Nun also steht wieder das alljährliche Highlight an: Beim Nachtslalom in Flachau unter einer 970.000 Watt starken Flutlichtanlage (18.00 bzw. 20.45 Uhr/live ORF1) wird um das höchste Preisgeld der Saison gefahren. Exakt 155.685,06 Schweizer Franken (knapp 144.000 Euro) sind ausgelobt, 58.000 Euro gehen alleine an die Siegerin.
Für die Österreicherinnen ist Flachau immer ein zwiespältiges Terrain: Der letzte Sieg datiert vom 20. Dezember 2011, seinerzeit hieß Marlies Raich noch Schild, und auch sie lächelte stets, wenn sie Slalom fuhr. Seither gab es zwar immer ansehnliche Mannschaftsresultate, aber den dicksten Scheck sicherte sich jeweils die Konkurrenz. Neu wird auch das Ambiente sein: Waren im vergangenen Jahr noch 14.800 Zuschauer dabei, gibt es heuer wegen Corona nicht einmal eine Tribüne.
Katharina Liensberger ficht die Stille freilich nicht an, ebenso wenig ihr statistischer Höhenflug. „Ich kann damit nichts anfangen. Statistiken sind nett, bringen mich aber nicht wirklich weiter. Mein Speed passt, und die Leistung ist stimmig“, sagt die 23-Jährige, die nun nach einem komplizierten Jahr 2019 wieder eine normale Vorbereitung absolvieren konnte und zurück auf den zuvor befahrenen Weg nach oben gefunden hat.
Eine Vorarlbergerin auf Skiern aus Vorarlberg, das war vor gut eineinhalb Jahren eine charmante Idee, die allerdings nach hinten losging. Die 1,64-Meter-Frau, die zuvor auf Rossignol unterwegs war, wurde von Kästle gelockt, allerdings hatte die Firma damals noch keinen Schuh-Partner. Und ohne diesen geht es nicht.
Der Zwist mit dem Österreichischen Skiverband erreichte Präsident Peter Schröcksnadel und wurde schließlich doch noch beigelegt. Liensberger verlor zwar viel wertvolle Vorbereitungs- und Testzeit, kam aber mit dem vertrauten Material wieder schnell in Schwung.
Derzeit ist sie Achte im Gesamtweltcup und beste Österreicherin, im Slalom-Weltcup liegt sie an dritter Stelle. Zu tun bleibt freilich genug, im Riesenslalom kommt die Hobby-Harfenistin noch nicht wirklich weiter. Doch zunächst einmal ist jenes Rennen zu absolvieren, bei dem sie 2016 im Weltcup debütierte und 2019 ihren ersten Podestplatz geholt hat.
„Nachtrennen sind für mich etwas ganz Besonderes, es ist eine ganz andere Stimmung“, sagt Liensberger. „Aber um wirklich die Schnellste zu sein, muss alles zusammenpassen.“ Damit möglichst viel zusammenpasst, setzt sie immer wieder neue Trainingsreize (Wasserski, Wakeboarden, Kitesurfen, Tanzen), „es ist die Abwechslung, die es ausmacht. Natürlich braucht’s die Kraftkammer auch, aber es ist wichtig, Spaß zu haben.“ Ihre Ungeduld ist nicht immer ein Vorteil.
Dennoch: „Es gibt immer etwas zu verbessern. Und das ist das Schöne am Skisport.“
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