Im Schatten der Tofana: Das ist die Ski-WM in Cortina d'Ampezzo

In normalen Zeiten die Flaniermeile: Der Corso Italia in Cortina
Zum vierten Mal ist der Ort Ausrichter einer Ski-Weltmeisterschaft. Ein Blick auf Geschichte, Land und Leute. Und den Zeitplan.

„Pare nosc che te stas su inze l ziel.“ Wer hier Bahnhof versteht, muss sich nicht schämen: So klingt der Beginn des Vaterunser auf Anpëz, jener Variante des Ladinischen, die in Cortina d’Ampezzo gesprochen wird. Und doch unterscheidet sie sich erheblich von dem, was etwa im Grödnertal zu hören ist.

Kein Wunder: Cortina gehört zur Region Venetien, weshalb sich etliche Einsprengsel dieses italienischen Dialekts in der regionalen – oder eher lokalen – Sprache finden. Nur rund 40.000 Menschen leben in der ladinischen Sprachregion, 5.600 im WM-Ort des heurigen Jahres, rund 40 Prozent davon sind Ladiner.

2021 FIS Alpine World Ski Championships in Cortina d'Ampezzo

Dazwischen liegt das Sellamassiv mit seinen Pässen, die Berge sind die Sprachgrenze in dieser einmaligen Landschaft. Und doch verbinden sie: Das Ladinische gehört zur rätoromanischen Sprachfamilie, so wie das Puter, das im Oberengadin gesprochen wird. Und wie in St. Moritz, dem Schweizer WM-Ort von 2017, hat auch in Cortina der Tourismus ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert eine enorme Rolle eingenommen.

Begehrte Gegend

Im Schatten der Tofana: Das ist die Ski-WM in Cortina d'Ampezzo

Die WM-Strecken unterhalb der Tofana

Erfahrungen mit Fremden hatten die Menschen im Tal freilich schon vorher oft gemacht: Langobarden, Franken, Bayern, Österreicher und schließlich Italiener hatten den Ort unter ihrer Herrschaft.

Die Inbetriebnahme der Dolomitenbahn bis nach Toblach anno 1921 sorgte für den nächsten Schub, 1925/’26 wurde die erste Seilbahn errichtet – und 1956 folgten dann die olympischen Winterspiele. Erst seit 1971 ist die 3.244 Meter hohe Tofana di Mezzo erschlossen, der höchste Berg auf Cortineser Gebiet – da fuhr die Eisenbahn bereits seit sieben Jahren nicht mehr.

Apropos Cortinesi: So nennen die Einheimischen die Zugereisten. Die ansässigen Familien sind die Ampezzaner, und der prominenteste Sohn ist Kristian Ghedina, der nicht nur 13 Weltcuprennen gewonnen hat, sondern auch WM-Silber (Kombi 1991, Abfahrt 1996) und -Bronze (Abfahrt 1997) sein eigen nennt – und die Pizzeria 5 Torri.

Längst ist der Tourismus die Nummer eins in Cortina: 5.000 Hotelbetten und 30.000 in Zweitwohnungen zeugen davon. Und wenn nicht gerade Corona die Saison trübt, dann ist der Corso Italia der Laufsteg für teuren Pelz und edles Leder.

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