Hannes Trinkl: "Als Rennläufer war ich weniger nervös"

2001 holte Hannes Trinkl in St. Anton WM-Gold in der Abfahrt vor Hermann Maier. Seit 2014 ist der heute 52-Jährige FIS-Renndirektor.
Vor 20 Jahren wurde Hannes Trinkl Weltmeister in der Abfahrt. Der Sieg hat für ihn keine Bedeutung mehr.

Heute, Mittwoch, hätte auf der Herren-WM-Abfahrtspiste erstmals trainiert werden sollen. Hätte. Das WM-Programm ist Schnee von gestern, das Warten prolongiert. Nicht nur für die WM-Starter, sondern auch für einen, der vor 20 Jahren Weltmeister geworden ist. Weil Hannes Trinkl, 53, als FIS-Renndirektor Verantwortungsträger für die Herren-Speedbewerbe ist.

KURIER: Im Gegensatz zu den Weltcup-Klassikern Kitzbühel, Bormio, Garmisch und Wengen bedeutet die italienische WM-Strecke selbst für die Routiniers Neuland. Auch für Sie?

Hannes Trinkl: Im Winter war ich früher als Rennläufer nie hier. Aber vor zwei Jahren habe ich mir in Cortina die italienischen Meisterschaften angesehen. Im Sommer bin ich die Strecke abgegangen.

In Cortina wurde Toni Sailer 1956 auf der Pista Tofana Olympiasieger. Der italienische Berg wird sich ja wohl nicht verändert haben?

Der Berg ist derselbe, aber die Piste ist eine andere. Die Olympiastrecke von 1956 bleibt den Damen vorbehalten. Aber sie wurde natürlich modifiziert.

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Die Damen rasen jedes Jahr wieder im Weltcup am berüchtigt steilen Tofana-Schuss wenige Meter neben dem riesigen Felsen runter. Dieser Tofana-Schuss bleibt den Herren erspart?

Ja. Die Männer starten an der anderen Seite, nördlich vom Felsen. Von weiter oben. Was die Sache nicht leichter macht.

Obwohl der deutsche Olympiasieger und TV-Experte Markus Wasmeier die WM-Abfahrt nicht für aufregend anspruchsvoll hält.

Man sollte sich nicht täuschen. Cortina hat technisch schwierige Passagen. Ein Steilstück, viele Wellen, eine Traverse, deren Ausfahrt man erwischen muss. Die Piste ist nicht sehr lang, aber WM-würdig.

Ist’s nicht problematisch, wenn allen Startern mit Ausnahme der Italiener die Streckenkenntnis fehlt und vor dem WM-Rennen am Sonntag nur zwei Mal geprobt werden kann?

Ich glaub’ nicht. Die Burschen sind alle gut beinand’. Anders als früher und bei Olympia, wo viele unerfahrene Läufer dabei waren, die man im Weltcup nie gesehen hat, wurde jetzt über die FIS-Punkte schon eine Vorselektion getroffen.

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Können Sie als Renndirektor besser schlafen als früher, als sie selbst gestartet sind?

Im Gegenteil. Obwohl in Cortina der Tag lang ist und ich schon um halb neun am Abend im Bett lieg’. Als Rennläufer war ich weniger nervös.

Bei den letzten Weltcup-Speedrennen hatten Sie die Letztverantwortung, weil Weltcup-Obersportdirektor Markus Waldner nach einem positiven Covid-Test länger in Quarantäne musste. Darf der Südtiroler zur Italien-WM kommen?

Ja. Markus hat die Erlaubnis erhalten.

Der Rennläufer Trinkl hatte als nahezu unverwundbar gegolten. Nie krank, selten verletzt. Bei minus 15 Grad fühlten Sie sich erst so richtig wohl. Wie gehen Sie mit der Pandemie um?

Ich versuche, nicht zu viel daran zu denken. Zig Tests waren bei mir negativ. Ich begegne der Pandemie aber mit größtem Respekt. Wir müssen zu schätzen wissen, dass wir unseren Sport ausüben dürfen. Ich war kürzlich zwei Mal in Oberösterreich Skifahren. Die Leut’ verhielten sich sehr diszipliniert.

Denken Sie noch öfters an die Zeit, wie Sie in St. Anton auf der Piste Karl Schranz zwei Zehntel schneller als Hermann Maier waren und vor 20 Jahren Abfahrtsweltmeister wurden?

Nein. Da ist wie aus einem anderen Leben. Das war einmal, das hat keinerlei Bedeutung mehr für mich.

Ihr Sohn hat als Nachwuchshoffnung in der Abfahrt in Oberösterreich gegolten. Startet er noch?

Nein. Er ist jetzt auch schon 24. Ehrlich, ich bin froh, dass er mit dem Rennfahren aufgehört hat und sich ganz auf den Zimmermannberuf konzentriert. Wie ich überhaupt stolz bin auf meine Kinder. Unsere beiden Töchter sind in Beruf und Studium erfolgreich.

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