Jubiläumssieg für Sofia Goggia, Österreicherinnen chancenlos

Elfter Weltcup-Erfolg für die Olympiasiegerin und der 100. für die Italienerinnen
Die Olympiasiegerin holt in der Abfahrt von Crans Montana den 100. Weltcup-Erfolg für Italien. Die Österreicherinnen können abermals nicht Schritt halten.

Sofia Goggia hatte schon in den letzten Tagen des alten Jahres einen Plan. Die italienische Olympiasiegerin, die die zweite Saisonabfahrt in Val d’Isère für sich entschieden hatte, ist seit dem 19. Dezember stolze Besitzerin eines Kälbchens. „Jetzt brauchen wir eine Kuhglocke“, scherzte die 28-Jährige mit ihrem Servicemann, und im Wissen darum, was es bei den Speedrennen in Crans Montana für die Siegerinnen gibt, kam für die Bergamaskerin nur volle Attacke in Frage.

Seit Samstagmittag und dem 100. Weltcupsieg der Italienerinnen aber hat Sofia Goggia ein Problem: Zweite Abfahrt im Wallis, zweiter Sieg – zweite Glocke. Aber nur ein Kälbchen. Doch vermutlich wird sie auch dafür eine Lösung finden.

Tatsache ist jedenfalls: Auch ihren elften Erfolg im Weltcup, den vierten in einer Abfahrt en suite, verdankte die Italienerin ihrem ungeheuren technischen Vermögen in Kombination mit ihrem Mut. „Only the brave“, rief die extrovertierte Hundeliebhaberin denn auch, als sie im Zielraum mit Bestzeit abgeschwungen hatte.

„Ich hatte überhaupt keine Bodensicht, als ich gefahren bin, und deswegen versuchte ich, einigermaßen sicher herunterzukommen“, sagte die Seriensiegerin, die nun schon 195 Punkte Vorsprung im Abfahrtsweltcup auf die erste Verfolgerin Breezy Johnson (USA) hat und ihrer zweiten kleinen Kristallkugel nach 2017/’18  recht nahe ist – nur drei Rennen stehen noch aus, das nächste am kommenden Wochenende in Garmisch-Partenkirchen. Die Schweizer Titelverteidigerin Corinne Suter nahm sich mit Platz acht wohl endgültig aus dem Kugel-Rennen.

Eine andere Schweizerin trübte die Freude der Azzurre, Lara Gut-Behrami kam mit 0,27 Sekunden Rückstand auf Platz zwei. Die Tessinerin war mit Wut im Bauch unterwegs, nachdem in den letzten Tagen viel Kritik über sie niedergegangen war, hatte sie sich doch erdreistet, die Strecke als „Rumpelpiste“ zu bezeichnen. Die 29-Jährige humpelte nach getaner Arbeit durch den Zielraum: "Es geht mir seit Freitag schlecht, der Rücken tut weh." Auf Platz drei: Die Italienerin Elena Curtoni (+0,60) vor ihrer Landsfrau Laura Pirovano (+0,82) und der Amerikanerin  Breezy Johnson, die erstmals in diesem Winter eine Abfahrt nicht als Dritte beendete, sondern als Fünfte (+0,89).

Tschechische Schrecksekunde

Für eine Schrecksekunde sorgte Ester Ledecka, die nach Platz zwei am Freitag alles auf eine Karte setzte, die Tschechin erwischte jedoch aufgrund ihrer extremen Linienwahl  mit nur minimalem Rückstand auf Goggia eine Linkskurve nicht mehr und rauschte geradewegs ins Netz, signalisierte aber bald per Daumen nach oben relatives Wohlbefinden. Die linke Hand hielt sich die 25-jährige Pragerin dennoch, auch ihr verbeultes Gesicht zeugte vom harten Aufprall.

Jubiläumssieg für Sofia Goggia, Österreicherinnen chancenlos

Beste des dezimierten ÖSV-Teams: Ricarda Haaser

Österreichische Suche nach dem Erfolg

Ricarda Haaser klassierte sich mit einer „sehr guten Fahrt“ als beste Österreicherin, das bedeutete freilich Rang 12 (+1,43 Sekunden). „Ich hab’ immer noch einen kleinen Wischer drin“, sagte die Tirolerin, „es geht noch schneller. Aber ich bin auf einem guten Weg.“

Tamara Tippler, im bisherigen Winter die Beste der verbliebenen ÖSV-Speed-Damen, nahm sich selbst zur Unzeit aus dem Rennen und wurde 17. (+1,64).  „Ich hab’ leider so getan, als wäre da oben schon das Ziel, so hab’ ich abgebremst. Ich wusste, man muss voll attackieren, aber ich war immer vier Meter zu spät dran und dann kann man nie Speed aufbauen. Mit haben immer vier, fünf km/h gefehlt, und das summiert sich dann.“

Stephanie Venier kam am Tag nach ihrem schweren Sturz sicher ins Ziel, verpasste aber die Punkteränge (33./+2,79). „Das Genick tut ein bissel weh, die Knie auch. Es war ein blöder Zufall am Freitag, der Innenski ist richtig gelegen, aber der Außenski ist in die falsche Spur gekommen, und dann bin ich halt abgeflogen.“

Ramona Siebenhofer, 2019 noch zweifache Abfahrtssiegerin am WM-Ort Cortina d’Ampezzo, war hingegen den Tränen nahe, nachdem sie mit 4,05 Sekunden Rückstand auf Sofia Goggia den 42. und letzten Platz belegt hatte. Die Steirerin, die im Riesenslalom inzwischen regelmäßig in den Top Ten landet, steht an. „Mit der Brechstange geht’s halt auch nicht. Ich wollte die Form vom Riesenslalom mitnehmen, aber ich hab’ auf den langen Skiern nicht das Selbstvertrauen, und wenn wieder und wieder kein positives Erlebnis kommt, dann nagt das halt. Aber es geht eh Schlag auf Schlag weiter.“

Konkret mit dem Super-G am Sonntag (Start: 12 Uhr), und schon am Dienstag ist der Riesenslalom am Kronplatz zu absolvieren.

Endstand:

1.

Sofia Goggia (ITA)

1:27,75

 

2.

Lara Gut-Behrami (SUI)

1:28,02

+0,27

3.

Elena Curtoni (ITA)

1:28,35

+0,60

4.

Laura Pirovano (ITA)

1:28,57

+0,82

5.

Breezy Johnson (USA)

1:28,64

+0,89

6.

Jasmina Suter (SUI)

1:28,66

+0,91

7.

Petra Vlhova (SVK)

1:28,80

+1,05

8.

Corinne Suter (SUI)

1:28,85

+1,10

9.

Federica Brignone (ITA)

1:29,01

+1,26

10.

Michelle Gisin (SUI)

1:29,07

+1,32

11.

Marie-Michele Gagnon (CAN)

1:29,12

+1,37

12.

Ricarda Haaser (AUT)

1:29,18

+1,43

13.

Nadia Delago (ITA)

1:29,19

+1,44

14.

Priska Nufer (SUI)

1:29,23

+1,48

 

Jasmine Flury (SUI)

1:29,23

+1,48

16.

Kira Weidle (GER)

1:29,31

+1,56

17.

Tamara Tippler (AUT)

1:29,39

+1,64

18.

Mirjam Puchner (AUT)

1:29,40

+1,65

19.

Francesca Marsaglia (ITA)

1:29,41

+1,66

20.

Michaela Heider (AUT)

1:29,47

+1,72

21.

Sabrina Maier (AUT)

1:29,56

+1,81

22.

Laura Gauche (FRA)

1:29,67

+1,92

23.

Ariane Rädler (AUT)

1:29,75

+2,00

24.

Roberta Melesi (ITA)

1:29,91

+2,16

25.

Isabella Wright (USA)

1:30,04

+2,29

26.

Ragnhild Mowinckel (NOR)

1:30,20

+2,45

27.

Ilka Stuhec (SLO)

1:30,21

+2,46

28.

Nadine Fest (AUT)

1:30,25

+2,50

29.

Noemie Kolly (SUI)

1:30,27

+2,52

 

Christine Scheyer (AUT)

1:30,27

+2,52

 

weiter:

32.

Rosina Schneeberger (AUT)

1:30,36

+2,61

33.

Stephanie Venier (AUT)

1:30,54

+2,79

42.

Ramona Siebenhofer (AUT)

1:31,80

+4,05

Ausgeschieden: Marta Bassino (ITA), Joana Hählen (SUI), Ester Ledecka (CZE), Tiffany Gauthier (FRA), Kajsa Vickhoff Lie (NOR)

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