Hirscher Dritter bei Sieg von Neureuther
Massenansturm auf die Ski-Piste: 29.500 Schweizer pilgerten ins entlegene Adelboden, damit rechnend, ein Duell zwischen dem US-Amerikaner Ted Ligety und dem Österreicher Marcel Hirscher zu erleben. Doch dann lächelte Felix Neureuther bei zwölf Grad plus mit der Sonne um die Wette. Er schrieb Ski-Geschichte, indem ihm der erste deutsche Riesenslalom-Sieg seit 41 Jahren gelang. Im März 1973 hatte Max Rieger in Kanada gewonnen. „Damals war ich noch nicht einmal geplant,“ meinte Felix Neureuther. Der glückliche Felix ist der Sohn von Doppel-Olympiasiegerin Rosi Mittermaier (zwei Mal Gold 1976 in Innsbruck) und Ex-Weltcup-Slalomsieger Christian Neureuther. Vor zwei Jahren noch, gibt Neureuther Junior zu, hätte er, der Slalomspezialist, von einem Riesenslalom-Sieg nicht einmal zu träumen gewagt. Auch gestern deutete wenig auf einen Neureuther-Triumph hin, zumal der Vorsprung des französischen Laufbesten Thomas Fanara (hatte die vorteilhafte Startnummer 1 genutzt) sehr, sehr komfortabel war.
Respekt
„Aber der Felix hat im zweiten Lauf auf der weichen Unterlag einen Zug draufg’habt, wie er für uns nur auf Eis möglich ist“, zollte Marcel Hirscher seinem bayrischen Freund höchsten Respekt. Hirscher konnte in Anbetracht der Begleitumstände durchaus zufrieden sein, vermochte doch auch er zumindest den Halbzeit-Zweiten Alexis Pinturault zu überholen. Mit Platz drei hinter Neureuther und Fanera gelang es dem Salzburger, zum achten Mal hintereinander in Riesenslalom auf das Podium zu fahren und den Rückstand im Gesamtweltcup gegenüber Aksel Lund Svindal erheblich zu verringern. Schon heute kann Hirscher den Norweger von der Spitze verdrängen. Vorausgesetzt, die Adelbodener Piste lässt einen Slalom noch zu. Schon die Tatsache, dass der Riesenslalom überhaupt möglich war, kam einer Überraschung gleich. „Das war nicht Frühlings-, sondern bereits gefühlter Sommerskilauf“, meinte Ted Ligtey vor dem zweiten Durchgang, als er noch hoffte, dass ihm auf dem von seinem Trainer gesetzten Kurs eine Aufholjagd gelingen würde. Doch dann blieb Ligety an einem Tor hängen und verlor einen Ski. Das Ausscheiden bedeutet, dass Weltmeister Ligety in der Riesenslalom-Wertung gegenüber Hirscher bereits 75 Punkte Rückstand hat.
One-Man-Team
Im Vorfeld vom Sotschi aber sind nicht diverse Weltcup-Stände das Hauptthema , war doch der Adelbodener Riesenslalom der letzte vor der olympischen Meldefrist (25. Jänner). Die ÖSV-Situation in der alpinen Basisdisziplin gleicht einer One-Man-Show. Hinter Hirscher sieht’s finster aus. Benjamin Raich plagen Rückenschmerzen. Angesichts derer verdient der zehnte Rang des dreifachen Adelboden-Siegers Bewunderung. Für eine Olympia-Medaille kommt der 36-Jährige in diesem Zustand allerdings kaum in Betracht. Philipp Schörghofer konnte erneut seine guten Trainingsleistungen nicht im Rennen umsetzen, kam einmal nur als Ein-Stock-Pilot und schließlich als Gesamt-Zwanzigster ins Ziel. Marcel Mathis wird Sotschi nur im TV sehen. Cheftrainer Mathias Berthold spekuliert damit, an seiner Stelle lieber Speed-Spezialist Hannes Reichelt (gestern gar nicht am Start) im Riesentorlauf starten zu lassen.
Endstand: | |||
1. | Felix Neureuther | GER | 2:34,60 |
2. | Thomas Fanara | FRA | +0,10 |
3. | Marcel Hirscher | AUT | 0,19 |
4. | Alexis Pinturault | FRA | 0,32 |
5. | Leif Kristian Haugen | NOR | 1,24 |
6. | Manfred Mölgg | ITA | 1,36 |
7. | Davide Simoncelli | ITA | 1,40 |
8. | Mathieu Faivre | FRA | 1,42 |
9. | Roberto Nani | ITA | 1,72 |
10. | Benjamin Raich | AUT | 1,78 |
11. | Luca De Aliprandini | ITA | 1,84 |
12. | Aksel Lund Svindal | NOR | 1,89 |
13. | Henrik Kristoffersen | NOR | 1,93 |
14. | Matts Olsson | SWE | 1,94 |
15. | Cyprien Richard | FRA | 1,98 |
Weiter: | |||
20. | Philipp Schörghofer | AUT | 2,24 |
Out: | Ted Ligety | USA |
1. Durchgang: | |||
1. | Thomas Fanara | FRA | 1:16,14 |
2. | Alexis Pinturault | FRA | +0,69 |
3. | Ted Ligety | USA | 0,89 |
4. | Marcel Hirscher | AUT | 0,90 |
5. | Manfred Mölgg | ITA | 1:00 |
6. | Mathieu Faivre | FRA | 1:26 |
7. | Felix Neureuther | GER | 1:32 |
8. | Davide Simoncelli | ITA | 1:47 |
9. | Aksel Lund Svindal | NOR | 1:82 |
10. | Fritz Dopfer | GER | 2:17 |
11. | Stefan Luitz | GER | 2:34 |
12. | Philipp Schörghofer | AUT | 2:44 |
13. | Tim Jitloff | USA | 2:46 |
14. | Leif Kristian Haugen | NOR | 2:48 |
15. | Marcus Sandell | FIN | 2:49 |
16. | Benjamin Raich | AUT | 2:55 |
. | Massimiliano Blardone | ITA | 2:55 |
Weiter: | |||
37. | Marcel Mathis | AUT | 4,64 |
39. | Daniel Meier | AUT | 5,11 |
56. | Johannes Strolz | AUT | 8,07 |
Out, u.a.: | Stefan Brennsteiner (AUT), Kjetil Jansrud (NOR), Bode Miller (USA) |
Der Verzweiflung nahe war am Samstag in Adelboden Marcel Mathis. Der 22-Jährige verpasste als 37. das Finale des Riesentorlaufs um 0,43 Sekunden und muss nun um Olympia in Sotschi bangen. "Im Training passt es. Und im Rennen fahr' ich wieder wie ein Vollidiot da runter", schäumte Mathis vor Wut. "Ich weiß nicht, was los ist. Da ist einfach der Hund drinnen", meinte der Vorarlberger zerknittert.
Von der Papierform her wäre Mathis dennoch nach wie vor im Vierer-Team für Olympia. Und das, obwohl Rang 16 in Sölden sein bis dato bestes Ergebnis in diesem Winter ist. Doch Herren-Cheftrainer Mathias Berthold stellte mehr als deutlich klar: "Mit einem 16. Platz wird keiner zu Olympia fahren. Ganz sicher nicht."
Eine Ansicht, die Mathis durchaus nachvollziehen kann. "Jetzt muss ich erst einmal wieder auf die Füße kommen und ordentlich skifahren. Alles andere ist nebensächlich." Bis zur Nominierung der Olympia-Mannschaft am 27. Jänner findet kein Riesentorlauf mehr statt.
Berthold könnte dahin tendieren, anstelle von Mathis lieber einen weiteren Speed-Piloten ins Team zu nehmen. "Da haben in Abfahrt und Super-G zahlreiche Leute bessere Platzierungen vorzuweisen." So könnte dann etwa Matthias Mayer als vierter Mann den Olympia-Riesentorlauf bestreiten.
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