Kitz-Slalom: Kristoffersen fährt von Rang 12 zum Sieg

Marcel Hirscher landet mit drei Hundertstel Rückstand auf dem zweiten Rang.

Henrik Kristoffersen wurde beinahe ein wenig verlegen, als der Mann neben ihm zur lauten Lobeshymne ansetzte. Er sei der „Beste“, und „im Moment unschlagbar“, außerdem könne er in seiner aktuellen Form während der Slalomfahrt sogar eine „Jausenpause“ einlegen, bekam der junge Norweger da vor der versammelten Skipresse zu hören. Und spätestens, als Kristoffersen dann auch noch vernehmen musste, dass „Henrik jetzt im Gesamtweltcup (zu den Weltcup-Ständen) der Topfavorit ist. Wenn er so weiterfährt, habe ich keine Chance“, wurde ihm die Sache unangenehm.

Die Komplimente in allen Ehren, aber das konnte und wollte der 21-Jährige so nicht im Raum stehen lassen. „Moment, für mich ist Marcel Hirscher der Topfavorit“, sagte er prompt in Richtung des Salzburgers.

Aufholjagd

Kristoffersen und Hirscher lieferten sich schon einige Duelle auf den Pisten, doch seit diesem Wochenende, seit dem verletzungsbedingten Aus von Aksel Lund Svindal, liefern sich die beiden auch verbal ein Wettrennen. Denn plötzlich ist der Norweger für Hirscher der Herausforderer Nummer eins auf dem Weg zum fünften Gesamtweltcupsieg in Serie.

Es war dieser spektakulärer Auftritt im Slalom auf dem Ganslernhang, der Marcel Hirscher von seinem Widersacher dermaßen schwärmen ließ: Von Zwischenrang zwölf hatte der Mr. Slalom aus Lørenskog da in seiner unnachahmlichen Art eine Aufholjagd gestartet, die ihn noch bis zum prestigeträchtigen Hahnenkammsieg führen sollte.

Ein Favoritensieg gewiss, aber ein Triumph, mit dem nicht einmal der Skandinavier selbst mehr gerechnet hatte, nachdem ihm im ersten Lauf zwei kapitale Fehler unterlaufen waren. „Ich dachte mir, ich muss nach Hause fahren“, erzählte Kristoffersen später. Mit Laufbestzeit machte er im Finale die 0,83 Hundertstelsekunden auf Halbzeitleader Fritz Dopfer (am Ende Dritter) wett und verwies Marcel Hirscher mit minimalem Vorsprung (0,03 Sekunden) auf den zweiten Platz. „Was ist denn jetzt los“, fragte Kristoffersen, der nun fünf der sechs Saisonslaloms gewonnen hat. „Aber das war der coolste Sieg.“

Aufatmen

Marcel Hirscher haderte erst gar nicht mit den Hundertstelsekunden, die ihm auf den Sieg fehlten. Nachdem er zuletzt zwei Mal in Folge im Slalom nicht ins Ziel gekommen war, wirkte der Salzburger in erster Linie erleichtert. „Man fängt dann ja doch zum Nachdenken an“, berichtet er, „insofern bin ich superhappy.“

Im Sog des Superstars zeigten auch die Teamkollegen auf. Vor der Saison war noch die Personalkrise im Slalom-Team angeprangert worden, aber nun zeigen Rennen für Rennen die Talente auf: In Kitzbühel schlug Christian Hirschbühl die große Stunde: Der Vorarlberger raste mit Startnummer 59 auf Rang sieben und sammelte die ersten Slalom-Weltcuppunkte. „Mir fehlen die Worte“, sagte Hirschbühl, der sich wie Marco Schwarz (9.) bereits auf das nächste Highlight freuen darf. Am Dienstag steigt das Nightrace in Schladming.

Und damit das nächste Duell zwischen Kristoffersen und Hirscher.

Endstand:

1.

Henrik Kristoffersen (NOR)

1:43,96

Min.

50,97

52,99

2.

Marcel Hirscher (AUT)

1:43,99

+00,03

50,48

53,51

3.

Fritz Dopfer (GER)

1:44,41

+00,45

50,14

54,27

4.

Mattias Hargin (SWE)

1:44,75

+00,79

50,32

54,43

5.

Patrick Thaler (ITA)

1:45,21

+01,25

51,09

54,12

6.

Jonathan Nordbotten (NOR)

1:45,44

+01,48

51,60

53,84

7.

Felix Neureuther (GER)

1:45,52

+01,56

50,88

54,64

.

Christian Hirschbühl (AUT)

1:45,52

+01,56

51,32

54,20

9.

Marco Schwarz (AUT)

1:45,57

+01,61

50,47

55,10

10.

Manfred Mölgg (ITA)

1:45,77

+01,81

50,79

54,98

11.

David Chodounsky (USA)

1:45,94

+01,98

50,74

55,20

12.

Jean-Baptiste Grange (FRA)

1:46,01

+02,05

50,87

55,14

13.

Stefano Gross (ITA)

1:46,16

+02,20

51,67

54,49

14.

Trevor Philp (CAN)

1:46,31

+02,35

52,21

54,10

15.

Andre Myhrer (SWE)

1:46,33

+02,37

51,55

54,78

Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Dominik Raschner, Reinfried Herbst, Marc Digruber (alle AUT), Giuliano Razzoli (ITA), Victor Muffat-Jeandet, Alexis Pinturault (beide FRA), Axel Bäck, Jens Byggmark (beide SWE)

Disqualifiziert im 1. Durchgang u.a.: Wolfgang Hörl (AUT), Ted Ligety (USA)

U.a. nicht für 2. Durchgang qualifiziert: Michael Matt (AUT/34.)

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Manuel Feller (AUT), Sebastian-Foss Solevaag (NOR), Alexander Choroschilow (RUS), Espen Lysdahl (NOR), Robin Buffet (FRA), David Ryding (GBR), Daniel Yule (SUI)

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