Vanek: "Die ganze Stadt steht dahinter"
Thomas Vanek kämpft mit dem erfolgreichsten Klub der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL um den Stanley Cup. Der 30-jährige Steirer ist am 5. März von den Montreal Canadiens verpflichtet worden und steht mit dem 24-fachen Stanley-Cup-Sieger im Conference-Finale gegen die New York Rangers.
Ist es für einen Spieler etwas Besonderes, für die Montreal Canadiens zu spielen?
Thomas Vanek: Die Atmosphäre ist immer toll, es gibt nichts Besseres. Wenn wir gewinnen ist es noch besser. Es ist einzigartig, auch in der Stadt. Egal wo wir hingehen, man merkt, die Leute leben dafür. Es gibt auch in anderen Städten super Fans, aber hier steht die ganze Stadt dahinter.
Was war der erste Gedanke, als Sie erfahren haben, die Canadiens haben Sie geholt?
Es war überraschend. Erster Gedanke war, mit den Medien wird es ein bisschen mehr. Das habe ich sofort gemerkt, innerhalb von einer Stunde gab es eine Telefonkonferenz, das habe ich davor noch nie gemacht.
Was ist für Sie und von der Mannschaft her der große Unterschied?
Es ist für mich anders, weil ich spät hergekommen bin. Der Trainer vertraut seinen Leuten, die das ganze Jahr da waren. Das habe ich von vornherein gewusst. Von der Mannschaft her haben wir keine richtigen Superstars - vielleicht ist Carey Price auf diesem Level. Aber wir haben viele sehr gute Spieler, eine Mannschaft, die hart arbeitet, jeder nimmt die Rolle an, die ihm zugedacht ist.
Sie haben immer gesagt, der Stanley Cup ist Ihr großes Ziel. Waren Sie von Anfang an überzeugt, dass Sie mit Montreal diese Chance haben?
Ich habe gewusst, dass wir eine gute Chance haben, ich kenne die Mannschaft ja. Was mir gefällt ist, dass die Torhüter stark sind, Price und auch Budaj. Egal wie gut eine Mannschaft ist, du brauchst einen guten Tormann. Was mir auch gefällt ist, dass es nicht nur zwei, drei Spieler gibt, die was machen können. Wir haben neun, zehn, elf, zwölf gute Stürmer. Man sieht das im Play-off, da spielt auch die vierte Linie gut und schießt Tore. Das brauchst du, wenn du im Play-off weit kommen willst.
Montreal wartet seit 21 Jahren auf den nächsten Stanley Cup? Wie bekommen Sie diese Sehnsucht mit?
Es ist schwer, das nicht mitzubekommen, es sind jeden Tag 60 Leute da, die dich daran erinnern. Das Positive ist, dass die Fans und die Organisation unglaublich sind. Das Schwere ist, dass es so viele Medien gibt, jeder hat seine Meinung. Seit ich da bin, ist das Internet abgeschaltet. Aber wenn du nicht Zeitung oder im Internet liest, ist alles super.
Sie sind zum dritten Mal nach 2005 und 2006 im Conference-Finale. Woran denken Sie dabei?
Was ich gelernt habe ist, dass es schwer ist, dorthin zu kommen. Ich war in meinen ersten beiden Jahren im Conference-Finale und seither nicht mehr. Unter die besten vier zu kommen, ist so schwer, das sieht man jedes Jahr, es sind immer andere Mannschaften dabei. Dass wir so weit gekommen sind, da sind wir froh und stolz darüber. Wir haben eine sehr gute Chance, dass wir noch weiter kommen.
Wie präsent ist der Gedanke an den Cup?
Wir müssen wissen, dass es eine Chance ist, die man vielleicht nie wieder bekommt. Ich kann mich an mein erstes Jahr in Buffalo erinnern: Teppo Numminen ist in der Kabine neben mir gesessen, er hat schon 15 Jahre in der NHL gespielt und ist nie über die erste Play-off-Runde hinausgekommen. Da merkst du, wie schwer es ist. Aber es ist kein Geheimnis, wir können es schaffen, natürlich denkt man daran.
Schätzen Sie ein Conference-Finale jetzt mehr wie als junger Spieler?
Als Junger sagt man, heuer haben wir das Play-off verpasst, nächstes Jahr schaffen wir es wieder und machen einen Run. Man kann es vergleichen mit dem ersten Kind: Bevor du es nicht selbst erlebst, weißt du nicht wirklich, was auf dich zukommt.
Hat das, was jetzt in Montreal passiert, Auswirkungen auf Ihre Zukunftspläne? (Anm.: Vaneks Vertrag läuft ab, er ist ab 1. Juli Free Agent und kann sich frei entscheiden)
Dieses Jahr war für mich mental so schwer, vor allem mit der Familie. Ich bin so viel getradet worden (im Oktober von Buffalo zu den NY Islanders, im März von New York nach Montreal). Man schafft es ein Monat, man schafft es zwei Monate, irgendwann einmal ist es genug, obwohl ich sie öfter besuchen war. Vor allem nach so einer Niederlage wäre es super gewesen, nach Hause zu kommen, Ashley und die Burschen zu sehen. So bin ich im Hotel gesessen und habe darüber nachgedacht. Wenn das heuer vorbei ist, ist mein erster Gedanke heimzukommen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Wenn im Juli Angebote da sind, werde ich überlegen. Was ich sagen kann ist, dass es mir hier sehr gefällt und ich froh bin, das erleben zu dürfen. Ich kann mir vorstellen, falls ein Angebot kommt, mir das anzuschauen.
Wo ist Ihre Familie?
Sie ist in Buffalo. Blake ist in der Schule. Ich wollte nicht, dass er von der Schule weggeht, und wenn ich wieder wechsle, dass er die Schule wieder wechseln muss. Deshalb haben wir entschieden, dass sie bleiben. Ashley macht eine super Arbeit, aber es ist schwer. Es ist schon so lange.
Könnten Sie in der nächsten Saison quasi vor der Frage stehen: Familie oder Stanley Cup?
Ich hoffe, dass ich Angebote bekomme und dann werde ich mich entschieden, dass ich wo hinkomme, wo ich eine realistische Chance auf den Stanley Cup habe. Das ist natürlich das Hauptziel. Aber niemand kann dir garantieren, unterschreib da und du wirst den Cup holen, das gibt es heutzutage nicht. Du hast nur eine gute Idee, ob es eine gute Mannschaft ist, und darauf werde ich ein Hauptaugenmerk legen.
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