FIS-Präsident Kasper bekennt sich zu Olympia-Abfahrt
Mit seiner Aussage, dass aus Kostengründen diverse Ski-Disziplinen bei Olympia zur Diskussion stehen, hat FIS-Präsident Gian-Franco Kasper vergangene Woche die Gemüter der Speedfahrer erhitzt. Am Freitag war er im "Forum Alpinum" in Sölden um Beruhigung bemüht: "Eins ist sicher: Wir werden die Abfahrt bei Olympia nie aufgeben", sagte Kasper.
Er habe mit seinen Worten - getätigt Mitte November am Forum Nordicum in Szklarska Poreba (Polen) - ein bisschen provoziert, erläuterte Kasper den anwesenen Vertretern der nationalen Ski-Verbände und Skijournalisten beim traditionellen Meeting im Vorfeld der alpinen Weltcup-Auftaktrennen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) müsse die Kosten zurückschrauben, da fallen kostenintensive Bewerbe wie die Abfahrt ins Auge, meinte Kasper. "Keine Sorge, wir kämpfen darum. Auch um die nordischen Disziplinen."
Nachlassendes Interesse
ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel hatte sich zuletzt nicht überrascht gezeigt, dass die Abfahrt aus dem olympischen Programm gestrichen werden könnte. Das Interesse am Abfahrtssport habe nachgelassen. Er will nun bei Attraktivität, Startreihenfolge und Modus ansetzen.
U.a. kann er sich vorstellen, dass die Top Sieben der Weltrangliste selbst ihre Startnummern wählen dürfen. Auch Sprintabfahrten, die in zwei Durchgängen entschieden werden, seien möglich. Bei der nächsten Tagung des Vorstands des Internationalen Skiverbandes (FIS) im November will der Tiroler einen Vorschlag einbringen, wie man die Speed-Disziplin für die TV-Zuseher wieder interessanter machen könnte.
Die nächsten Winterspiele finden 2018 in Pyeongchang (Südkorea) statt, es folgt 2022 Peking. "In China ist die verlangte Höhendifferenz nicht gegeben, das ist eine blöde Geschichte", sagte Schröcksnadel. Eine Problematik, die möglicherweise zusätzlich eine Modusänderung in der Abfahrt verlangt.
Kritik der Sportler
Der Norweger Kjetil Jansrud hat kein Problem damit, in Asien Skirennen zu fahren, weil auch andere Märkte erschlossen werden müssten. "Aber wenn man dann keine Abfahrt mehr austragen kann, weil man den Platz dafür nicht hat, dann findet Olympia an den falschen Orten statt", sagte der beste Speed-Pilot des vergangenen Winters am Donnerstag in Sölden. Da müsse man sich als IOC vorher überlegen, wo man die Spiele hingebe.
"Was ist wichtiger: Olympia an Nationen zu vergeben, die viel zahlen, oder dorthin, wo der Wintersport daheim ist?", fragte sein Landsmann Aksel Lund Svindal. Er befürworte die Globalisierung des Sportes. "Südkorea, Japan, das taugt mir. Aber mir taugt es, wenn der Skisport in den Bergen stattfindet." In China fällt kaum Schnee, er muss für Winterolympia fast komplett künstlich hergestellt werden.
Elisabeth Görgl sieht durchaus die Notwendigkeit, die Abfahrt zu erneuern, Sprünge, unruhige und markante Stellen einzubauen. "Persönlich würde ich mir wünschen, dass wir mehr so Abfahrten haben wie Zauchensee, die zu Klassikern werden. Man sollte sich zusammensetzen und überlegen, was sind die interessanten, spektakulären Abfahrten im Damenzirkus und die nimmt man in das Programm und fährt dort kontinuierlich Rennen."
Aus Sicht der Steirerin müsse nicht an Startreihenfolge oder dem Drumherum gearbeitet werden, sondern am Produkt selbst. Vorstellen könne sie sich auch eine Reihe von Abfahrten, die ähnlich wie die Vierschanzentournee zu einer eigenen Wertung zusammengefasst werden, das würde zusätzlich für Spannung sorgen.
Nicht nachvollziehen könne sie, dass man Olympische Spiele an ein Land vergibt, wo der Berg für ein Abfahrt nicht vorhanden sei. "Da gibt es Veranstalter, die jahrelang buckeln und hoffen und alles Mögliche in die Wege leiten, dass sie eine entsprechende Strecke haben. Und dann macht man so was. Das verstehe ich nicht, dass man das nicht vorher behirnt hat."
Kommentare