Wohin die WM-Reise für Österreichs Eishockey-Team noch führen kann

Offensivpower von Zwerger und Schneider
Der Klassenerhalt ist geschafft und dennoch geht es im letzten Spiel der Österreicher gegen Großbritannien (12.20, ORF Sport+) um enorm viel. Sollten drei Punkte gelingen, dann ist der erste Viertelfinaleinzug seit 1994 in Reichweite.
Gegen wen und wann würde Österreich im Viertelfinale spielen?
Österreich kann nur noch Gruppenvierter werden und würde auf den Sieger der Gruppe B treffen. Das ist wohl Schweden, das bislang beste Team dieser WM. Die Partie wäre am Donnerstag um 20.20 Uhr in Ostrava.
Ist das Viertelfinale realistisch?
Ja, tatsächlich. Sollten heute die drei Punkte gelingen, darf Finnland danach gegen die Schweiz nicht mehr punkten. Dann wäre Österreich punktegleich mit dem Olympiasieger und aufgrund des direkten Duells Vierter.
Warum sollte sich die Schweiz gegen Finnland noch anstrengen?
Je besser die Platzierung in der Gruppe, desto vermeintlich leichter der Gegner. Als Dritter droht den Schweizern die USA als Gegner. Als Zweiter würden sie wohl gegen Deutschland oder die Slowakei spielen. Außerdem hat die Schweiz aus dem Vorjahr gelernt. Da gewann sie sechs Spiele in Folge, schonte dann im letzten Gruppenspiel gegen Lettland Top-Spieler und verlor prompt. Danach fand die Schweiz auch im Viertelfinale gegen Deutschland (1:3) nicht mehr zu ihrem Spiel.
Was würde ein Viertelfinaleinzug für Österreich finanziell bedeuten?
Jetzt geht es um das große Geld. Die Prämie des Weltverbandes IIHF für das Viertelfinale beträgt 575.000 US Dollar (530.000 Euro). Für die Ränge 9 bis 12 sind es nur noch 190.000 Dollar (175.000 Euro), von 11 bis 16 wären es 95.000 Dollar (87.000 Euro). Im Falle eines Viertelfinaleinzuges würde jeder Spieler 9.200 Dollar bekommen. Für die Ränge 9 bis 12 sind es 4.560 Dollar.
Im Vorjahr wurde der Klassenerhalt erst im Penaltyschießen gegen Ungarn geschafft. Wie ist diese Leistungssteigerung zu erklären?
Einige Spieler sind reifer geworden und hatten eine bessere Saison, wie zum Beispiel Minnesota-Stürmer Marco Rossi, oder die Schweiz-Legionäre Dominic Zwerger und Benjamin Baumgartner. Österreichs Angriff ist so gut wie noch nie. 19 Tore in sechs Partien sind außerordentlich. 2023 waren es nach sechs Partien sieben Tore. Die Leistung hat aber auch mit dem Zusammenhalt zu tun. Nach dem 1:5 gegen Dänemark rückten die Spieler enger zusammen. Headcoach Roger Bader bemühte die Floskel: „Bei uns ist wirklich das Team der Star.“
Gruppe A in Prag
Montag: Großbritannien – Norwegen 2:5, Finnland – Dänemark 3:1.
Sonntag: Norwegen – Österreich 1:4 (0:0, 0:3, 1:1).
Dienstag, 12.20: Österreich – Großbritannien. 16.20: Kanada – Tschechien. 20.20: Finnland – Schweiz.
Tabelle: 1. Kanada 17/6, 2. Tschechien 15/6, 3. Schweiz 14/6, 4. Finnland 10/7, 5. Österreich 7/6, 6. Norwegen 6/7 7. Dänemark 6/7, 8. Großbritannien 0/6.
Gruppe B in Ostrau
Montag: Kasachstan – Polen 3:1, Schweden – Frankreich 3:1.
Dienstag, 12.20: Frankreich – Deutschland. 16.20: Lettland – USA. 20.20: Schweden – Slowakei
Tabelle: 1. Schweden 18/6, 2. USA 13/6, 3. Deutschland 12/6, 4. SVK 12/6, 5. Lettland 9/6, 6. Kasachstan 6/7, 7. Frankreich 4/6, 8. Polen 1/7.
Was werden die guten WM-Auftritte für das nationale Eishockey bedeuten?
Die Reputation ist enorm gestiegen. Verbandspräsident Klaus Hartmann betont: „Unser Werbewert steigt, diesen Drive müssen wir bei den Sponsoren mitnehmen.“ Immer wieder wird Spielern und Trainern im WM-Hotel von Konkurrenten gratuliert. Seit dieser Woche wird allen klar sein, dass nur Erfolge des Nationalteams eine solche Öffentlichkeit bekommen. Der ORF hatte beim Norwegen-Spiel 185.000 TV-Zuseher

Was muss sich ändern, damit die WM 2024 kein Einzelfall bleibt?
Ein wenig mehr Vertrauen in die eigenen Spieler täte den Vereinen gut. Dass David Kickert nur 15 Saisonpartien bekommt, aber bei seinen WM-Einsätzen der bessere Keeper als jener beim gegnerischen Team war, sagt einiges aus. Die geplante Einbürgerung von Salzburg-Tormann Atte Tolvanen (29) ist sportlich verständlich aber auch ein Armutszeichen, das deutlich macht, dass die Vereine in den vergangenen 10 Jahren keinen einzigen WM-tauglichen Torhüter ausgebildet haben.
Wie geht es mit Teamchef Bader weiter?
Er hat um ein Jahr verlängert. Sollte sein Team die Olympia-Qualifikation im August schaffen oder den Klassenerhalt 2025, dann verlängert sich sein Vertrag bis zur WM 2026 in seiner Heimat Schweiz.
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