Herren-Slalom: Duell mit Nebendarstellern

Rivalen der Rennbahn: Marcel Hirscher (li.) und Ted Ligety haben großen Respekt voreinander. Beide versuchen, hinter die Erfolgsgeheimnisse des anderen zu kommen, was angesichts ihres Tüftlergeists eine gewaltige Aufgabe ist.
Ted Ligety hat viel trainiert und hofft, Marcel Hirscher fordern zu können.

Man muss schon ziemlich weit zurückblättern in den Ergebnislisten, um Ted Ligety einen Riesenslalom-Misserfolg nachzuweisen. Der 17. März 2012 bietet sich an, damals wurde der Amerikaner in Schladming 25., seither hat er acht von zehn Rennen gewonnen, krönte sich zum Weltmeister und wurde zwei Mal Dritter.

Wesentlich weiter muss man zurückblättern, um einen Slalom-Erfolg des 29-Jährigen zu finden. Vierter war er am 22. Jänner 2008 in Schladming, Dritter gar zehn Tage zuvor in Wengen in der Schweiz. Sechs Mal schaffte es Ligety zwischen 2005 und 2008 aufs Weltcup-Podest (zwei Mal Zweiter, vier Mal Dritter), seither sind selbst die Top-Ten-Platzierungen rar geworden. Das gab dem Dreifach-Weltmeister von Schladming (Riesenslalom, Superkombi, Super-G) zu denken, denn Ziel des Herrn aus Park City ist der Gesamtweltcup. Und für den ist eine überragende Disziplin zu wenig, wie die letzte Saison erneut bewiesen hat.

Im Sommer und Herbst hat Ligety daher versucht, den Fokus auf den Slalom zu richten, er hat Videokameras am Helm befestigt und aus allen möglichen Winkeln mitfilmen lassen, um den Rückstand auf Marcel Hirscher zu reduzieren. Ligetys größtes Problem im Stangenwald war bislang die Konstanz: „Ich habe im Training brillante Momente, aber im Rennen ist es bei mir oft so, als würde man feines Porzellan in einen Geschirrspüler stecken: Du weißt nie, ob es sauber wird oder in Scherben geht.“ Was der ganze Trainingsaufwand gebracht hat, ist Sonntag ab 10 Uhr im finnischen Levi nachzuverfolgen, wer’s nicht nach Lappland schafft, kann das Fernsehkastl aufdrehen und es sich auf der Couch gemütlich machen, ORFeins, Eurosport und SRF2 übertragen live.

Perfektionist

Sicher nicht auf der Couch vor dem Fernsehkastl ist Sonntag Marcel Hirscher zu finden, der seine eindrucksvolle Torlauf-Serie fortzusetzen gedenkt: Der einfache Weltmeister von Schladming war in den letzten zehn Slaloms immer auf dem Podest, fünf Mal als Sieger. Dass es der 24-jährige Salzburger mit dem Gesamtweltcup-Hattrick ernst meint, zeigt die geplante Erweiterung seines Tätigkeitsfeldes – auch einige Super-G-Starts hat der Technikexperte in seine Saisonplanung eingeschlossen. In Levi ist er zum fünften Mal am Start, und nachdem er im letzten Jahr endlich auch nördlich des Polarkreises als Zweiter aufs Stockerl gefahren ist (davor setzte es einen Ausfall, einen 26. Platz und einen schlechten ersten Lauf), sieht Hirscher dem nächsten Kapitel gelassen entgegen. „Zu 95 Prozent“ habe er seine Dinge beisammen, sagte der Perfektionist, „es ist aber okay, wenn es noch Verbesserungsvorschläge gibt.“

Freilich hoffen auch andere Österreicher auf gute Zeiten: Mario Matt, der am Sonntag erstmals gemeinsam mit seinem Bruder Michael einen Weltcup bestreitet; Manfred Pranger, der seine Rückenprobleme überwunden glaubt; und auch Reinfried Herbst, der sich so gut in Form wähnt wie lange nicht mehr.

Die längste Leidenszeit aller Levi-Starter hat freilich ein Franzose hinter sich: Julien Lizeroux, 2009 Vizeweltmeister in Slalom und Superkombination, kehrt Sonntag nach fast drei Jahren kniebedingter Zwangspause wieder zurück.

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