Pointners Buch sorgt für Zündstoff

Unter Pointners Ägide gewannen die österreichischen Skispringer alles, was es zu gewinnen gab.
Der erfolgreichste Skisprung-Cheftrainer aller Zeiten schreibt über interne Status-Kämpfe und seine Depression.

Die Präsentation seines Buches "Mut zum Absprung" in Wien hat der Skisprung-Erfolgstrainer Alexander Pointner wegen eines tragischen Vorfalls im engen Familienkreis abgesagt, das 280 Seiten starke Werk ist aber bereits im Handel erhältlich. Gemeinsam mit seiner Frau Angela hat der 43-jährige, ehemalige Coach der "Super-Adler" sein erstes Buch geschrieben. Ein Buch, das auch für Zündstoff sorgt.

Der Ex-Coach lässt dabei tiefe Einblicke in das Team um Gregor Schlierenzauer und den mittlerweile zurückgetretenen Thomas Morgenstern zu. Pointner schildert nicht nur seine Philosophie und seinen Werdegang zum bisher erfolgreichsten Skisprung-Trainer überhaupt. Er berichtet über interne Status-Kämpfe und die Schwierigkeiten, aus Einzelsportlern ein Team zu formen.

Topstars sorgten für Unruhe

Vor allem Schlierenzauer, aber auch Morgenstern, die Topstars in seinem damaligen Team, hätten immer wieder mit Sonderwünschen für Unruhe gesorgt. "Er schlug wie immer in Extremsituationen verbal um sich", schreibt Pointner beispielsweise über einen Vorfall in der Saison 2011/12 über Schlierenzauer.

Allerdings war auch mit Morgenstern bei weitem nicht immer alles so harmonisch, wie ein anderer Auszug aus dieser Saisonbeschreibung zeigt: "Morgi brach die Kommunikation mit mir komplett ab, sperrte sich teilweise in seinem Zimmer ein. Gregor wiederum blieb nur dann konstruktiv, wenn das Ergebnis seiner Meinung nach passte."

Pointner spricht auch seine privaten Probleme, zunächst mit seinem Sohn Max, dann über seine eigene Depression an und streift auch die Situation um Morgensterns Krise in dessen Privatleben samt Beziehung zur team-internen Physiotherapeutin. Ein intensiver Blick hinter die Kulissen, der u.a. auch die Diskussionen rund um die Nichtnominierung des Stützpunkttrainers von Schlierenzauer für die Olympischen Spiele in Sotschi sowie die darauf folgenden öffentlich gewordenen Spannungen im Team aus der Sicht des Trainers erklärt.

Titelhamster

Pointner wurde in seinen zehn Jahren als ÖSV-Cheftrainer der Skispringer zum erfolgreichsten Coach überhaupt, unter seiner Ägide wurden u.a. drei Olympia-Goldmedaillen, zehn Goldene bei Nordischen Weltmeisterschaften und vier Weltmeister-Titel im Skifliegen errungen. Weiters wurden vier Gesamt-Weltcupsiege, sechs Vierschanzen-Tournee-Triumphe en suite und neun Nationencup-Titel eingefahren.

Im April dieses Jahres wurde der Vertrag des Langzeittrainers nach insgesamt 15 Jahren im ÖSV u.a. wegen Auffassungsunterschieden mit dem österreichischen Skiverband nicht mehr verlängert. "Ich blicke nicht im Zorn zurück", erklärt Pointner im Nachwort. "Ich bin stolz darauf, was ich in den letzten zehn Jahren aufgebaut und erreicht habe." Für Pointner bleibt der "Spitzensport ein Grenzgang zwischen Erfolg und Depression, auch wenn Letzteres gerne verschwiegen wird".

Als Trainer ein Überflieger

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