Fenninger sorgt für Schrecksekunde

Fenninger sorgt für Schrecksekunde
Die Salzburgerin kommt bei ihrem Sturz im Cortina-Training mit Prellungen davon.

Der letzte Kampf um die WM-Speed-Tickets für Schladming hat im ÖSV-Damenlager mit einer Schrecksekunde begonnen. Anna Fenninger stürzte am Freitag im einzigen Training für die Weltcup-Abfahrt in Cortina d'Ampezzo schwer, kam aber mit Prellungen davon. Bestzeit ging bei Prachtwetter in 1:40,03 Minuten an die Italienerin Daniela Merighetti vor Weltcup-Leaderin Tina Maze (SLO) sowie US-Topfavoritin Lindsey Vonn.

Für die ÖSV-Damen lief es auch abseits des Fenninger-Sturzes nicht gut. Auf der wegen der Neuschneefälle noch weichen und relativ "langsamen" Piste unter der Tofana war Elisabeth Görgl als 16. mit fast zwei Sekunden Rückstand schnellste Österreicherin. Die Weltmeisterin von Garmisch sucht nach wie vor ihre Form. "Ich muss Schritte nach vorne machen und morgen mehr Gas geben als heute", hat sich die Steirerin vorgenommen.

Görgl ist als doppelte Speed-Titelverteidigerin ebenso fix für die Heim-WM wie Fenninger, die bisher stärkste Speed-Pilotin im Team von Damenchef Herbert Mandl. Als Dritte in St. Anton hat die Riesentorlauf-Siegerin vom Semmering zudem für das bisher einzige Podestergebnis in der Abfahrt gesorgt.

Im Netz gelandet

Die 23-jährige Salzburgerin zählt in Schladming in gleich vier Disziplinen zu den heimischen Medaillenhoffnungen. Eine Verletzung Fenningers hätte das durch den Ausfall von Slalom-Ikone Marlies Schild ohnehin schon geschwächte Damenteam extrem schwer getroffen.

Fenninger sorgt für Schrecksekunde
APA10940752-2 - 12012013 - ST. ANTON - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Anna Fenninger (AUT) am Samstag, 12. Jänner 2013, nach ihrem Lauf in der Abfahrt der Damen in St. Anton APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT

Fenninger hatte nach wenigen Fahrsekunden mit dem linken Ski an einem "blinden" Tor eingefädelt, sich danach wild überschlagen und war letztlich im Netz gelandet. Die Superkombi-Weltmeisterin blieb zwar unverletzt, klagte aber über Prellungen, Abschürfungen am Schienbein und blaue Flecken am ganzen Körper. Ein Cortina-Startverzicht kommt für Fenninger dennoch nicht in Frage.

"Ich bin erstmals in ein Sicherheitsnetz gestürzt. Jetzt weiß ich, dass die dazu da sind, uns aufzufangen", atmete Fenninger auf. Gorgl sagte: "Man sieht, dass bei uns immer alles passieren kann. Aber wir wissen das, deshalb ist es auch so spannend."

Letzte WM-Chance

Die Cortina-Abfahrt am Samstag und der Super-G am Sonntag sind für viele Läuferinnen die letzte WM-Chance. Auch Österreichs Damen kämpfen um drei Abfahrts-Plätze hinter Görgl und Fenninger, der "Kampf" ging vorsichtig los. Konkurrentinnen wie Stefanie Moser (19.), Nicole Schmidhofer (34.) oder Regina Sterz (36.) landeten alle hinter Görgl und Andrea Fischbacher, obwohl die beiden mit den Plätzen 16 und 18 noch nicht Vollgas gegeben hatten.

Die drei um zwei Startplätze und damit eine WM-Chance fahrenden Europacup-Mädchen gingen es wie ausgemacht noch vorsichtiger an. Stephanie Venier (46.), Cornelia Hütter (48.) und Tamara Tippler (49.) kamen mit über vier Sekunden Rückstand ins Ziel. "Ich hab' mir das einmal in Ruhe angeschaut, es war nicht so wild", sagte Hütter. "Bezüglich WM mache ich mir Gedanken in Richtung Vorläuferin, sonst aber gar nichts", sagte die 20-jährige Steirerin.

Fenninger sorgt für Schrecksekunde
Lindsey Vonn of the U.S. goes airborne during the second training session in the women's downhill event at the Alpine Skiing World Cup in Cortina d'Ampezzo January 18, 2013. REUTERS/Giampiero Sposito (ITALY - Tags: SPORT SKIING)

Olympiasiegerin Lindsey Vonn fuhr aufrecht über die Ziellinie und sprach danach nur mit den TV-Medien. "Eine so schwierige Abfahrt wie St. Anton war nicht ideal für ihr Comeback. Das dort war sicher noch nicht ihr letzter Punch", erklärte ihr Cheftrainer Alex Hödlmoser. "Cortina kennt sie aber gut, hier ist sie immer gut gefahren. Ich bin sicher, wir werden hier wieder die alte Lindsey erleben."

Auch Maze rechnet sich viel aus. "Ich bin gut drauf, ein Sieg ist realistisch. Aber Lindsey ist Favoritin", sagte die Slowenin, die mit der Abfahrt ihre bereits vierte Disziplin in dieser Saison gewinnen würde.

Knapp eineinhalb Stunden nach ihrem wilden Abfahrtssturz saß eine niedergeschlagene Anna Fenninger im Foyer des "Hotel Nord" in Cortina d'Ampezzo. Dabei hatte die 23-jährige WM-Hoffnung Riesenglück gehabt, dass sie bei ihrem "Abflug" auf der Tofana mit Prellungen, blauen Flecken und Abschürfungen am Schienbein davongekommen war. Im Hotel sprach sie über den Trainings-Sturz, der sie sogar einen WM-Start hätte kosten können.

Wie ist es aus ihrer Sicht zu diesem Sturz schon ganz oben gekommen?Anna Fenninger: "Es war irgendwie komisch. Plötzlich war da dieses versteckte Tor vor mir und ich habe zunächst nicht gewusst, wo ich vorbei fahren soll. Ich habe mich dann für die 'richtige' Seite entschieden, wollte es nicht auslassen und habe aber eingefädelt. Dann bin ich abgeflogen, habe aber den Körper voll angespannt, damit möglichst wenig passiert. Ich hatte sicher schon an die 70 bis 80 km/h drauf."

Die Sorge war zunächst groß, weil sie nicht aus dem Sicherheitsnetz gekommen sind. Wie ernst war das? "Ich bin erstmals in ein Netz geflogen und weiß jetzt, dass sie dazu da sind, uns aufzufangen. Leider bin ich selbst nicht herausgekommen, weil ich mich verhakelt hatte. Ich musste auf die Befreiung warten."

Sie zählen zu den großen WM-Hoffnungen des ÖSV. Sorge, dass mit einem Schlag alles anders hätte sein können? "Wir sind Skisportler. Und so hart so etwas ist, das muss man in Kauf nehmen. Damit muss man rechnen. Ich werde den Sturz am Nachmittag im Kopf verarbeiten und am Samstag an den Start gehen."

Sie müssen nun praktisch ohne Training ins Rennen. Ist das ein Problem? "Leider kann ich vom Training nicht viel mitnehmen. Ich muss mir daher Videos von den anderen anschauen. Aber es ist kein Problem. Ich kenne die Strecke hier gut, das ist kein Nachteil."

Name Land Zeit
1. Daniela Merighetti (ITA) 01:40,0
2. Tina Maze (SLO) 0,22
3. Lindsey Vonn (USA) 0,60
4. Julia Mancuso (USA) 0,88
5. Carolina Ruiz Castillo (ESP) 0,94
6. Elena Fanchini (ITA) 1,21
7. Maria Höfl-Riesch (GER) 1,27
8. Lotte Smith Sejersted (NOR) 1,41
9. Stacey Cook (USA) 1,44
10. Dominique Gisin (SUI) 1,56
Weiter:
16. Elisabeth Görgl (AUT) 1,94
18. Andrea Fischbacher (AUT) 2,02
19. Stefanie Moser (AUT) 2,06
34. Nicole Schmidhofer (AUT) 3,09
36. Regina Sterz (AUT) 3,54
46. Stephanie Venier (AUT) 4,38
48. Cornelia Hütter (AUT) 4,58
49. Tamara Tippler (AUT) 4,64
52. Nicole Hosp (AUT) 5,23

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