Frage der Erfahrung
Doch die Prozentpunkte sind nicht die alleinige Entscheidungsgrundlage für die Trainer. Schon vor einem Jahr stand Bernhard Starkbaum im Entscheidungsspiel gegen Großbritannien zwischen den Pfosten und hielt in einer sehr heiklen Phase beim Zwischenstand von 0:2 hervorragend. Österreich siegte schließlich 5:3 und belegte mit sieben Punkten den elften Rang des Turniers. Starkbaum wird zugetraut, in einem Spiel auf des Messers Schneide die Nerven bewahren zu können.
In dieser Hinsicht konnte der technisch starke Keeper David Kickert heuer nicht überzeugen. Der 29-Jährige startete als Nummer eins ins Turnier, aber spätestens das billige 0:1 gegen die Deutschen (Endstand 2:4) nach nur fünf Minuten kam Österreich teuer zu stehen.
Sieht man sich das Alter der drei WM-Keeper an, dann wird klar, dass Österreich unter Druck gerät, wenn es mittelfristig auf A-Niveau bleiben will. Solange Starkbaum (37), Kickert (29) und Madlener (31) noch spielen, gibt es noch kein Problem. Doch danach wird es finster im österreichischen Torraum. Starkbaum hat bei den Vienna Capitals noch keinen Vertrag für die kommende Saison und steht an der Schwelle zur Eishockey-Pension. Kickert steht in Salzburg im Schatten des finnischen Legionärs Atte Tolvanen und kommt mit 22 Saisoneinsätzen nicht auf eine Routine, mit der er Nummer-eins-Keeper werden kann. Zum Vergleich: Der Schweizer Star-Tormann Leonardo Genoni absolvierte in der abgelaufenen Saison der Nationalliga 54 Partien für den EV Zug.
In der ICE Hockey League gibt es derzeit keinen einzigen österreichischen Torhüter zwischen 20 und 25 Jahren, dem von seinem Trainer zugetraut wird, mehr als nur Lückenbüßer zu sein. Solange es auf dem Markt billige Legionäre gibt, haben die Klubs auch nicht viel Veranlassung auf der wichtigsten Position Geduld mit dem Nachwuchs zu haben. Vorschläge zur Motivationssteigerung gibt es aber schon. Bei der derzeitigen Kaderregelung in der ICEHL, nach der zehn Legionäre pro Spiel eingesetzt werden dürfen, könnte etwa der ausländische Tormann für zwei Legionäre zählen.
Lob des Experten
Das Vertrauen verloren hat auch Nationalteam-Verteidiger Dominique Heinrich bei Salzburg. Wenige Tage vor dem WM-Start erfuhr der 32-Jährige, dass er den Klub nach 16 Jahren verlassen muss. Freuen wird sich der Wiener, wenn er hört, wie internationale Experten über ihn denken. Bei der Trainertagung in Tampere wurde Österreichs Team vom NHL-erfahrenen Coach Todd Woodcroft analysiert und Heinrich explizit für seine intelligente Spieleröffnung bei dieser WM gelobt.
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