Iraschko: "Knie hängt immer noch ein bisserl"
Daniela Iraschko (29), Ex-Weltmeisterin im Skispringen und Fußball-Bundesligaspielerin, befindet sich nach ihrer schweren Knieverletzung gerade im Aufbautraining sowie in den Hochzeitsvorbereitungen. Die gebürtige Eisenerzerin lebt öffentlich in einer Beziehung mit einer Frau und wird ihrer Isabel am 31. August das "Ja-Wort" geben. Im Interview sprach die Wahl-Innsbruckerin über ihr geplantes Comeback im Skispringen, ihre Hochzeitspläne und im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi über das russische Anti-Homosexuellen-Gesetz.
Wie sehen derzeit Ihre Comeback-Pläne aus?
Daniela Iraschko: "Die sind am Laufen, aber das Knie hängt immer noch ein bisserl. Mit der Beugung habe ich noch zu kämpfen, aber von den Kraftwerten her schaut es schon ganz gut aus. Für den Winter werde ich auf alle Fälle wieder fit, nur ob ich jetzt im Sommer noch einsteige, weiß ich noch nicht. Körperlich bin ich topfit: Die Vorbereitungszeit, die ich heuer habe, habe ich noch kein Jahr davor gehabt. Kraftmäßig bin ich besser beieinander als je zuvor."
Haben Sie schon erste Sprünge nach Ihrer Knieverletzung absolviert?
Nein, es war schon geplant, aber wegen der Beugung ist es noch zu früh. Es hat keinen Sinn, jetzt zu riskieren, wenn ich Zeit habe. Da trainiere ich lieber noch einen Monat. Ob ich jetzt 200 Sprünge mehr oder weniger mache, ist nicht so wichtig. Ich habe schon Milliarden von Sprünge in den Füßen und keine Angst: Ich bin damals ja nur bei der Landung unspektakulär gestürzt.
Wie sieht es mit der Fußballkarriere bei Wacker Innsbruck aus?
Meine Karriere als Torfrau habe ich eigentlich beendet, auch wenn ich das kommende Spiel gegen Spratzern wieder im Tor stehen werde. Ansonsten bin ich jetzt am Feld in einer offensiven Position. Die Defensive ist nicht mehr meins.
Wie steht es mit Ihren Hochzeitsvorbereitungen?
Wir machen gerade die Tischplanung, aber wir sind bei den Vorbereitungen nicht so streng - ganz easy cheesy. Eine Prinzessinnen-Hochzeit will keiner von uns. Es soll einfach eine gute Stimmung unter den etwa 110 Gästen sein.
Wird es eine Änderung bei Ihrem Namen geben?
Wir wollten einen gemeinsamen Doppelnamen, aber das Gesetz erlaubt nur einer von uns beiden einen Doppelnamen. Deswegen lassen wir es vorerst einmal wie es ist. Wir können es ja im Nachhinein beantragen.
Ich fahre nach Russland aus rein sportlichen Gründen. Was das Gesetz betrifft: Ich lebe nicht dort. Es gibt genug Organisationen, die sich darüber aufregen können. Als Sportler ist das fehl am Platz. Und wenn sich olympische Gremien aufregen, müssen sie sich vorher überlegen, welchem Land sie Olympische Spiele geben. Im Nachhinein ein Theater zu machen, ist gegenüber dem Veranstalter unfair. Für mich ist Homosexualität das Normalste der Welt und das wird fast überall so angesehen. In Russland ist es leider nicht so und wer weiß, wofür Olympia gut ist und was die Menschen bewegen können: Es gibt sicher viele Sportler, die in Beziehungen wie ich leben. Das kriegen die Menschen mit und vielleicht bewirkt das was.
Machen Sie sich Sorgen, wenn sie 2014 als offiziell verpartnerte Frau nach Russland fahren werden?
Man denkt natürlich daran, es geht nicht spurlos an einem vorbei. Ich habe schon gesagt, ich werde im Gefängnis landen (lacht). Man weiß es ja nicht. Aber als Sportler ist man wenigstens besonders geschützt.
Angenommen Sie haben dort Erfolge und sprechen dann wie viele andere als Dank über Ihre Familie. Könnte das nicht zu Problemen führen, wenn Sie zum Beispiel öffentlich über Ihre Frau zu Hause sprechen?
Wenn ich dort einen Erfolg habe, werde ich sicher nicht aufpassen, bei wem ich mich bedanke. Da sind mir die Gesetze relativ egal, weil bei mir zählt - egal wo ich bin - das österreichische Recht. Da werde ich mich sicher nicht zurücknehmen. Da würde ich mich selbst verleugnen. Ich denke aber nicht, dass es ein Problem geben wird. Und wenn doch, gibt es ohnehin einen riesen Skandal. Dann wäre ich in der Position, wo ich mich aufregen würde. Sonst zählt bei mir aber primär der Sport und nicht meine Homosexualität. Als Sportler hat man recht wenig Möglichkeiten: Ich kann nicht einfach sagen, ich boykottiere. Da würde ich als einzige mich selber bestrafen. Daher muss ich es akzeptieren wie es ist, auch wenn es nicht der feinste Weg ist. Es gibt aber andere Möglichkeiten als über den Sport Gesetze zu verändern. Da bin ich schon stark dahinter.
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