Hirscher: "Ein schlechter Witz"

Der Ski-Star macht sich vor den Winterspielen Gedanken über Sicherheit und Boykott-Debatten.

Terroranschläge, Reisewarnungen, politische Diskussionen und Boykott-Debatten – in 23 Tagen beginnen die Olympischen Spiele in Sotschi. Aber noch sind es weniger Wortspenden zu Vorfreude und sportlicher Ambition, die die Runde machen, denn Negativ-Meldungen. Auch die vor einer Woche ausgerufene höchste Sicherheitsstufe, samt Boden-Luft-Raketen und Spionagesatelliten, ruft vielerorts eher Unbehagen denn ein Gefühl der Sicherheit hervor.

Hirscher: "Ein schlechter Witz"
epa04016760 Marcel Hirscher of Austria clears a gate during the first run of the Men's Slalom race for the FIS Alpine Skiing World Cup in Adelboden, Switzerland, 12 January 2014. EPA/PETER KLAUNZER
So auch bei Marcel Hirscher. Österreichs Ski-Star macht sich vor der Reise nach Russland viele Gedanken. Auch über Dinge, die seiner Meinung nach rund um das bedeutendste Wintersport-Großereignis nichts verloren haben. „Eigentlich sollte man als Sportler mit einer Freude zu Olympia fahren, dass es besser nicht geht“ sagte der 24-jährige Fixstarter im österreichischen Team, der am Sonntag in Wengen den letzten Slalom vor der Olympia-Nominierung bestreiten wird.

„Natürlich mache auch ich mir meine Gedanken“, sagt Hirscher. „Und alleine schon, dass ich mir Gedanken mache, ist eigentlich traurig. Die Unruhe im Vorfeld ist nicht so cool.“ Die Bombenanschläge in Wolgograd kurz vor Jahreswechsel, bei denen 34 Menschen getötet wurden, sind auch am zweifachen Gesamtweltcupsieger nicht spurlos vorübergegangen. „Dass wir darüber nachdenken, ob Freunde oder die Familie mitfliegen soll – das sind Gedanken, die wir uns eigentlich nicht machen sollten. Das sollte bei einem Fest wie Olympia selbstverständlich sein.“

Maier-Kritik

Hermann Maier hingegen wird Sotschi nicht besuchen. „Es gibt politisch so einige Dinge, die problematisch sind“, sagte der Doppel-Olympiasieger von Nagano 1998. „Besonders das Homosexuellen-Gesetz ist nicht in Ordnung. Die sexuelle Orientierung sollte heutzutage egal sein.“

Wirklich besorgt um seine eigene Sicherheit ist der Salzburger aber nicht. „37.000 Soldaten stehen parat. Wahrscheinlich wird das olympische Dorf der sicherste Platz der Welt sein.“ Was Hirscher schon mehr in Aufregung versetzt, sind Fragen nach einem Olympia-Boykott der Sportler. „Das ist ja fast schon so, dass wir Sportler uns rechtfertigen müssen, dass wir da überhaupt hinfahren. Das halte ich für einen schlechten Witz und einen Wahnsinn“, macht sich der Salzburger Luft.

Wie Hirscher hat sich auch Landsfrau Michaela Kirchgasser so ihre Gedanken über die Spiele in Russland gemacht. Generell solle bei der Vergabe von sportlichen Großereignissen mehr der Sport im Zentrum stehen. „Es bringt ja keinem etwas, wenn irgendwo Sportstätten gebaut werden, die nachher keiner mehr braucht und die sich keiner leisten kann. Und das betrifft das IOC genauso wie die FIFA“, sagte die 28-Jährige. Zu Spekulationen über Ungereimtheiten bei der Vergabe will sich Hirscher nicht hinreißen lassen. „Das kann ich nicht beurteilen. Aber man hört immer sehr viele Gerüchte, wie so eine Vergabe zustande kommt.“ Das wird wohl auch 2018 in Südkorea nicht anders sein.

Fehlendes Fieber

Dass die olympischen Bewerbe in wenigen Wochen auch in seiner Heimat Salzburg hätten stattfinden können, daran will Hirscher gar nicht denken. „Das wäre unglaublich geil gewesen.“ Doch Sotschi hatte sich ja gegen die Salzburger Bewerbung durchgesetzt.

Das Olympia-Fieber will sich bei Hirscher noch nicht wirklich einstellen, eher schon die Vorfreude auf die anstehenden Klassiker in Wengen, Kitzbühel und Schladming: „Jetzt geht’s Schlag auf Schlag. Die Vorfreude auf die Jänner-Rennen ist viel größer als die Vorfreude auf das größte aller Dinge für einen Sportler überhaupt.“ Eigentlich schade.

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