Weil diese WM in der Vorrunde noch arm an großen Stars ist, wird einer der besten und wohl bekanntesten Spieler des Turniers heute am Abend gegen Österreich auf dem Eis stehen. Der erst 22-jährige Deutsche Moritz Seider hat sich als einer der besten Verteidiger in der NHL bei Detroit einen Namen gemacht. Er ist 1,93 Meter groß, 93 Kilo schwer, eisläuferisch auf höchstem Niveau, wird für sein Spielverständnis gefeiert und ist gefürchtet für seine harten Checks. Im Vorjahr beendete er in der WM-Vorbereitung die Saison von Österreichs Dominic Zwerger. Heute (19.20 Uhr, ORF Sport +) kommt es zum Wiedersehen.
Davor sprach der junge Mann mit der langen Mähne kurz über das deutsche Selbstverständnis, über Spaß und seinen österreichischen Teamkollegen bei Detroit Marco Kasper.
Deutschland war mit drei knappen Niederlagen ins Turnier gestartet, am Donnerstag gab es mit dem 6:4 gegen Dänemark endlich den ersten Sieg. Der Fehlstart ließ Moritz Seider freilich nicht unruhig werden: „Wir haben uns wesentlich besser verkauft, als es die Tabelle darstellt. Gegen die Top-Nationen in der Welt haben wir sehr dominant gespielt.“
Den Druck der Medien, die das Team nach den ersten Partien kritisierten, verspürten Seider und seine Kollegen gar nicht. „Was draußen passiert, ist uns eigentlich ziemlich egal. Von den Medienmenschen geht leider keiner auf das Eis.“
Der Jungstar hat eine ziemlich lässige Art, mit der Erwartungshaltung und den eigenen Ansprüchen umzugehen. Seider betont mit einem Lächeln auf den Lippen: „Ich habe nur Spaß und fühle mich unglaublich wohl in der Truppe.“ Nachdem er zum Saisonende bei Detroit verletzt war und für die WM schon abgesagt hatte, kam er nach einer schnellen Heilung doch mit nach Tampere. „Ich komme jedes Mal mit einem Lächeln in die Kabine. Ich bin einfach nur froh, dass ich hier sein kann.“
Klare Rollen
Das will er natürlich auch nach dem Spiel gegen Österreich. Dass die Favoritenrolle klar vergeben ist, daran zweifelt Seider keinen Moment: „Wir müssen jetzt jedes Spiel gewinnen. Diesen Standard haben wir. Wir wollen uns überhaupt nicht mit anderen Teams vergleichen. Wenn wir alles gewinnen, ziehen wir ins Viertelfinale ein.“
Bei Detroit war er am Ende auch beim NHL-Debüt von Österreichs verletztem Jungstar Marco Kasper dabei. Seider erinnert sich: „Es war super. Marco ist in Detroit in die Kabine gestoßen und hatte ein großes Lächeln im Gesicht. Er war überhaupt nicht scheu und hat sofort Gas gegeben.“
Dass sich Kasper bei seinem Debüt verletzte und die Partie dennoch zu Ende spielte, sage viel über seinen Charakter aus. Eine Frage für Seider ist, ob ein junger Spieler körperlich für die Belastungen in der NHL bereit ist. „Natürlich hofft man, dass jeder Draft-Spieler dem NHL-Team so schnell wie möglich helfen kann. Aber es geht natürlich auch darum, was das Richtige für den Menschen ist.“ 82 Spiele im Grunddurchgang sind eine große Belastung. „Kein Europäer hat das zuvor je erlebt.“
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