Hirschers Speed-Experiment: Teil 3

Ungewohntes Terrain: Im Abfahrtstraining machte sich Marcel Hirscher mit der Strecke vertraut.
Der Technik-Spezialist startet am Samstag auf der WM-Strecke in Beaver Creek wieder im Super-G.

Still alive. Noch am Leben. Marcel Hirscher machte nach seinem ersten Abfahrtstraining in Beaver Creek keinen Hehl daraus, dass der rasante Ritt für ihn eine Überwindung gewesen war. Vergleichbar mit dem Adrenalinrausch, den er im Sommerurlaub erlebt hatte, als er mit Haien eine Runde schwimmen war. So groß die Anspannung war, die dem 25-jährigen dreifachen Gesamtweltcup-Sieger während der Probe-Abfahrt ins Gesicht geschrieben war, so groß auch die Erleichterung im Ziel. Trotz des 75. und vorletzten Rangs hatte der Salzburger seinen Plan perfekt umgesetzt ("nicht herfallen"). Und der Techniker fand durchaus Gefallen am nicht-alltäglichen Geschwindigkeitsrausch, am liebsten wäre er gleich noch einmal gefahren.

WM-Generalprobe

Bis Samstag musste sich Hirscher allerdings gedulden, dann folgt der Probe auf der berühmt-berüchtigten "Birds of Prey" die Kür (19 Uhr MEZ, ORFeins). Zum neunten Mal startet Österreichs Ski-Star in einem Super-G, zum dritten Mal auf jener Strecke, auf der in zwei Monaten um WM-Titel gefahren wird. 2012 wurde er 32., ein Jahr später 16. Und heuer? "Im Super-G werde ich hier um den Sieg eher nicht mitkämpfen", sagte Hirscher gewohnt schlagfertig.

Das Training war für den 24-fachen Weltcupsieger eine Standortbestimmung, um zu sehen, ob ein WM-Start in der Super-Kombination auf einer der schwierigsten Abfahrtspisten der Welt überhaupt Sinn macht. Offenbar tut es das. Und natürlich kann der Technik-Spezialist aus Annaberg jeden Weltcup-Punkt brauchen für sein großes Ziel: Den vierten Gesamtsieg in Folge – das ist bisher noch keinem gelungen.

Jagd auf Jansrud

"Wenn sich auch diesmal Weltcup-Punkte ausgehen, wäre das fantastisch", sagt Hirscher, derzeit Zweiter in der Wertung. Nur Kjetil Jansrud hat mehr Zähler gesammelt. Der 29-jährige Norweger bleibt nach dem erfolgreichen Doppel in Lake Louise vor einer Woche der Gejagte. Weniger Erfreuliches gibt es derzeit von seinem Landsmann Aksel Lund Svindal zu berichten. Der 32-Jährige hat sich nach seinem Achillessehnenriss in der vergangenen Woche auch noch einen Rippenbruch zugezogen wie er via Twitter mitteilte.

Österreichs Super-G-Team verfolgt im zweiten Rennen der Saison ein großes Ziel: Nach mehr als tausend Tagen soll endlich wieder die österreichische Hymne erklingen. Am zweiten März 2012 hatte Klaus Kröll in Kvitfjell für den letzten rot-weiß-roten Triumph gesorgt. Dass die Hoffnung berechtigt ist, zeigte das gute Mannschaftsergebnis in Lake Louise (vier unter den besten Sechs). Das Quartett Matthias Mayer (2.), Otmar Striedinger (4.), Max Franz (5.) und Hannes Reichelt (6.) gehört auch auf der WM-Strecke zum Favoritenkreis.

Der Kärntner Max Franz hat eine besondere Beziehung zur Birds of Prey. "Sie mag mich eindeutig nicht", sagt der 25-Jährige der im Super-G 2012 schwer stürzte. Sein Ziel für den Samstag: "Ich muss sie überzeugen, dass wir beide doch zusammengehören."

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