Gesamtsieger Lamparter: "Der Weltcup war für mich schon gelaufen"

Gesamtsieger Lamparter: "Der Weltcup war für mich schon gelaufen"
Nach dem Coup in der Nordischen Kombination spricht der 21-jährige Tiroler über den "größten Sieg seiner Karriere" und die Zukunftssorgen seiner Sportart.

Als das letzte Mal ein österreichischer Kombinierer den Gesamtweltcup gewann, war Johannes Lamparter noch nicht einmal geboren. 22 Jahre nach Felix Gottwald sicherte sich der 21-jährige Tiroler am Samstag in Lahti die große Kristallkugel.

Der Triumph war keine Selbstverständlichkeit. Im Dezember lag Lamparter im Gesamtweltcup nur an 16. Position und hatte bereits mehr als 300 Punkte Rückstand.

KURIER: Wenn Ihnen damals jemand gesagt hätte, dass Sie den Weltcup gewinnen ... Johannes Lamparter: Dann hätte ich geantwortet: Du spinnst. Für mich war der Weltcup eigentlich schon gelaufen. Ich hätte nicht gedacht, dass die Saison diese Wende nimmt.

Was war die Wende?

Ich habe mich zu Beginn des Winters auf der Schanze schwergetan und war wirklich weit weg vom Fenster. Dann wird man verzweifelt und kommt in so eine Negativspirale rein. Der Vorteil ist, dass es im Skispringen sehr schnell gehen kann. Blöder ist es, wenn die Langlaufform überhaupt nicht passt. Der zweite Platz in Ramsau war das Aha-Erlebnis, von da an ist es gelaufen.

Sie waren 2021 Doppelweltmeister. Wie ordnen Sie diesen Gewinn des Gesamtweltcups ein?

Bei einer WM oder bei Olympia reicht ein perfekter Tag. Das soll die Goldmedaille von Oberstdorf nicht schmälern, aber ein Gesamtweltcupsieg ist schon sehr speziell, weil man Woche für Woche, Rennen für Rennen Leistung bringen muss. Das war immer ein Kindheitstraum, den habe ich mir jetzt erfüllt.

Felix Gottwald war der letzte ÖSV-Kombinierer, dem das gelungen ist. Welchen Bezug haben Sie zu ihm?

Ich habe ihn selbst nicht mehr als Kombinierer erlebt, aber ich kenne ihn und weiß natürlich, dass er einer der Größten in unserem Sport war. Schön, dass ich das jetzt auch erreicht habe.

Themenwechsel: Die Nordische Kombination steht im Fokus und am Scheideweg. Den Frauen wurde die Olympia-Aufnahme verweigert. 2030 droht auch den Männern das Olympia-Aus. Wie präsentiert sich Ihrer Meinung nach Ihr Sport?

Ich finde, dass wir eine gute Werbung für die Sportart betrieben haben. Es waren über die ganze Saison sehr spektakuläre und spannende Rennen. Der Mixed-Team-Bewerb bei der WM war auch cool, der hat sehr viel Aufmerksamkeit erhalten. Viel mehr können wir als Athleten eh nicht machen. Hoffentlich ändern die Verantwortlichen beim IOC ihre Meinung und lassen sich umstimmen.

Beschäftigt Sie dieses Thema sehr? Haben Sie Zukunftsängste?

Im Moment nicht. Ich lebe im Hier und Jetzt und hoffe, dass es einfach nicht so weit kommt, dass wir gestrichen werden. Und ich bin auch zuversichtlich, weil die Nordische Kombination als Sport einfach nicht wegzudenken ist. Die Argumente, die gerne gebracht werden, dass immer die gleichen Nationen vorne sind, kann ich nicht nachvollziehen. Das haben wir im Biathlon oder im Langlauf genauso.

Trotzdem werden Rufe nach neuen Formaten laut. Kombinierer bestreiten Jahr für Jahr ihren Zehn-Kilometer-Langlauf.

Wenn du nur ein Format hast, dann ist das langweilig. Mehr Varianten wären cool. Das würde der Kombination mit Sicherheit helfen.

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