Freeriding: Im Bann der mächtigen Berge

Manuela Mandl genießt es, ein "Freigeist" zu sein.
Die Wienerin Manuela Mandl (29) hat sich sensationell für die Freeride World Tour qualifiziert.

Sie stürzt sich mit ihrem Snowboard über Felswände; sie befährt auf Island die einsamen Vulkane; sie ist die einzige österreichische Frau, die sich für die World-Tour der Freerider qualifizieren konnte, sie liegt auf Rang sechs der Weltrangliste.

Und sie kommt aus Wien.

"In Österreich ist es schon immer aufgefallen, dass ich aus dem Flachland komme", sagt Manuela Mandl. "Am Anfang war das auch ungut. Aber mittlerweile ist es so, dass ich am Berg in einen Alpen-Dialekt falle." Die sportlichen Leistungen sprechen mittlerweile sowieso für sich. Mandl, 29 Jahre alt, misst sich mit den Besten auf der ganzen Welt. Im Jänner fährt sie in Japan, danach in Kanada, Andorra und Fieberbrunn. Das große Saisonziel heißt Verbier, wo das World-Tour-Finale stattfindet. Zu Filmaufnahmen reist sie danach noch nach Norwegen.

Herausforderung

Als Sportlerin sozialisiert wurde Madl aber ganz wo anders. Nicht auf der Hohen-Wand-Wiese in Wien, sondern an den Hängen des Dachsteins. Dort verbrachte sie regelmäßig die Ferien. "Ich war da immer mit den Einheimischen unterwegs, meistens ältere Burschen, irgendwann haben sie mir gesagt, dass ich einen Contest fahren soll." Aus den ersten zaghaften Versuchen wurde eine Leidenschaft, bald kamen die ersten Erfolge.

Die Natur im Allgemeinen und die mächtigen Berge im Speziellen fesseln sie immer noch. "Mir fehlen aber alpinistisch ein bisschen die Bezugspunkte", sagt sie. "Nie bin ich als Kleinkind mit meinen Eltern ins Hochgebirge gekommen. Viele meiner Gegnerinnen aber schon." Dennoch wurden die Berge zum Lebensinhalt. Fasziniert ist sie von der Dynamik und den Fliehkräften, die in ihrem Sport wirken. Auch ihre Masterarbeit an der Akademie der bildenden Künste in Wien beschäftigt sich mit dem alpinen Raum. "Ich versuche noch immer zu verstehen, was mich im Gebirge so bewegt."

Freeriding: Im Bann der mächtigen Berge
Manuela Mandl

Eines jedenfalls: "Man erarbeitet sich beim Freeriden den Fortschritt tatsächlich zu Fuß." Denn in den seltensten Fällen werden die Sportler mit Lift oder Helikopter auf die Berge gebracht. "Wir Freerider sind Freigeister", sagt sie, weiß aber auch: "Irgendwann braucht man strukturiertes Training um das nächste Level zu erreichen."

Diesbezüglich wird sie unterstützt vom Wiener Skiverband (WSV) und dem Wiener Marriott Hotel, das den Trainingsbereich zur Verfügung stellt. Dort wird sie trainiert vom ehemaligen Extremsportler Sepp Resnik. Ehrenamtlich.

Preisgeld

Denn Geld ist knapp, vor allem verglichen mit den österreichischen Ski-Helden. "Ich komme über die Runden", sagt Madl. "Bei den Contests gibt es Preisgeld zwischen 1000 und 3000 Euro zu gewinnen, und dann versuche ich noch, mit meinen Film-Projekten etwas zu verdienen. Am Ende geht sich das irgendwie aus."

Doch der Sport sei nicht nur faszinierend, er ist auch gefährlich. Schwer Verletzte gab es ebenso wie Todesfälle. "Es gibt am Berg Stellen, an denen man einfach nicht stürzen darf", sagt Mandl, die stets mit LVS (Lawinenverschüttetensuchgerät) und Airbag-Rucksack am Berg ist. Die Kollegen bezeichnet sie weniger als Kontrahenten, mehr als "Lebensversicherung".

Dennoch bleibt ein Restrisiko. Stürze über Felsen können tödlich enden, ebenso Lawinenabgänge. Auch Mandl ist schon einmal in eine Lawine geraten. "Es ist völlig überraschend gekommen. Ich wollte noch ausfahren, aber die Kräfte sind enorm, irgendwann ist man chancenlos." Sie zog den Griff, der Lawinen-Airbag löste aus und hielt sie an der Oberfläche. "Bis zum Hals bin ich im Schnee gesteckt."

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