Damals in Chile? Das war bei der bis heute einzigen Ski-WM in der südlichen Hemisphäre. 1966 in Portillo, wo Schinegger die einzige Goldene für Österreich gewann. In der Damen-Abfahrt.
Danach folgten Erniedrigungen: Erika wurde in einer Innsbrucker Klinik versteckt, zum Mann umoperiert. Dazu bedurfte es keines chirurgischen Wunders, waren doch die männlichen Genitalien ausnahmslos vorhanden. Nur halt – eine List der Natur – ins Körperinnere gekehrt. Das hätte in Absprache mit Medien kommuniziert werden und hämische Gerüchte verhindern können. Doch die Zeit war nicht reif für Ehrlichkeit. Schon gar nicht beim erzkonservativen ÖSV.
Alle Ausrüsterfirmen erklärten Schineggers Verträge für hinfällig. „Ich war pleite.“
Dass Schinegger nach der OP bei Tests am Gletscher im Vergleich mit der legendären Macho-Generation um Karl Schranz seinen Mann stellte, blieb unbelohnt: „Ich war oft verzweifelt.“ Bei den Meisterschaften 1972 ließ man ihn in Hinterstoder mit aussichtslos hoher Nummer starten. Erik verpasste nur knapp die Top Ten. Es war sein letztes Rennen.
Die Skilehrerprüfung bestand er mit Auszeichnung. „Erst als wir das Diplom bekamen, hat mir der Herr Professor Hoppichler erstmals die Hand gegeben.“ Franz Hoppichler galt als die oberste moralische Instanz in der Skiszene.
Dekoriert mit dem Vorzugszeugnis gründete Erik 1974 seine Skischule auf der Kärntner Simonhöhe. Im selben Jahr stand er vorm Traualtar. Die Ehe, der eine Tochter entstammt, hielt 19 Jahre. Die Skischule besteht nach wie vor. Mit Schwerpunkt Kinder. „150.000 haben bei uns Skifahren gelernt.“ Auf der Homepage gibt Schinegger Erfolgsgarantie.
Obwohl die Simonhöhe mit 1.350 Metern nicht extrem hoch ist, konnte Erik über den unleugbaren Klimawandel bzw. – metrologisch korrekter – über Wetterpech zuletzt nicht klagen. „Wir haben amol fast eineinhalb Meter Schnee g’habt.“
Mehr als Frau Holle hat ihn das Gendern irritiert. Und dass man nicht mehr „der Bauer“, sondern „landwirtschaftliche Fachkraft“ sagen soll. „So a Schmarrn“, meint Erik, der 1948 als Erika getauft wurde.
Seit 25 Jahren ist der dreifache Opa in zweiter Ehe verheiratet. Gemeinsam mit Gattin Christa gelang es ihm, auch den Vollbrand eines Skischulgebäudes (2017) zu verkraften.
Nach seinem 75er und der silbernen Hochzeit steht in Sankt Urban mit „50 Jahre Skischule Schinegger“ das nächste Jubiläum bevor. Danach will’s Erik ruhiger angehen. „Denn das Leben kann so schön sein.“
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