Koch stürzt – und holt dennoch Bronze
Martin Koch realisierte sofort, welche riesige Chance er da in Vikersund wieder liegen hat lassen. Vielleicht sogar eine einmalige Gelegenheit auf Gold. Kaum hatte er bei der Landung das Gleichgewicht verloren und war rücklings den Auslauf hinuntergerutscht, streckte er auch schon seine Hände zum Himmel. Verzweifelt, flehend, auch ein wenig fragend. Warum war ihm der begehrte WM-Titel wieder nicht vergönnt?
Warum wurde er abermals jäh aus seinem Bubentraum gerissen?
"Vielleicht will es bei mir einfach nicht sein", rätselte Martin Koch nachdem er den ersten Schock und den Sturz verdaut hatte. 243 Meter weit war der Kärntner im Finaldurchgang gesegelt, persönlicher Rekord, eine Weite, die genügt hätte, um endlich den begehrten Titel des Skiflug-Weltmeisters zu gewinnen und den slowenischen Leader Robert Kranjec zu überflügeln. Doch dann musste dem 30-Jährigen dieses Malheur bei der Landung passieren. "Dabei bin ich seit einem Jahr nicht mehr gestürzt", haderte Koch, "vielleicht muss ich mich damit abfinden, dass ich ohne Gold leben muss."
Kurswechsel
Es war schon das zweite Mal in seiner Karriere, dass der Kärntner kurz vor dem Ziel vom goldenen Kurs abgekommen ist. Bei der WM 2008 in Oberstdorf war Koch als Führender in den Finaldurchgang gegangen, hatte aber Nerven gezeigt und wurde von Gregor Schlierenzauer abgefangen. Diesmal schien nun die Zeit reif für den großen Coup, für die Krönung zum König der Lüfte. "Ich bin gelassener geworden, steh’ mir nicht wie früher selbst im Weg", sagte Koch vor der WM. "Er hätte es drauf gehabt und vor allem verdient", ergänzte der österreichische Interims-Cheftrainer Alexander Diess.
Denn Martin Koch stand in den letzten Jahren meist im Schatten der Superstars wie Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer. Bei Mannschaftsbewerben bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen war der Kärntner stets eine fixe Größe, doch im Einzelwettkampf wartete er lange auf den Durchbruch. "Aber mich hat nie gestört, dass ich nicht im Rampenlicht stehe, ich brauch` das gar nicht."
Sensation
In Vikersund wurde Koch nun unfreiwillig zum tragischen Helden. Wie stark seine Performance, seine Flugeigenschaften sind, beweist der Umstand, dass der Kärntner trotz des missglückten Landemanövers immer noch auf das Siegespodest flog. Hinter Kranjec ("ein verdienter Sieger") und dem Norweger Rune Velta holte Koch mit Bronze seine zweite Einzelmedaille nach Silber 2008.
"Angesichts des Sturzes ist Bronze eh sensationell", schmunzelte der sentimentale Weltmeister.
Die WM wurde in verkürzter Form durchgeführt. Der heftige Wind machte auch am Samstag den Springern das Leben schwer und ließ nur zwei Durchgänge zu. "Das ist immer ein Glücksspiel", erklärte Trainer Diess.
Während Gregor Schlierenzauer mit Wind und Material haderte (18.) strahlte Andreas Kofler im Auslauf. Der Tiroler war bislang nicht als Flieger bekannt, mit 228 Metern stellte er aber eine neue persönliche Bestleistung auf und jubelte über den sechsten Rang.
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