Reichelt: "Ich hab’ mich über mich geärgert"

Rot gesehen: Reichelt war sauer über sich selber.
Hannes Reichelt stellte seine Fehler ab und gewann prompt in Garmisch-Partenkirchen.

Irgendwann musste der Knoten ja einmal platzen. In der Abfahrt von Kitzbühel hatte Hannes Reichelt einen kapitalen Fehler in die Frühphase seiner Fahrt eingebaut und sich noch auf den neunten Rang gerettet. Den Rückstand auf Sieger Dominik Paris reduzierte er vor einer Woche von 1,46 auf 0,82 Sekunden.

Ein ähnliches Schauspiel zeigte der Super-G-Weltmeister am Freitag in der ersten Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen – seine Hypothek auf Travis Ganong verringerte er von 0,94 Sekunden auf deren 0,52, Platz vier.

Nun, an diesem sonnigen Samstagmittag, startete der Radstädter mit der ungeliebten Nummer eins in die dunkle Kandahar-Abfahrt – und er blieb die Nummer eins. Dieses Mal hatte er sich sogar freiwillig die Nummer eins genommen. Denn nach den schweren Stürzen am Freitag mit vier Verletzten "war es mir lieber, wenn ich keinen sehe auf dieser schwierigen Strecke. Und weniger Schläge gibt es auch mit der Nummer eins." Das Ergebnis: elfter Weltcupsieg, der erste seit seinem Erfolg im norwegischen Kvitfjell am 7. März 2015, vor dem Südtiroler Peter Fill und dem Schweizer Beat Feuz.

Das Rezept des Hannes Reichelt war an sich ganz einfach: "Heute war das Ziel, dass ich einmal ohne Fehler runterkomm’. Irgendwie hab’ ich mich über mich selber geärgert, dass ich so dumm bin." Leicht war die Aufgabe nicht: "Ich bin mit einem mulmigen Gefühl auf die dritte Kurve zugefahren – als ich die hinter mir hatte, war ich dann auch schon wieder lockerer", gestand der 36-Jährige.

Lob von den Kollegen

"Er hat seinen Fehler weggelassen und dann die Fahrt sauber durchgezogen, das war richtig stark", lobte Teamkollege Romed Baumann, der sich mit dem zehnten Platz für höhere Aufgaben bei der WM in St. Moritz empfahl. Mehr wäre für den Tiroler möglich gewesen, "aber ich hab’ den gleichen Fehler wie am Freitag gemacht, da ist dann gleich einmal eine halbe Sekunde weg."

So war es am Oberösterreicher Vincent Kriechmayr, sich als Siebenter ins Rampenlicht zu fahren. "In diesem Winter war das bisher meine beste Fahrt", resümierte der 25-Jährige, der von einem Bus voller Fans aus der Heimat unterstützt wurde. "Aber das mit der besten Fahrt war auch nicht besonders schwer", denn ein Dutzend Mal war Kriechmayr im vergangenen Winter in den Top Ten, in dieser Saison ist ihm das erst zum zweiten Mal gelungen. Immerhin: "Es geht wieder ein bisserl bergauf."

Kärntner Emotionen

Matthias Mayer setzte als 14. seine Suche nach dem richtigen Gesamtpaket für die Abfahrt fort, während sein Kärntner Landsmann Christian Walder Platz 16 bejubelte. Das mit gutem Grund: Am Freitag hatte er erstmals Weltcuppunkte geholt, mit frischem Mut und der Unterstützung von Lebensgefährtin Cornelia Hütter legte der 25-Jährige nun mächtig nach. "Ich hatte immer wieder gute Teilzeiten, aber ich hab’ auch immer viele Fehler gemacht", gestand Walder. "Schön, dass er’s heute runtergebracht hat", urteilte Cornelia Hütter, die nach ihrem Kreuzbandriss noch mit Krücken gehen muss.

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