Kofler und Loitzl haben einiges vor

Kofler und Loitzl haben einiges vor
Die beiden ÖSV-Adler wollen sich aus dem Schatten von Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer in lichte Höhen aufschwingen.

Gregor Schlierenzauer (40 Weltcupsiege) und Thomas Morgenstern (22 Weltcupsiege) ragen schon allein aufgrund der Zahl ihrer Erfolge aus dem ÖSV-Springerteam heraus. Doch auch andere Athleten aus der Mannschaft von Cheftrainer Alexander Pointner haben ihre Qualitäten ebenfalls vielfach bewiesen. So reisten auch Andreas Kofler (10 Weltcupsiege) dank seines Doppelsieges im Vorjahr und Wolfgang Loitzl (4 Weltcupsiege) nach starken Leistungen auf Mattenschanzen mit sehr gutem Gefühl zum Saisonauftakt nach Lillehammer.

"Die Siege im Vorjahr waren ganz etwas Besonderes", erklärte Kofler, der 2011/12 die ersten drei Bewerbe gewonnen hatte. Heuer war er beschwerdefrei und hat sich konstant nach oben gearbeitet. "Ich habe eine bärige Vorbereitung hinter mir und habe gegenüber dem Sommer sicher noch zugelegt", sagte der 28-Jährige. Dank spezieller Übungen hat er seine Rückenprobleme im Griff. Dass die Leistungskurve so kontinuierlich ohne große Schwankungen anstieg, war völlig neu für ihn.

Kofler hat zehn Weltcup-Bewerbe und zahlreiche Medaillen gewonnen (zuletzt WM-2. in Oslo), der ganz große Coup ist ihm aber noch nicht gelungen. Mehrfach standen Morgenstern oder Schlierenzauer vor ihm im Rampenlicht. Der Stubaier sah es als Ansporn. Den Rummel braucht er nicht unbedingt, doch der Glaube an die eigene Stärke ist weiter gewachsen. "Gregor und Thomas haben von den Siegen her ein ganz anderes Kapital auf der Seite, aber ich tue mein Bestes, dass ich da hinkomme. Das gibt mir Motivation weiterzukämpfen und mich weiterzuentwickeln", betonte Kofler.

Ziele

Gesamt-Weltcup (2011/12 hat er das beim Auftakt eroberte Gelbe Trikot erst im siebentletzten Bewerb abgegeben) und WM sind die Ziele des Tournee- und Weltcup-Dritten. "Natürlich ist es ein Ziel, den Gesamt-Weltcup zu gewinnen, aber das lässt sich nicht erzwingen, das muss passieren", sagte Kofler. Er wolle versuchen, die Leistung möglichst lange auf einem hohen Niveau zu halten und mit positivem Gefühl zu springen. "In den letzten drei Jahren ist viel weitergegangen, ich bin sicher noch nicht am Zenit."

Loitzl hat wie schon in früheren Jahren den Weg der Vorbereitung abseits des Nationalteams gewählt. Der 32-Jährige hat mit Florian Liegl und Andreas Mitter in der zweiten Gruppe trainiert, um der internen Konkurrenz aus dem Weg zu gehen. Persönlich auch einen Vorteil aus den nun engeren Anzügen ziehend, hat er im Sommer-Kontinentalcup Seriensiege gefeiert und sich zudem erstmals den Meistertitel auf der Großschanze geholt. "Das war ein sehr produktiver Weg, eine gute Zusammenarbeit mit den Jungen und es hat viel Spaß gemacht", sagte der Steirer.

Nach einer mäßigen Saison will er nun im WM-Winter wieder Anschluss finden an die Spitze. Trotz größerer Zuversicht als 2011/12 ist Familienvater Loitzl jedoch vorsichtig bei der Formulierung seiner Ziele. "Wichtig wäre es, gleich in den ersten Bewerben gute Resultate zu erreichen, das hebt einen in die Höhe", weiß der frühere Tourneesieger. Und es würde ihm auch helfen, wieder einen Kopfsponsor zu finden.

Die Olympiaschanze von 1994 in Lillehammer erlebt am Freitag (16.30/live ORF 1) die Weltcup-Premiere des Mixed-Teambewerbs. Dieses neue Skisprung-Format wird auch bei der WM 2013 im Val di Fiemme erstmals Teil des Programms sein. Die Reaktionen sind durchwegs positiv: Die Damen sehen es als Aufwertung, in ihrer erst zweiten Weltcup-Saison gemeinsam mit den Herren anzutreten und diese sind durchwegs erpicht darauf, einen der zwei Plätze zu ergattern. Das ÖSV-Quartett zählt jedenfalls zum engsten Favoritenkreis.

Während bei den ÖSV-Damen die Weltmeisterin Daniela Iraschko und Jacqueline Seifriedsberger aus dem Lillehammer-Sextett herausragen und ihre Plätze fix haben, nominiert Herren-Cheftrainer Alexander Pointner sein Duo erst nach dem offiziellen Training am Freitag. Generalproben gab es im Rahmen des Sommer-Grand-Prix, die nicht in stärkster Herren-Besetzung angetretenen ÖSV-Teams erreichten dabei die Plätze drei (Courchevel) und eins (Hinterzarten). "Wir haben gut mit den Damen zusammengearbeitet und eine gemeinsame Vorbereitung absolviert", erklärte Pointner.

Abstimmungsprobleme

Iraschko hatte in der ersten Trainingseinheit in Lillehammer am Montag noch Abstimmungsprobleme in der Anfahrt, Seifriedsberger fühlte sich hingegen gleich sehr wohl. "Ich denke, dass am Freitag beide gut springen werden", sagte Damen-Coach Harald Rodlauer, der dem Mixed-Bewerb viel Positives abgewinnt. "Wir stehen dadurch mehr im Rampenlicht und es ist ein Ansporn, gemeinsam mit dem besten Herren-Team, das es gibt, unsere Leistung zu bringen."

Für Iraschko ist das Ziel für Freitag klar: "Wir sind gut aufgestellt und wollen um den Sieg mitspringen", erklärte die Wahl-Tirolerin. Nach dem zweiten Rang 2011/12 ist der Weltcup-Gesamtsieg ebenso ein Ziel wie die WM im Val di Fiemme, wo es für die Titelverteidigerin dank des Mixed-Bewerbs eine zweite Chance gibt.

Die 29-Jährige kann sich als Polizeischülerin nun voll auf den Sport konzentrieren und hat wie auch Seifriedsberger (Austrostar Immobilien) einen Kopfsponsor gefunden. Iraschko wirbt für eine heimische Kosmetikfirma (GWCosmetics), die nach eigenen Angaben Weltmarktführer für Augenbrauen- und Wimpernfarben ist. Die Tür zu all dem habe die Anerkennung als olympischer Bewerb geöffnet, erklärte die Steirerin. "Das war der wichtigste Schritt." Die Winterspiele in Sotschi 2014 sind denn auch ihr größtes Ziel.

"Entscheiden werden die Damen"

Bei der Premiere am Freitag werden Herren und Damen (mit längerem Anlauf) abwechselnd springen. "So wird das noch spannender", glaubt Iraschko. "Aber entscheiden werden die Damen und das ist gut für uns." Denn bei den Damen sei die Dichte nicht so groß, daher könnten mit einem guten Sprung viele Punkte herausgeholt werden."

Beim Weltverband (FIS) sieht man den neuen Bewerb als Bereicherung. "Weil man nur zwei Athleten pro Geschlecht braucht, ist die Zahl der Nationen größer geworden. Zudem gibt es nun neue Länder, die für die Spitzenplätze infrage kommen", betonte Renndirektor Walter Hofer.

Im ersten Einzelbewerb am Samstag, der alternierend mit der Herren-Konkurrenz ebenfalls auf der Normalschanze abläuft, nützt der ÖSV erstmals im Weltcup das Maximalkontingent von sechs Athletinnen aus. Weil vor wenigen Wochen der Co-Trainer ausfiel, bot das Training für Rodlauer zuletzt viele Herausforderungen. "Denn der Unterschied in der Gruppe ist doch relativ groß", gab der Steirer zu.

ÖSV-Damen-Team Lillehammer: Daniela Iraschko, Jacqueline Seifriedsberger, Katharina Keil, Cornelia Roider, Sonja Schoitsch und Chiara Hölzl

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