Fenninger: „Mittlerweile gefällt mir Blond“

Ski alpin, Anna Fenninger c Stefan Sigwarth
Skifahrerin Anna Fenninger über Individualität, Schnee-Hunger und ihren neuen Look.

Dunkelbraune Lederhose, grünes Trachten-Oberteil, blondes Haar. Moment! Da stimmt doch etwas nicht? Anna Fenninger ist doch nicht blond? „Jetzt schon“, sagt die 24-jährige Ski-Rennläuferin und grinst. „Aber deshalb bin ich ja immer noch derselbe Mensch.“ Sprach’s und lächelt wieder für die Kamera. Professionell und geduldig posiert die WM-Dritte von Schladming (Riesentorlauf) vor dem malerischen Panorama des Duisitzkarsees in der Obersteiermark.

Noch ein Foto, dann kann es mit dem Interview losgehen ...

KURIER: Wie kam es zur optischen Veränderung?

Anna Fenninger: Das war eine spontane Idee. Es hat mich einfach interessiert, wie das ausschauen würde.

Und, zufrieden?

Mittlerweile gefällt mir Blond. Umso länger ich mich selber sehe, desto mehr gewöhne ich mich daran. Am Anfang war es sehr komisch. Es dauert einfach, bis das Bild von den dunklen Haaren verschwimmt und das neue echter wirkt.

Wie hat Ihr Umfeld reagiert?

Verschieden. Einige haben es gar nicht glauben können. Da erkennt man auch, welche Menschen an gewohnten Dingen mehr hängen als andere, die für Veränderungen offen sind.

Als Sportler ist man meist im funktionalen Einheitslook unterwegs. Haben Sie da manchmal das Bedürfnis, sich in der Freizeit anders zu zeigen?

Schon. Man rennt ja wirklich die ganze Zeit mit den gleichen Sachen herum, auch mit den gleichen Sponsoren. Da fühlt man sich schon irgendwie eingeordnet und hat das Bedürfnis, einfach einmal auszubrechen.

Sie verbringen viel Zeit in Rohrmoos, wo Sie sich mit Ihrem Lebensgefährten Manuel Veith eine kleine Wohnung teilen. Wie wichtig ist es Ihnen, dass er bei solchen Terminen wie heute dabei ist?

Sehr. Ich weiß, wenn er mit ist, dann wird kein Scheiß gedreht (lacht). Er gibt mir sehr viel Ruhe und passt auf mich auf.

Sind Sie hier abseits von Salzburg anonymer?

Nein, im Gegenteil. Hier weiß jeder, der vorbeifährt und mein Auto sieht, dass ich da bin. Das stört mich aber auch nicht, die Leute sind ja nicht aufdringlich.

Haben Sie in den letzten Jahren gelernt, mit Ihrer Popularität umzugehen?

Auf jeden Fall. Ich glaube, ich bin in diesem Bereich stärker geworden. Vor zwei Jahren hätte mich der heutige Tag gestresst oder wäre mir einfach nicht so recht gewesen. Heute sehe ich es locker, das gehört einfach dazu. Die Tage, die so verlaufen, werden immer mehr.

Wie steht es drei Monate vor Saisonstart um Ihre Form?

Das kann man eigentlich so nicht sagen, ich war ja seit Anfang April nicht mehr auf Schnee. Bewusst, weil ich die Pause brauche, damit ich dann wieder hungrig bin und mich freue. So habe ich bis zum ersten Schneekontakt im August auch mehr Zeit für die körperliche Fitness.

Und ist der Schnee-Hunger schon zurück?

Durchaus. Normalerweise sind wir spätestens Anfang August wieder auf dem Schnee, aber heuer haben wir einen anderen Plan. Mir passt das ganz gut, weil man ja körperlich so wenig Zeit hat. Vielleicht kann ich mir dadurch heuer mehr Substanz aufbauen, die ich über die Saison brauche. Ich bin gespannt, ob es sich auswirkt.

Welche Ziele haben Sie für die Olympia-Saison?

Eine Olympiamedaille ist generell ein großes Ziel. Für mich ist es aber noch wichtiger, die schlechten Erinnerungen aus Vancouver in gute umzuwandeln. Da würde eine Medaille natürlich helfen.

Welche Lehren haben Sie aus der Heim-WM in Schladming gezogen?

Ich möchte versuchen, mir selbst nicht so viel Druck aufzuerlegen. Das ist natürlich schwierig. Schladming hat Negatives und Positives gehabt – aber es hat mich beides weitergebracht.

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