Österreich gegen Lettland, das Endspiel um das Viertelfinale

Marco Kasper, Österreichs Leader
Es ist eine historische Chance, die sich Österreichs Eishockeyteam am Dienstag bietet. Im letzten Vorrundenspiel der WM in Stockholm kann das Team von Roger Bader im direkten Duell mit Lettland (12.20, ORF 1) erstmals seit 1994 den Einzug ins Viertelfinale schaffen.
Wie ist die Ausgangslage vor dem Duell?
Die Letten liegen mit neun Punkten auf Platz vier, Österreich hat sieben Punkte und kann Lettland also mit einem Sieg nach 60 Minuten noch aus den Top 4 der Gruppe A verdrängen.
Wie stark ist Lettland?
Beim 5:1 am Sonntag gegen die Slowakei spielten die Letten wie eine echte Top-Nation. Fünf Spieler haben Erfahrung aus der NHL, der 37-jährige Kapitän Kaspars Daugavins (einst bei Ottawa und Boston) ist der Leithammel und einer von 14 Spielern, die 2023 die Bronzemedaille bei der WM holten. Die Letten haben nach den beiden WM-Veranstaltern die besten Fans. Fast 9.000 Zuschauer verfolgten die Spiele der Letten, circa 6.000 war der Schnitt bei den Österreichern.
Wie sieht es im direkten Duell aus?
Der letzte Sieg der Österreicher war das 6:3 bei der WM 2013 in Helsinki. Seither gab es neun Niederlagen, zwei davon bei den Weltmeisterschaften 2019 und 2023.
Was würde das Viertelfinale finanziell bedeuten?
Der Weltverband IIHF erhöhte die Gesamtprämien von 7,3 Millionen Dollar auf etwas mehr als 8 Millionen. Der Einzug ins Viertelfinale wird mit circa 600.000 Dollar belohnt. Für die Gruppenplätze 5 und 6 gibt es circa 200.000 Dollar.
Wann und wo findet das Viertelfinale statt?
Es spielt normalerweise immer der Erste einer Gruppe gegen den Vierten der anderen und der Zweite gegen den Dritten. Die Top 2 bleiben am Ort ihrer Vorrundengruppe. Österreich kann nur noch Vierter der Gruppe A werden und würde am Donnerstag gegen den Ersten der Gruppe B in Herning spielen. Sollte aber Schweden die Gruppe A gewinnen und Dänemark Vierter der Gruppe B werden, dann wird das Viertelfinale innerhalb der Gruppen gespielt, damit kein Veranstalter in den anderen Spielort reisen muss.
Wie fit sind die Österreicher noch?
Die Strapazen aus den ersten sechs Spielen haben Spuren hinterlassen. Unterweger und Baumgartner müssen nach Gesichtsverletzungen mit Vollvisierhelmen spielen. Wolf musste sich nach einem Sturz schonen. Auch Zwerger ließ nach einem geblockten Schuss das Training wieder aus. Allerdings hat sich das Team durch die guten Platzierungen im Vorjahr in eine Position gespielt, in der es vor wichtigen Partien immer wieder freie Tage hatte.
Warum tat sich das Team gegen die Top-Nationen wie Finnland, Schweden oder die Slowakei leichter als etwa gegen Slowenien?
Gegen schnell spielende Gegner haben die Österreicher keine Zeit für Spielzüge und sind gezwungen, schnörkellos und direkt zu spielen. Gegen solche Teams geht es nur als starkes Kollektiv. Es ist menschlich, dass Spieler mehr versuchen, wenn sie mehr Zeit haben.
Für wen wird das Spiel gegen Lettland besonders wichtig?
Zehn Jahre nach seiner ersten A-Weltmeisterschaft geht die Karriere von Verteidiger Dominique Heinrich zu Ende. Sein Klub, die Vienna Capitals, stieg aus dem noch ein Jahr laufenden Vertrag aus. „Ich gehe nicht mehr weg von meiner Familie. Wahrscheinlich sind das meine letzten Spiele hier“, sagt der 34-Jährige. Heinrich wollte die WM eigentlich auslassen, doch Teamchef Bader überredete ihn. „Ich bin überglücklich, dabei zu sein. Ich hab noch keine WM so genossen wie diese.“ Nach dem siegreichen Spiel gegen Frankreich sprang der Wiener ins selbst gebastelte Eis-Bad – eine Tonne mit kaltem Wasser.
Was sagt Teamchef Roger Bader?
Seit Montag spricht auch der Schweizer vom Ziel Viertelfinale. „Nachdem wir unsere anderen Ziele erreicht haben, wollen wir jetzt ins Viertelfinale. Das ist unser Game seven. Wir werden alles hineinwerfen, was wir haben.“ Der Teamchef fordert: „So viele Strafen wie gegen Slowenien dürfen wir nicht bekommen.“
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