Deutscher Heimsieg in Garmisch, ÖSV wieder schwer geschlagen
Zuweilen carvt der Skiweltcup schon über seltsame Wege. Schlag’ nach bei Wolfgang Maier, dem Alpinchef des Deutschen Skiverbandes, der seine Vorfahrerin unlängst öffentlich zu mehr Einsatz und Aufwand beim Riesenslalom-Training aufgefordert hatte.
Wie es seine Art ist, nahm der 59-Jährige wenig Rücksicht auf Viktoria Rebensburgs persönliche Befindlichkeiten: „Sie hat ihr Potenzial über die Jahre aufgrund ihres unsagbaren Talents abgerufen, aber die Weltspitze gleicht das jetzt mit konsequenter Arbeit aus“, hatte der Bayer seiner Landsfrau ausgerichtet. „Mit dem derzeitigen Aufwand ist das Leistungsniveau auf dem Podium nicht mehr zu halten.“
Das hat gesessen. Allerdings ging der Schuss zunächst nach hinten los: Rebensburg, 2010 ja Olympiasiegerin im Riesenslalom, zeigte sich verschnupft, geriet beim Speed-Wochenende in Bansko vollends aus der Spur (22., 16., 12.), wurde zuletzt im Super-G in Rosa Chutor aber immerhin Achte.
Demonstration von Rebensburg
Doch der Russland-Trip war für die 30-Jährige aus einem ganz anderen Grund wertvoll. Denn bedingt durch all die Absagen konnte die Frau Bachelor of Arts in Sachen Sportmanagement den Garmisch-Sieg ihres Kollegen Thomas Dreßen im Fernsehen verfolgen. „Das war wirklich eine Inspiration“, sagte Viktoria Rebensburg.
Eine Inspiration mit Folgen: 0,61 Sekunden Vorsprung hatte sie am Ende der Damen-Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen auf die zweitplatzierte Federica Brignone aus Italien, 0,83 Sekunden auf die drittplatzierte Tschechin Ester Ledecka.
Eine Demonstration.
„Ich hab’ meine Probleme gehabt, im Ziel abzubremsen“, sagte Rebensburg nach ihrer Siegpremiere in der Abfahrt und strahlte. „Ich bin in den letzten Tagen viele Übungsformen gefahren, um technisch wieder dorthin zu kommen, wo ich mich wohlfühle, um schnell sein zu können.“ Und inzwischen hat auch Wolfgang Maier ein wenig zurückgerudert. „Meine Intention war, eine Lösung aufzuzeigen, damit wir die beste deutsche Skirennfahrerin mit dem meisten Talent wieder auf dem Podium sehen. Und nicht, die beste Skirennfahrerin in alle Einzelteile zu zerlegen.“
Eine Aussprache soll es jedenfalls bald einmal geben, kündigte Viktoria Rebensburg an. „Aber nicht zwischen Tür und Angel.“
Schwer geschlagen
Die österreichischen Lichtblicke waren rar gesät an diesem Samstagmittag im Werdenfelser Land: Nur Elisabeth Reisinger kam mit 1,80 Sekunden Verspätung in die Top Ten. „Dass der zehnte Platz rausgeschaut hat, freut mich“, sagte die 23-jährige Mühlviertlerin, die als einzige ÖSV-Dame zumindest Normalform erreichte.
Die Etablierten aber enttäuschten allesamt. Bei Vorjahressiegerin Stephanie Venier (12./+1,92) „ist zur Zeit einfach ein bissl der Wurm drin, das braucht man nicht schönreden. Da kann kann man nur weiterarbeiten.“
Und für Nicole Schmidhofer (16.) ist die Titelverteidigung im Abfahrtsweltcup langsam außer Reichweite. Zwar hatte sie einiges beim Material ausprobiert, der erhoffte Erfolg stellte sich freilich nicht ein. Bittere Erkenntnis der Steirerin: „Nix machen wäre noch schlimmer.“
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