Das Rätsel Jansrud scheint unlösbar

Perfekte Serie: Drei Speedrennen, drei Siege. Der 29-jährige Norweger Kjetil Jansrud setzte sich auch der Abfahrt von Beaver Creek durch und führt im Weltcup.
In Abfahrt und Super-G ist der Norweger derzeit das Maß der Dinge – die Konkurrenz staunt.

Ist einer weg, kommt der nächste Norweger. Mit dieser Feststellung sprach der zweitplatzierte Schweizer Beat Feuz am Freitag wohl vielen aus der Seele. Vor allem jenen Ski-Herren, die bei der Abfahrt auf der WM-Strecke in Beaver Creek wieder einmal das Nachsehen hatten gegen den derzeit schnellsten Mann im Weltcup: Kjetil Jansrud.

Der 29-jährige Rennläufer aus Stavanger gewann nach Abfahrt und Super-G in Lake Louise auch das dritte Speed-Rennen der Saison und beeindruckte damit offenbar nicht nur die Konkurrenz, sondern auch sich selbst. "Wow. Again.", vermeldete er via Online-Medien Twitter und Facebook. "Drei von dreien... Ich bin sprachlos", schrieb der Norweger, der seinem verletzten Landsmann, dem Speed-König Aksel Lund Svindal (Achillessehnenriss), eine mehr als würdige Vertretung ist. "Mit dem Kjetil hat vor der Saison nicht wirklich wer gerechnet", staunte auch Marcel Hirscher. "Aber momentan ist er definitiv bei Weitem der Beste", sagte der dreifache Gesamtweltcup-Sieger, der in der Wertung vom dreimaligen Saisonsieger überholt wurde. "Der Marcel ist schlau und lädt nun den ganzen Druck auf mich ab", konterte Jansrud, wie immer gut gelaunt.

Der Bodenständige

Nicht nur die Art und Weise, wie Kjetil Jansrud auf den Rennstrecken dieser Welt dominiert, ist beeindruckend. Auch sein Auftreten abseits der Piste. Überhebliche Kommentare sind ihm fremd. Stattdessen gibt er sich bei Siegerinterviews angenehm unaufgeregt, bodenständig und spricht gerne auch lobend über die geschlagenen Konkurrenten. Wie am Freitag zum Beispiel über die Österreicher, die auch in der zweiten Saisonabfahrt nicht um den Sieg mitfahren konnten (Max Franz war als Siebenter der Beste): "Österreich ist ein wichtiges Land für unseren Sport. Deshalb hoffe ich immer, dass sie auch erfolgreich sind."

Vor zwei Jahren teilte sich Jansrud als Dritter das Siegespodest mit dem bisherigen Super-Elch Svindal (2.). Zwei Jahre später hat er selbst die Führungsrolle im kleinen norwegischen Team eingenommen. "Es gibt kein Erfolgsgeheimnis außer harter Arbeit und professionellem Training", sagt der neue Schneekönig, der sich über das rote Trikot des Weltcup-Führenden freute. "Das erste Mal in meiner Karriere. Das gibt einem ein demütiges Gefühl", schrieb Jansrud. Bescheiden, wie er eben ist, der Super-G-Olympiasieger, der zwölf Monate nach seinem Kreuzbandriss bei der WM in Schladming in Sotschi die Goldmedaille holte.

Der Umsteiger

Dabei hatte der Dominator der Speed-Disziplinen eigentlich als Techniker begonnen: Bei seinem ersten Weltcup-Start in Beaver Creek 2005 wurde er im Slalom Vierter. Doch Verletzungen zwangen ihn zum Umstieg.

Eine gute Entscheidung. Oder eine schlechte aus Sicht der Konkurrenz, die rätselt: "So geht das jedenfalls nicht weiter. Wir müssen ihm Ketten zwischen die Füße legen. Der kommt ja noch auf die Idee, heuer alles gewinnen zu wollen", sagte etwa der Kärntner Max Franz.

Jansrud selbst gab sich nach dem dritten Sieg in Folge gewohnt unaufgeregt: "Das war nahezu perfekt", sagte er. Ein Versprechen und eine Drohung zugleich.

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