Die Rückkehr der Eishockey-Gladiatoren

Die Rückkehr der Eishockey-Gladiatoren
Zwölf Klubs aus fünf Nationen starten in die Liga. In Pula wird in einem Amphitheater dem Puck nachgejagt.

Die Wartezeit hat ein Ende: 158 Tage, nachdem sich die Black Wings Linz am 1. April zum österreichischen Meister und Sieger der Erste Bank Eishockey Liga kürten, geht es wieder los. Bei der Partie zwischen Laibach und den Vienna Capitals erfolgt heute das erste Bully zur neuen Saison. Einer Saison, die viel Neues mit sich bringt.

Mit Freude wird dem Einstieg des EC Dornbirn und dem Liga-Comeback des HC Innsbruck entgegengeblickt, war doch der Wunsch nach mehr österreichischen Teams in den letzten Jahren immer lauter geworden.

Positiv ist auch der Schritt in Richtung mehr Professionalität. So wird künftig ein internationaler Strafsenat mit Mitgliedern aus Finnland, Schweden und der Schweiz mittels Video-Studium über Strafen und Sperren entscheiden. Damit gehören sportpolitische Verschwörungstheorien bei den Urteilssprüchen der Vergangenheit an.

Freiluftspiele

Nicht zu übersehen ist auch das Bemühen, die Unparteiischen auf ein höheres Level zu heben. War bereits im Vorjahr durch das Engagement des ehemaligen NHL-Referees Lyle Seitz als Coach für die EBEL-Schiris ein Aufwärtstrend erkennbar, so wird in diesem Jahr erstmals ein Ex-NHL-Referee in der Liga pfeifen. Stéphane Auger (42) aus Montreal wurde für drei Wochen engagiert. Der Kanadier wird Spiele wie das heutige in Laibach leiten und seine Erfahrung aus 749 NHL-Spielen weitergeben.

Zudem soll der neu eingeführte Unter-20-Bewerb, die Erste Bank Young Stars League, die Nachwuchsförderung ankurbeln. Eines der absoluten Highlights der Saison findet bereits von 14. bis 16. September statt: In der kroatischen Küstenstadt Pula bittet Zagreb zunächst Laibach und dann die Vienna Capitals im antiken Amphitheater zu Freiluftspielen der besonderen Art.

Favoritencheck

Linz: Kontinuität an der Spitze
In der vergangenen Saison hatte die Linzer kaum einer auf der Rechnung. Dann waren sie vom ersten Test bis zum letzten Finalspiel so souverän wie selten ein Team zuvor beim Titelgewinn. Die wenigen Abgänge wurden adäquat ersetzt, das Teamgefüge blieb gleich. Mit den drei neuen Legionären werden die Linzer im Angriff körperbetonter auftreten können. Genau das war letzte Saison die einzige Schwäche, weshalb man im Viertelfinale gegen die Capitals sieben Spiele benötigte. Ein Fragezeichen ist Tormann Westlund, der seine besten Tage hinter sich hat.
KURIER-Tipp: Finale

Vienna Capitals: Mit viel Schwung aus dem Tief
Eine Katastrophensaison mit der Play-off-Teilnahme in letzter Sekunde wie die letzte wird es in Wien nicht mehr geben. Tommy Samuelsson konnte mit dem neuen Scout Bernd Freimüller die Spieler selbst aussuchen. Entstanden ist eine in allen Linien bessere Mannschaft. Zaba/Weinhandl sind eines der besten Goalie-Duos der Liga, die Abwehr mit sechs gestandenen Verteidigern ist das Prunkstück der Wiener. Im Sturm ist der lang verletzt gewesene Rafael Rotter ein Hoffnungsträger. Außerdem werden sieben Legionäre im Angriff für viel Druck sorgen. Wien zählt somit zum engsten Favoritenkreis.
KURIER-Tipp: Finale

Salzburg: Alles neu beim Mitfavoriten
Die Salzburger starten heuer gleich mit 13 Legionären in die Meisterschaft. Nach dem Viertelfinal-Aus musste Trainer und Sportchef Pierre Pagé vieles umkrempeln. Das Team besteht vor allem aus Youngsters, aus den Routiniers Trattnig, Latusa und Raffl und Legionären. Wenn es Pagé schafft, daraus eine Einheit zu bilden, dann wird Salzburg wieder ganz vorne landen. Mit einer Verpflichtung von Bernd Brückler wäre auch die Tormann-Position sehr stark besetzt.
KURIER-Tipp: Semifinale

KAC: Der Jubiläumstitel als Bürde
Eigentlich hat der KAC alle Voraussetzungen für den Meistertitel. Die richtige Mischung aus Routiniers und hungrigen Talenten, starke Goalies, eine schnelle Spielweise. Doch auch in Klagenfurt ist nicht alles Gold, was glänzt. Daher steht der Theorie eine Praxis gegenüber, sodass der Traum vom 30. Titel wieder zum Albtraum werden könnte. Noch immer werden zu viele Chancen vergeben, noch immer ist die Defensive nicht sattelfest. Aber mit dem neuen Kanadier Jamie Lundmark und Patrick Harand an Stelle von Brander und Kalt dürfte das Team noch schneller geworden sein.
KURIER-Tipp: Semifinale

Villach: Der NHL-Star steht parat
In Villach ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Ein neuer Trainer (der Finne Hannu Järvenpää), neun neue Spieler (mit John Hughes, Topscorer der letzten Saison in Laibach, an der Spitze) – da ist das Erreichen der Play-offs ein Muss. Doch es könnte beim Ex-Meister mehr werden. Wenn es in den NHL tatsächlich ein Lock-out geben sollte, will man Michael Grabner vom Hudson River an die Drau holen. Soferne Versicherung (zirka 35.000 Dollar im Monat) und Gehalt berappt werden können.
KURIER-Tipp: Viertelfinale

Graz 99ers: Wren lädt zum Träumen ein
Graz hat schon bessere Eishockey-Zeiten gesehen. An die will man in dieser Saison anschließen. Möglich machen soll es ein inzwischen 38-Jähriger namens Bob Wren. 2005 mit dem Vienna Capitals Meister, hat er zuletzt im Spieleparadies Ravensburg gespielt. Die 99ers sind sein 16. Klub, Trainer Mario Richer sieht in ihm jenen "Routinier, der uns bisher gefehlt hat". Wren ist aber nur einer von elf neuen Cracks, die erst ein Team werden müssen.
KURIER-Tipp: Viertelfinale

Dornbirn: Vorarlberg hat wieder Eiszeit
Mehr als von Innsbruck darf man sich in in der ersten Saison von Dornbirn erwarten. Die Vorarlberger haben mit Red-Bull-Abfüller Rauch einen Top-Sponsor und holten zwölf Legionäre, darunter junge und arrivierte wie Bois (Salzburg) und Hecimovic. Dornbirn sieht sich als Ausbildungsklub für Österreicher und junge Legionäre.
KURIER-Tipp: Platz 9

Innsbruck: Ein Lehrjahr für den Aufsteiger
In Tirol wird erstmals seit 2009 wieder Spitzeneishockey gespielt. Mehr als ein Punktelieferant werden die Innsbrucker nicht sein. Dafür ist das Budget mit zwei Millionen Euro halb so groß wie bei den Top-Teams (und zirka ein Drittel von Salzburg). Nur fünf Legionäre stehen im Team, davon in der Liga bereits aussortierte wie Francis Lemieux oder Jon Insana.
KURIER-Tipp: Rang 12

Gäste-Quartett

Zagreb will erster internationaler Meister von Österreich werden. Coach Raymond hat aufgerüstet, seinem Team (mit 1,85 Metern im Schnitt das größte der Liga) ist einiges zuzutrauen. Im Play-off blieben die Kroaten aber stets unter den Erwartungen.
KURIER-Tipp: Viertelfinale

Laibach war in der vergangenen Saison sensationell im Semifinale und hat viele Spieler verloren. Topscorer Hughes, Top-Goalie Lamoureux und drei weitere Legionäre wanderten nach Villach weiter, einer nach Wien. Es gibt 14 Neue, der bekannteste ist Patrick Coulombe, der vor fünf Jahren bei Vancouver in der NHL spielte.
KURIER-Tipp: Platz 11

Fehervar hat zwar Top-Legionär Ryan an Villach verloren, dafür aber Banham (zuletzt bei Zagreb) verpflichtet. Coach Primeau ist ein Garant für gute Arbeit. Der Play-off-Einzug sollte keine Probleme bereiten.
KURIER-Tipp: Viertelfinale

Znaim hat im ersten Jahr überraschend das Viertelfinale erreicht. Da sich die Tschechen aber nicht großartig verstärkt haben, werden sie am Ende mit Innsbruck, Laibach und Dornbirn im untersten Viertel zu finden sein.
KURIER-Tipp: Platz 10

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