht (in Österreich ist die Helmfrage eine Angelegenheit der Bundesländer).

Auch Franz Waller, langjähriger Mitarbeiter des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) und erfahrener Tester im Freizeitbereich, rät grundsätzlich zum Tragen eines Skihelms. Dabei sei allerdings schon beim Kauf Vorsicht geboten: Persönliche Erfahrungen als Skifahrer und Testreihen des VKI hätten gezeigt: „Ein teurer Helm ist keine Garantie. Er mag komfortabler sein, aber nicht unbedingt sicherer.“

Garantiefrage

Im Praxistest und bei den technischen Prüfungen im Labor habe sich gezeigt, dass auch die preisgünstigeren Modelle von den Diskontern die gesetzlichen Auflagen durchaus erfüllen.

Apropos: Beim Kauf eines Helms, erklärt Wallner, sollen Konsumenten grundsätzlich darauf achten, dass auf dem eingenähten Typenschild auch die entsprechende europäische Norm verzeichnet ist – konkret EN 1077 (Schutzhelme für den alpinen Skisport). Damit sei gewährleistet, dass der Helmtyp auch geprüft wurde.

„Der Helm soll Schläge abdämpfen“, erklärt Wallner. Einen absoluten Schutz könne nicht einmal der Testsieger bieten. Am Besten sei sowieso, mit einer angemessenen Fahrweise auf der Piste erst gar nicht die Dienste des Kopf-Protektors in Anspruch zu nehmen.

Zur Frage, wie lange ein Helm seine Schutzfunktion erfüllt, meint Wallner: „Die Hersteller sprechen gerne von drei Jahren. Für die meisten Skifahrer ist diese Frist zu kurz.“ Wichtig sei die richtige Lagerung übers Jahr: Den Helm im Auto mitzuführen, sei zum Beispiel nicht gut. „Man sollte ihn vor UV-Lichteinwirkung schützen.“

Kopfsache: Ski fahren mit Skihelm

Kommentare