Erfolg im Doppelpack
Der eine der südländische Typ: Sonnengebräunte Haut, dunkle Haare, braune Augen. Daneben das Modell junger Schwede: Blond, blauäugig, hellhäutig. Der erste Blick verrät nicht, dass
Andreas und Wolfgang Linger Brüder sind. Der zweite schon. Wenn die Tiroler Rodler nebeneinander stehen und von einem Ohr bis zum anderen grinsen, können sie ihre Verwandtschaft nicht verbergen. Warum sollten sie auch, denn gemeinsam sind die Lingers höchst erfolgreich.
Am Freitag holte sich das Brüderpaar in Altenberg (D) zum dritten Mal den Weltmeister-Titel im Doppelsitzer.
Gegensätze
Vielleicht sind es gerade die Gegensätze, die die Rodel-Brüder so erfolgreich machen. Denn nicht nur optisch, auch charakterlich unterscheiden sich Andreas (30) und Wolfgang (29). "Andi kann stundenlang überlegen, bevor er eine Entscheidung trifft. Ich bin dann oft der, der sagt: So, es ist genug, wir müssen es jetzt entscheiden", sagt
Wolfgang Linger über seinen älteren Bruder, den Tüftler und Perfektionisten des Erfolgsduos. "Das stimmt. Wolfi ist eher der Ruhepol – wir ergänzen uns sehr gut", fügt Steuermann Andreas hinzu.
Bei all den Unterschieden sind sich die Doppelolympiasieger, nach denen in ihrer Heimatgemeinde Absam sogar ein Kreisverkehr (der "Linger-Kreisel") benannt wurde, aber in manchen Bereichen auch ähnlich.Beide sind trotz des Erfolgs am Boden geblieben und arbeiten fokussiert auf das nächste Ziel hin: Olympia 2014. Während andere im Freibad ausspannen, wird auch im Sommer am Arbeitsgerät getüftelt - auf der Suche nach der einen oder anderen Tausendstel.
Konfliktfrei
Auch die Liebe zum Golfen und Pokerspielen liegt in der Familie: "Unsere Pokerrunde ist aber mehr Mittel zum Zweck, um die Kollegen zu sehen - wir können einander einfach nur schwer etwas vorgaukeln", sagt Wolfgang Linger.
Fünf Monate am Stück ist der Rodel-Tross unterwegs. Und als wäre das nicht genug, haben Andreas und Wolfgang denselben Arbeitgeber (
Bundesheer) und verbringen den einen oder anderen Urlaub miteinander. Hat man da nicht irgendwann genug voneinander? "So etwas hängt ja auch stark davon ab, wie es gerade läuft - und bei uns läuft es ja ganz gut. Da hält man es lange miteinander aus", sagt Andreas Linger.
Aber bevor die Harmonie unheimlich wird, lässt sich doch noch ein kleiner Makel am jüngeren Bruder finden. "Ich komme gern schnell ans Ziel und er fährt gemütlich Auto, wie ein Familienvater - aber immer schon", sagt er über Neo-Papa Wolfgang.
Bruderschaft
Linger/Linger sind nicht die einzigen österreichischen Rodel-Brüder. Manuel und Daniel Pfister, die am Samstag auf den Plätzen 10 und 17 landeten, haben sich aber dafür entschieden, allein durch die Eiskanäle zu flitzen. "Ich glaube, sie würden sich im Doppel schwertun, da hat jeder zu sehr seinen eigenen Kopf", sagt Andreas Linger.
Den WM-Titel holte sich in
Altenberg der Favorit Felix Loch (D) vor Albert Demchenko (Rus) und Armin Zöggeler (CH). Die weiteren Österreicher Wolfgang Kindl und Reinhard Egger belegten die Plätze 12 und 21.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Hintergrund
-
Porträt
Kommentare